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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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haben zu schreien, Boß? Würdest du noch Zeit haben zu schreien, wenn ich dir den Finger an der Stelle durch die Kehle stieße? Genau wie einen Fleischspieß durch ein Steak … Boß.
    Er trat in die schwüle Hitze hinaus. Die Gewitterwolken waren schon näher gekommen. Sie bewegten sich langsam und regenschwer. In der Ferne grollte der Donner. Es würde ein •heftiges Gewitter geben. Das Haus war nicht mehr weit. Er würde den Seiteneingang benutzen, wo früher die Küche war, und dann mit Fahrstuhl C vier Stockwerke nach unten fahren. Heute sollte er die Fußböden im Quartier des Mädchens schrubben und bohnern; das würde ihm eine gute Chance geben. Nicht, daß sie es ablehnte, mit ihm zu sprechen; das war es nicht. Aber sie war so verdammt distanziert. Er versuchte, den Tresor auf seine Weise zu knacken, und wenn er sie zum Lachen bringen könnte, nur einmal zum Lachen bringen, wenn sie über einen Witz auf Kosten der Firma gemeinsam lachen könnten, dann hätte er schon eine Ecke aufgebogen, an der er den Meißel ansetzen könnte. Nur ein Lachen. Das würde zwischen ihnen eine Gemeinsamkeit begründen, sie wären wie ein Komitee in geheimer Sitzung. Zwei gegen das Haus.
    Aber bisher hatte er ihr dieses Lachen noch nicht entlockt, und gerade darum bewunderte Rainbird sie mehr, als er in Worten hätte ausdrücken können.
2
    Rainbird schob seine Ausweiskarte in den dafür bestimmten Schlitz und ging in den Aufenthaltsraum für die Wärter, um noch eine Tasse Kaffee zu trinken, bevor er anfing. Er wollteeigentlich keinen Kaffee, aber es war noch früh. Er konnte es sich nicht leisten, seinen Eifer auch noch zu zeigen. Es war schon schlimm genug, daß Norton ihn bemerkt und dazu einen Kommentar abgegeben hatte.
    Er ging an die Heizplatte und schenkte sich ein wenig von der schwarzen Brühe ein. Dann setzte er sich. Wenigstens war noch keiner von den anderen Dummköpfen da. Er saß auf dem zerschlissenen grauen Sofa mit den ausgeleierten Sprungfedern und trank seinen Kaffee. Sein verunstaltetes Gesicht (für das Charlie nur sehr flüchtiges Interesse gezeigt hatte) war unbewegt und ließ kein Gefühl erkennen. Er dachte über die gegenwärtige Situation nach und versuchte, sie zu analysieren.
    Die Leute, die mit dieser Sache zu tun hatten, waren wie Rammadens grüne Jungs, die den Tresor im Supermarkt knacken wollten. Vorläufig faßten sie das Kind noch mit Samthandschuhen an, und das taten sie nicht aus Liebe zu dem Mädchen. Früher oder später würden sie erkennen, daß sie mit Samthandschuhen nichts erreichten, und wenn Sie alle »weichen« Möglichkeiten durchgespielt hatten, würden sie sich dazu entschließen, den Tresor zu sprengen. Wenn sie das taten, und davon war Rainbird iberzeugt, würden sie den Inhalt vernichten, wie Rammaden ihnen klargemacht hatte.
    In zwei oder drei Berichten der Ärzte hatte er schon den Ausdruck »leichte Schockbehandlung« gelesen – und einer dieser Ärzte war Pynchot gewesen, auf den Hockstetter hörte. Rainbird hatte einen Bericht über eventuelle Maßnahmen gelesen, der in einem so albernen Jargon abgefaßt war, daß es fast wie eine andere Sprache klang. Übersetzt lief die Empfehlung auf Gewaltanwendung hinaus. Wenn das Kind Zeuge wäre, wie man seinem Vater erhebliche Schmerzen zufügte, würde es seinen Widerstand aufgeben.
    Rainbird dachte darüber ganz anders. Wenn das Kind seinen Vater an eine Delco-Batterie angeschlossen sah und Zeuge war. wie er mit gesträubten Haaren eine schnelle Polka tanzt würde es möglicherweise ruhig auf sein Zimmer gehen, ein Wasserglas zerbrechen und die Scherben essen.
    Aber das konnte man ihnen nicht erzählen. Geld vernichten hatte bei der Firma, genau wie beim FBI und CIA Tradition Wenn sie jemanden ohne fremde Hilfe nicht schafften, gingen sie einfach mit ein paar Thompson-Maschinenpistolen und mit etwas Sprengstoff selbst hin und erledigten ihn. Man praktiziert einfach etwas Zyanidgas in Castros Zigarre. Das war verrückt, aber das konnte man ihnen nicht erzählen. Sie sahen nur ERGEBNISSE, Ergebnisse, die strahlten und blinkten wie ein Jackpot in Las Vegas. Also vernichteten sie das Geld und standen da mit ein paar grünen Fetzen in den Händen und wußten nicht, wie, zum Teufel, das geschehen war.
    Jetzt trafen weitere Wärter ein. Sie scherzten, schlugen einander auf die Schultern und berichteten von ihren Erlebnissen. Sie erzählten, welche Ersatzteile sie bei ihren Autos ausgewechselt hatten, sie sprachen über Weiber und

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