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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sauftouren, dann wieder über Autos. Derselbe Mist, immer wieder und immer wieder bis zum Ende der Welt, halleluja, Amen. Sie gingen Rainbird aus dem Weg. Keiner von ihnen mochte Rainbird. Er bowlte nicht, und er wollte sich nicht über sein Auto unterhalten, und er sah aus, als sei er einem Frankensteinfilm entsprungen. Er machte sie nervös. Wenn einer von ihnen Rainbird auf die Schulter geklopft hätte, hätte Rainbird ihn aufs Kreuz gelegt.
    Er holte einen Beutel Red Man und ein Blättchen aus der Tasche und drehte sich rasch eine Zigarette. Er blieb auf dem Sofa sitzen und rauchte, bis es Zeit war, in das Quartier des Mädchens hinunterzugehen.
    Alles in allem fühlte er sich so gut und so lebendig wie schon seit langem nicht mehr. Er spürte es deutlich und war dem Mädchen dafür dankbar. Sie würde nie erfahren, wie sie ihm für eine Weile das Leben zurückgegeben hatte – das Leben eines Mannes, der ein feines Empfinden für die Dinge hat und der große Hoffnungen hegt; das heißt, eines Mannes mit einem vitalen Anliegen. Es war gut, daß sie so schwierig war. Am Ende würde er sie bezwingen (einige sind schwer zu knacken, andere leicht, aber keiner ist unmöglich zu knacken); er würde sie für die anderen tanzen lassen, welchen Wert es auch immer haben mochte; und wenn der Tanz zu Ende war, würde er sie töten und ihr in die Augen schauen, in der Hoffnung, einen Funken des Begreifens zu erkennen, eine Botschaft zu erhalten aus diesem Übergang in etwas anderes, was immer es sein mochte.
    Bis dahin aber würde er leben.
    Er drückte seine Zigarette aus und stand auf, zur Arbeit bereit.
3
    Die Gewitterwolken ballten sich immer dichter zusammen. Um drei Uhr hing der Himmel tief und schwarz über dem Komplex von Longmont. Der Donner grollte schon vernehmlicher, machte sich immer deutlicher bemerkbar, und die Leute unten glaubten es jetzt auch. Die Gartenarbeiter stellten ihre Rasenmäher ab. Die Tische wurden von den Innenhöfen der beiden Häuser hineingenommen. In den Ställen versuchten zwei Pferdeknechte, die nervösen Tiere zu beruhigen, die sich bei jedem Donnern unruhig bewegten.
    Um drei Uhr dreißig brach der Sturm los; er kam so plötzlich, wie ein Revolvermann die Waffe zieht, und dann ging es gleich mit aller Gewalt los. Was als Regen begann, verwandelte sich rasch in Hagel. Der Wind kam von Westen und drehte sich dann plötzlich, so daß er aus der entgegengesetzten Richtung heranfegte. Blauweiß zuckten die Blitze und hinterließen einen leichten Ozongeruch. Dann wirbelten die Winde gegen den Uhrzeigersinn, und abends in den Wettermeldungen wurden in einem Film die Zerstörungen gezeigt, die ein Tornado angerichtet hatte, der das Longmont-Zentrum eben noch gestreift hatte.
    Die Firma überstand den Sturm einigermaßen. Der Hagel hatte zwei Fenster zerschlagen, und eine Sturmbö den Zaun um das eigenartige kleine Sommerhaus jenseits des Ententeichs herausgerissen und fünfzig Meter fortgefegt, aber das war schon der ganze Schaden (von abgebrochenen Zweigen und einigen zerstörten Blumenbeeten abgesehen – lediglich Arbeit für die Gärtner). Während des Unwetters rannten die Wachhunde zwischen dem äußeren und dem inneren Zaun wie verrückt hin und her, aber sie beruhigten sich schnell, als sich der Sturm legte.
    Der eigentliche Schaden entstand durch das Gewitter, das dem Hagel, dem Regen und dem Sturm folgte. Bis Mitternacht waren Teile des östlichen Virginia ohne Strom, denn die Kraftwerke von Rowantree und Briska waren durch Blitzschlag lahmgelegt. Das Hauptquartier der Firma gehörte zu dem Gebiet, das vom Kraftwerk in Briska versorgt wurde.
    In seinem Büro schaute Cap Hollister verärgert auf, als die Lichter ausgingen und das ruhige, unaufdringliche Summen der Klimaanlage verstummte. Der Stromausfall und die Gewitterwolken ließen für Sekunden ein schattiges Halbdunkel entstehen – Cap hatte gerade noch Zeit, »Verdammt!« zu flüstern und sich zu fragen, was, zum Teufel, mit den Notstromaggregaten los war.
    Er schaute aus dem Fenster und sah fast ununterbrochen die Blitze zucken. Am Abend würde einer der Posten im Wachgebäude seiner Frau berichten können, er habe eine Feuerkugel so groß wie zwei Bratenplatten gesehen, die vom schwächer aufgeladenen äußeren Zaun an den stärker aufgeladenen inneren Zaun und wieder zurück gesprungen sei.
    Cap griff nach dem Hörer, um sich wegen des Stromausfalls zu erkundigen – und dann gingen die Lichter wieder an. Die Klimaanlage nahm

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