Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Sie, wie Sie sich ihrer Mitarbeit möglichst lange versichern können. Wenn nichts mehr geht, schreiben Sie Ihren Bericht. Wenn man Ihre Daten für ausreichend hält, werden Ihnen weitere erhebliche Geldmittel zugewiesen. Sie fressen also die Karotte. Und dann können Sie wieder damit anfangen, ein paar unwissenden Idioten Ihre Hexenbrühe zu injizieren.«
    »Sie werden beleidigend«, sagte Hockstetter mit zitternder Stimme.
    »Und Ihre Dummheit kennt keine Grenzen«, antwortete Rainbird.
    »Und wie könnte man sie, Ihrer Meinung nach, für eine weitere Mitarbeit gewinnen?« fragte Cap.
    »Sie holen noch allerhand aus ihr heraus, wenn Sie ihr kleine Vorteile gewähren«, sägte Rainbird. »Ein Spaziergang auf dem Rasen. Oder … kleine Mädchen mögen Pferde. Lassen Sie sie doch von einem Stallknecht auf einem dieser Klepper mal über die Reitwege führen. Ich wette, dafür zündet sie Ihnen ein halbes Dutzend Feuer an. Das sollte ausreichen, ein Dutzend Federfuchser vom Schlage Hockstetters fünf Jahre lang auf Trab zu halten.«
    Hockstetter stieß seinen Stuhl zurück. »Ich habe es nicht nötig, mir so etwas anzuhören.«
    »Setzen Sie sich und halten Sie den Mund«, sagte Cap.
    Hockstetters Gesicht wurde krebsrot, und es sah aus, als ob er zuschlagen wollte. Aber seine Erregung verging so schnell wie sie gekommen war, und jetzt sah es aus, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Er setzte sich wieder.
    »Lassen Sie sie doch einmal in der Stadt einkaufen«, sagte Rainbird. »Arrangieren Sie für sie mal einen Ausflug nach Seven Flags in Georgia. Da kann sie mit der Berg-und Talbahn fahren. Vielleicht sogar zusammen mit ihrem guten Freund, dem Wärter John.«
    »Glauben Sie denn ernsthaft, daß allein diese Dinge –« fing Cap an.
    »Nein, das glaube ich nicht. Jedenfalls wird es nicht lange funktionieren. Früher oder später wird ihr Vater wieder in den Vordergrund rücken. Aber sie ist schließlich nur ein Mensch Sie will auch für sich selbst etwas. Sie wird eine Zeitlang mitmachen, weil sie weiß, daß sie was bieten muß, um zu kassieren. Aber am Ende geht es dann nur noch um den guten alten Daddy. Die kriegen Sie nicht zu Schleuderpreisen. Die ist zäh.«
    »Und das wäre das Ende der Straßenbahnfahrt«, sagte Cap nachdenklich. »Alles aussteigen. Das Projekt endet hier. Jedenfalls diese Phase.« In mancher Hinsicht war die Hoffnung auf ein mögliches Ende des Projekts für ihn eine gewaltige Erleichterung.
    »Noch nicht«, sagte Rainbird und lächelte sein freudloses Lächeln. »Wir haben noch eine Karte im Ärmel. Noch eine sehr dicke Karotte, wenn die anderen abgenagt sind. Nicht ihr Vater – nicht der ganz große Preis –, aber etwas, das sie noch eine Weile bei der Stange halten wird.«
    »Und das wäre?« fragte Hockstetter.
    »Das müssen Sie schon selbst herausfinden«, sagte Rainbird immer noch lächelnd, und schwieg dann. Cap dürfte es trotz seiner Auflösungserscheinungen während des letzten halben Jahres wohl herausbekommen. Er hatte bei halber Kraft mehr Witz als die meisten seiner Angestellten (und alle Anwärter auf seinen Sessel), wenn sie sich scharf ins Zeug legten. Hockstetter jedoch würde es nie begreifen. Er war mehrere Stockwerke über die Ebene seiner Fälligkeiten auf gestiegen. Hockstetter hätte alle Mühe, mit der Nase einen Haufen Scheiße zu finden
    Aber es spielte keine Rolle, ob sie herausbekamen, um was es sich bei der letzten Karotte in diesem kleinen Wettbewerb handelte; das Resultat wäre gleich. So oder so, Rainbird würde jetzt das Steuer übernehmen. Er hätte sie fragen können: Was glauben Sie, wer ihren Vater jetzt vertritt, wo er nicht da ist?
    Sollten sie es doch selbst herausbekommen. Wenn sie konnten.
    Rainbird lächelte immer noch.
4
    McGee saß vor seinem Fernsehgerät. Die kleine gelbe Lampe über dem Geldeinwurf leuchtete bernsteinfarben. Auf der Mattscheibe versuchte Richard Dreyfuss, mit seiner Darstellungskunst Andys Wohnzimmer zu beleben. Andy verfolgte die Sendung mit ruhigem, gelassenem Vergnügen. Innerlich kochte er vor Nervosität. Heute war der Tag.
    Für Andy waren die drei Wochen seit dem Stromausfall eine Zeit fast unerträglicher Spannung gewesen. Aber in den seelischen Druck hatten sich helle Fäden schuldbewußter Heiterkeit eingewoben. Er verstand jetzt, wieso der russische KGB solchen Terror verbreiten konnte und wie sehr George Orwells Winston Smith die kurze Periode seiner verrückten, heimlichen Rebellion genossen

Weitere Kostenlose Bücher