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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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angehört. Er hatte wirklich das Gefühl, daß -
    Seltsamerweise und ohne es zu wollen, mußte er wieder an den Müllschlucker denken, den er zu Hause hatte installieren lassen. Auch das gefiel ihm nicht. Ständig hatte er in letzter Zeit diesen verdammten Müllschlucker im Kopf und schien den Gedanken daran gar nicht loswerden zu können. Besonders wenn er sich mit Andy McGee beschäftigte, trat dieser Gedanke in den Vordergrund. Das dunkle Loch in dem Ding war mit einer Gummimanschette versehen … irgendwie vaginal …
    Er lehnte sich noch weiter zurück und hing seinen Gedanken nach. Als er aus seinen Träumen fuhr, stellte er entsetzt fest, daß inzwischen zwanzig Minuten vergangen waren. Er nahm ein Formular und schrieb eine Notiz an diesen dreckigen Hockstetter, in der er sich für den Satz »es geht ja nur um Geld« entschuldigte. Mit Mühe verzichtete er darauf, seine Bitte um drei Monate noch einmal vorzutragen (und wieder stand ihm das Bild des glatten, dunklen Lochs im Müllschlucker vor Augen). Wenn Hockstetter zwei sagte, dann blieb es eben dabei. Aber wenn er bei McGee Resultate erzielte, würden fünfzehn Minuten später Hush Puppies Größe neun auf Hockstetters Schreibtisch stehen, und Messer und Gabel würde er gleich dazulegen.
    Die Notiz war fertig. Er schrieb Herrn darunter, lehnte sich zurück und rieb sich die Schläfen. Er hatte Kopfschmerzen.
    In der Oberschule und am College war Herrn Pynchot ein heimlicher Transvestit gewesen. Er liebte es, sich wie eine Frau zu kleiden, denn das ließ ihn … nun, schön aussehen. Als junger Student und Mitglied der Verbindung Delta Tau Delta hatten ihn zwei seiner Verbindungsbrüder einmal dabei überrascht. Der Preis für ihr Schweigen war eine rituelle Demütigung, die sich nicht sehr von den Schikanen unterschied, die man, sehr zu Pynchots Belustigung, auch anderen zugefügt hatte.
    Um zwei Uhr morgens hatten die beiden in der Küche von einem Ende zum anderen Unrat und Abfälle verstreut und Pynchot gezwungen, nur mit einem Damenslip, Strumpfgürtel, Strümpfen und einem mit Toilettenpapier ausgestopften BH bekleidet, alles wieder zu säubern und anschließend den Fußboden aufzuwischen, und dabei hatte ständig die Gefahr einer erneuten Entdeckung bestanden: es hätte nur ein weitererVerbindungsbruder kommen müssen, der sich vielleicht einen Morgenimbiß aus der Küche holen wollte.
    Anschließend hatten sie gemeinsam onaniert, und darüber hätte Pynchot noch froh sein können, denn das war vermutlich der einzige Grund, warum sie ihr Versprechen auch tatsächlich hielten. Aber er war, entsetzt und von sich selbst angewidert aus der Verbindung ausgetreten – hauptsächlich, weil der ganze Vorfall ihn irgendwie erregt hatte. Seitdem hatte er sich nie wieder »verkleidet«. Er war nicht schwul. Er hatte eine gutaussehende Frau und zwei nette Kinder, und das bewies, daß er nicht schwul war. Er hatte schon seit Jahren nicht mehr an diesen demütigenden Zwischenfall gedacht. Und doch –,
    Das Bild des glatten, dunklen Lochs im Müllschlucker blieb Und seine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden.
    Das Echo, das Andy mit seiner Beeinflussung ausgelöst hatte, hatte sich eingestellt. Noch war es langsam; das Bild des Müllschluckers, mit dem Begriff schön gekoppelt, kam nur zeitweilig. Aber es würde sich beschleunigen. Es würde anfangen, von allen Seiten her auf ihn einzudringen. Bis es unerträglich wurde.
9
    »Nein«, sagte Charlie. »Das ist falsch.« Sie drehte sich um und verließ den kleinen Raum wieder. Ihr Gesicht war blaß und übermüdet.
    »He, einen Augenblick«, sagte Hockstetter und breitete die Arme aus. Er lachte kurz auf. »Was ist denn falsch, Charlie?
    »Alles«, sagte sie. »Alles ist falsch.«
    Hockstetter sah sich im Raum um. In einer Ecke war eine Sony-TV-Kamera aufgestellt. Ihre Kabel führten durch die mit Preßkork beschichtete Wand zu einem Gerät im angrenzenden Beobachtungsraum. Auf einem Tisch in der Mitte des Zimmers stand ein Stahltablett voller Holzspäne. Links stand ein Elektroencephalograph mit Anschlußdrähten. Ein junger Mann in weißem Kittel bewachte das Gerät.
    »Das ist nicht sehr hilfreich«, sagte Hockstetter. Er lächelte immer noch väterlich, aber er war wütend. Um das zu erkennen, brauchte man kein Gedankenleser zu sein; man brauchte ihm nur in die Augen zu sehen.
    »Sie hören nicht zu«, rief sie schrill. »Keiner von Ihnen hört zu, außer –«
    (außer John, aber das darfst du nicht

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