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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er in der Nähe war.
    Sie sah zu dem Tablett mit den Holzspänen hinüber. Es war kein Zustoßen; eher ein Schieben. Sie dachte daran, und war entsetzt und hatte Angst, als sie merkte, daß sie es tun wollte. Sie dachte daran wie jemand, der erhitzt und hungrig vor einem Schokoladeneisbecher sitzt und seinen Inhalt verschlingen möchte. Das war okay, aber man brauchte einen Augenblick, um es zu … genießen.
    Sie schämte sich dafür, daß sie es wollte, aber dann schüttelte sie fast wütend den Kopf. Warum sollte ich es nicht wollen? Wenn Leute etwas gut können, wollen sie es auch tun. Wie Mami mit ihrem doppelten Kreuzstich und Mr. Douray in Port City, etwas weiter unten in der Straße, der so gern Brot backte. Wenn er genug im
    Haus hatte, backte er es für andere. Wenn man etwas gut kann, will man es auch tun …
    Holzspäne, dachte sie ein wenig verächtlich. Sie hätten mir etwas Schweres geben sollen.
13
    Der Techniker spürte es zuerst. Er fühlte sich heiß und ungemütlich und verschwitzt in seiner Asbestkleidung, und zuerst dachte er, das sei auch alles. Dann sah er, daß die Alphawellen des Kindes jetzt in diesem hohen, spitzen Rhythmus verliefen, der ein untrügliches Zeichen äußerster Konzentration ist und auf rege Tätigkeit der Phantasie hinweist.
    Sein Gefühl, daß es heißer wurde, steigerte sich und schlug plötzlich in Angst um.
14
    »Irgend etwas geht dort drüben vor«, sagte einer der Techniker im Beobachtungsraum mit heller, aufgeregter Stimme. »Die Temperatur ist eben um zwölf Grad gestiegen. Ihr Alpha-Muster sieht aus wie die verdammten Anden –«
    »Es geht los!« rief Cap. »Es geht los!« Seine Stimme vibrierte und klang durchdringend wie der Triumphschrei eines Mannes, der jahrelang auf diesen Augenblick gewartet hatte.
15
    Sie richtete ihre Energie gegen das Tablett mit den Holzspänen Sie gingen nicht in Flammen auf. Sie explodierten. Sekunden bruchteile später drehte sich das Tablett ein paarmal um die eigenen Achse, wobei es brennendes Holz versprühte, und knallte so hart gegen die Wand, daß im Stahlblech eine Delle zurückblieb.
    Der Techniker, der das EEG überwacht hatte, schrie vor Angst auf und stürzte plötzlich zur Tür. Der Klang seinesSchreis versetzte Charlie auf den Flughafen von Albany zurück. Es war der Schrei Eddi Delgardos, der mit seinen brennenden Armeestiefeln in die Damentoilette rannte.
    In plötzlichem Entsetzen, aber auch mit Stolz, dachte Charlie: Mein Gott, es ist viel stärker geworden!
    Die Stahlwand hatte sich eigenartig gewellt, und der Raum hatte sich explosiv erhitzt. Im Nebenraum war das Digitalthermometer anfangs von 21 auf 27 Grad gestiegen und dort stehengeblieben. Jetzt aber kletterte es rasch auf über 35 Grad.
    Charlie konzentrierte sich jetzt auf die Wanne. Sie war einer Panik nahe. Im Wasser zeigten sich Strudel, die dann zu Blasen aufsprangen. Innerhalb von fünf Sekunden war aus dem kalten Inhalt der Wanne sprudelndes, dampfend kochendes Wasser geworden.
    Der Techniker war verschwunden und hatte die Tür zum Versuchsraum offengelassen. Im Beobachtungsraum entstand plötzlich ein aufgeregtes Durcheinander. Cap stand mit offenem Mund an der Glasscheibe und starrte auf das kochende Wasser in der Wanne. Dampfwolken stiegen auf, und das Einwegglas fing an zu beschlagen. Nur Rainbird war ganz ruhig und stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen lächelnd da. Er wirkte wie ein Lehrer, dessen bester Schüler soeben eine besondere schwierige Aufgabe gelöst hat.
    (Zurück!)
    Sie schrie in Gedanken.
    (Zurück! Zurück! ZURÜCK!)
    Und plötzlich war es weg. Irgend etwas klinkte aus, bewegte sich noch eine oder zwei Sekunden im Leerlauf und hielt dann einfach an. Ihre Konzentration wandte sich vom Feuer ab. Sie konnte das Zimmer wieder erkennen und merkte, daß sie durch die Hitze, die sie verursacht hatte, ins Schwitzen geraten war. Im Beobachtungsraum blieb das Thermometer bei 36 Grad stehen und sank dann um ein Grad. Die wild kochende Flüssigkeit beruhigte sich – aber mindestens der halbe Inhalt war verkocht. Trotz der geöffneten Tür war der kleine Raum so feucht und heiß wie eine Sauna.
16
    Hockstetter prüfte fieberhaft seine Instrumente. Sein Haar, sonst so ordentlich und straff zurückgekämmt, war jetzt zerzaust und stand hinten hoch. Er sah ein wenig aus wie Alfalfa aus Die kleinen Schelme.
    »Wir haben es!« keuchte er. »Wir haben es, wir haben alles … es ist auf Band … der Temperaturanstieg … haben Sie gesehen,

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