Feuerkind
sagen)
»Dann sag uns, was wir ändern sollen«, sagte Hockstetter.
Sie ließ sich nicht beruhigen. »Wenn Sie zugehört hätten, würden Sie es selbst wissen. Das Stahltablett mit den Holzspänen, das ist in Ordnung, aber das ist auch das einzige. Der Tisch ist aus Holz, das Zeug an der Wand brennt leicht … auch die Kleidung des Mannes da.« Sie zeigte auf den Techniker, der leicht zusammenzuckte.
»Charlie –«
»Auch die Kamera.«
»Charlie, diese Kamera ist –«
Sie ist aus Plastik, und wenn sie heiß genug ist, explodiert sie, und die Stücke fliegen durch die Gegend. Und hier ist kein Wasser! Ich sagte Ihnen doch, daß ich Wasser brauche, wenn es erst einmal anfängt. Mein Vater und meine Mutter haben mir das gesagt. Ich kann nur Feuer anzünden, wenn Wasser zum Löschen da ist. Oder … oder …«
Sie brach in Tränen aus. Sie brauchte jetzt John. Und ihren Vater. Sie wollte hier weg. Sie hatte die letzte Nacht nicht geschlafen.
Hockstetter sah sie nachdenklich an. Die Tränen, ihre Erregung … das alles schien darauf hinzudeuten, daß sie weitermachen wollte. »In Ordnung, Charlie. Sag uns, was wir tun sollen, und wir tun es.«
»Gut«, sagte sie. »Oder Sie bekommen nichts.«
Hockstetter dachte: Wir werden eine Menge bekommen, du Rotzgör.
Wie sich herausstellen sollte, hatte er damit absolut recht.
10
Am späten Nachmittag zeigte man ihr einen anderen Raum. Als man sie vorher in ihr Quartier zurückbrachte, war sie vor dem Fernsehgerät gleich eingeschlafen – ihr Körper war noch jung genug, um trotz ihrer Sorge und Verwirrung sein Recht zu fordern – und erst nach fast sechs Stunden wieder aufgewacht Nachdem sie dann noch ein wenig gegessen hatte, fühlte sie sich wieder ganz gut und hatte sich auch besser in der Gewalt Sie sah sich lange und sorgfältig im Raum um.
Das Tablett mit den Holzspänen stand auf einem Metalltisch. Die Wände bestanden aus grauem Stahlblech.
Hockstetter sagte: »Der Techniker trägt einen Asbestanzug und Asbestschuhe.« Während er mit ihr sprach, lächelte er wieder sein väterliches Lächeln.
Der Mann am EEG schwitzte und schien sich nicht sehr wohl zu fühlen. Er trug eine weiße Tuchmaske, um keine Asbestfasern einzuatmen. Hockstetter zeigte auf einen breiten Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. »Das ist ein Einwegspiegel Dahinter steht unsere Kamera. Und dort drüben siehst du die Wanne.«
Charlie ging hinüber. Es war eine altmodische Wanne mit Klauenfüßen, und sie paßte ganz und gar nicht in diese sachliche Umgebung. Sie war voll Wasser. Charlie fand, daß es ausreichte.
»In Ordnung«, sagte sie.
Hockstetters Grinsen wurde noch breiter. »Fein.«
»Aber Sie müssen in den anderen Raum gehen. Ich will Sie nicht ansehen müssen, wenn ich es tue.« Charlie starrte Hockstetter rätselhaft an. »Es könnte etwas passieren.«
Hockstetters väterliches Lächeln wurde ein wenig verkniffen
11
»Sie hat recht«, sagte Rainbird. »Wenn Sie auf sie gehört hätten, wäre alles schon beim ersten Mal in Ordnung gewesen.«
Hockstetter sah ihn an und schnaufte. »Aber Sie glauben es immer noch nicht, oder doch?« Hockstetter, Rainbird und Cap standen hinter dem Einweg Spiegel. Hinter ihnen stand die Kamera. Sie war auf den Raum gerichtet, und summte fast unhörbar. Das Glas war leicht polarisiert, und im Testraum sah alles leicht blau aus wie eineLandschaft, die man von einem Greyhound-Bus aus durchs Fenster erblickt. Der Techniker schloß Charlie an das Gerät an. Ein TV-Monitor im Nebenzimmer zeichnete ihre Gehirnströme auf.
»Sehen Sie sich die Alphawerte an«, murmelte einer der Techniker. »Sie ist ziemlich aufgeregt.«
»Angst«, sagte Rainbird. »Sie hat wirklich Angst.«
»Jetzt glauben Sie es, nicht wahr?« fragte Cap plötzlich. »Zuerst wollten Sie es nicht glauben, aber jetzt.«
»Ja«, sagte Rainbird. »Ich glaube es.«
Im anderen Raum trat der Techniker von Charlie zurück. »Hier sind wir fertig.«
Hockstetter legte einen Kippschalter um. »Du kannst anfangen, Charlie.«
Charlie hatte ihr Gesicht dem Einwegspiegel zugewandt, und einen schaurigen Augenblick lang schien sie Rainbird direkt in sein verbliebenes Auge zu schauen.
Er schaute sie an und lächelte schwach.
12
Charlie McGee schaute in den Einwegspiegel und sah nichts als ihr eigenes Bild, aber das Gefühl, beobachtet zu werden, war sehr intensiv. Sie wünschte sich, John könnte dabeisein; dann hätte sie sich besser gefühlt. Aber sie hatte nicht das Empfinden, daß
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