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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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noch geschehen konnten. Aber als sie sich wieder dem Zaun und der Straße, die aus dem Gelände der Firma hinausführte, zuwandte, sah sie Menschen, die sich in blinder und wilder Panik gegen den Zaun warfen. An einigen Stellen war der Zaun so beschädigt, daß es einigen gelungen war, über ihn zu klettern. Die Hunde hatten eine junge Frau in einem gelben Gaucho-Rock angefallen, die fürchterlich schrie. Und so deutlich, als ob er noch lebte und neben ihr stünde, hörte sie ihren Vater sagen: Genug, Charlie! Es ist genug. Hör auf, solange du noch kannst!
    Aber war sie dazu überhaupt noch in der Lage?
    Sie wandte sich vom Zaun weg und hielt verzweifelt Ausschau nach etwas, das sie dringend brauchte, um die Kräfte zurückzudrängen, sie im Gleichgewicht und in der Schwebe zu halten. Sie breiteten sich weiter aus, ziellos und in verrückten Spiralen, die auf dem Gras ein sich ständig ausdehnendes Muster bildeten.
    Nichts, Nichts. Nur – Der Ententeich.
22
    OJ wollte verschwinden, und kein Hund sollte ihn aufhalten.
    Er war aus dem Haus geflüchtet, als die anderen im Begriff waren, das Stallgebäude zu umstellen. Er hatte große Angst, aber er befand sich noch nicht in solcher Panik, daß er versucht hätte, den elektrisch aufgeladenen Zaun zu übersteigen, nachdem sich die Tore automatisch geschlossen hatten. Er hatte hinter dem knorrigen Stamm einer alten Ulme gestanden und von dort aus die Katastrophe beobachtet. Nachdem das kleine Mädchen die Kurzschlüsse im Zaun herbeigeführt hatte, wartete er, bis sie sich auf die Zerstörung des Hauses konzentrierte. Dann rannte er an den Zaun, den Revolver in der rechten Hand.
    Als diese Sektion des Zauns ohne Strom war, stieg er hinüber und sprang in den Hundeauslauf hinab. Zwei der Tiere attak-kierten ihn. Er stutzte sein rechtes Handgelenk mit der Linken und erschoß beide. Die Biester waren riesig, aber sein Revolver war stärker. Die Köter konnten kein Pal mehr fressen, es sei denn, das Zeug wurde auch im Hundehimmel serviert.
    Ein dritter Hund fiel ihn von hinten an, riß ihm die Hose auf und ein gutes Stück aus seiner linken Hinterbacke und stieß ihn zu Boden. OJ drehte sich um und wehrte mit einer Hand den Hund ab. In der anderen hielt er den Revolver, mit dessen Griff er auf das Tier einschlug. Als der Hund nach seiner Kehle schnappte, stieß er ihm den Lauf entgegen. Sauber glitt der Lauf dem Dobermann in den Rachen, und OJ drückte ab. Es gab einen gedämpften Knall.
    »Das war knapp!« schrie OJ und kam zitternd wieder auf die Beine. Er lachte hysterisch. Die äußere Pforte stand nicht mehr unter Strom; auch hier hatte es einen Kurzschluß gegeben. OJ versuchte, sie zu öffnen. Schon hatten sich weitere Leute herangedrängt und rüttelten am Zaun. Die restlichen Hunde waren knurrend zurückgewichen. Einige der überlebenden Agenten hatten ebenfalls ihre Waffen gezogen und erledigten ein Tier nach dem anderen. Genügend Disziplin war zurückgekehrt, daß die Männer mit Revolvern um die unbewaffneten Sekretärinnen, Analytiker und Techniker einen Halbkreis bildeten, um sie gegen die wütenden Tiere abzuschirmen.
    OJ warf sich mit seinem ganzen Gesicht gegen die Pforte, aber sie gab nicht nach. Wie alles andere hatte sie sich automatisch verriegelt. OJ sah sich um und wußte nicht, was er tun sollte. Allein und unbeobachtet das Weite zu suchen, war gut und schön, aber hier gab es zu viele Zeugen.
    Wenn dieses Höllenkind überhaupt Zeugen übrigließ.
    »Sie müssen über den Zaun steigen!« schrie er. Seine Stimme verlor sich in der allgemeinen Verwirrung. »Rübersteigen, verdammt!« Keiner antwortete. Sie drängten sich nur gegen den Zaun, stumm und mit Gesichtern, in denen nackte Panik zu lesen war.
    OJ packte eine Frau, die sich neben ihm gegen die Pforte gelehnt hatte. »Neiiin!« kreischte sie.
    »Steig rüber, du Miststück!« brüllte OJ und stieß ihr zur Aufmunterung in den Rücken. Sie fing an zu klettern.
    Andere sahen es und begriffen. Der innere Zaun qualmte noch, und stellenweise sprühten noch Funken auf. Ein fetter Kerl, den OJ als einen der Köche erkannte, hielt sich an grob geschätzten zweitausend Volt fest. Er zuckte und sprang, und seine Füße vollführten im Gras einen wilden Tanz. Er hatte den Mund weit aufgerissen, und seine Wangen färbten sich schwarz.
    Wieder sprang einer der Hunde vor und riß einem mageren, bebrillten jungen Mann in einem Laborkittel einen Fetzen Fleisch aus dem Bein. Einer der Agenten schoß auf den

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