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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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auf die Schneeflecken, die sich langsam um sie herum bildeten, und dann hinüber zu West. »Schlechte Straßen, schlechtes Gelände, schlechtes Wetter. Das ist nicht gerade die beste Ausgangssituation, was, Herr Oberst?«
    »Nein«, sagte West düster, aber zunächst einmal war es seine eigene Situation, die ihm den meisten Kummer bereitete.
    »Kommen Sie schon, es könnte schlimmer sein. Sie dürfen sich südlich des Flusses irgendwo eingraben, an einem hübschen, warmen Ort. Wahrscheinlich werden Sie den ganzen Winter über kein Härchen von den Nordmännern zu Gesicht bekommen. Und ich habe gehört, dass der Prinz und sein Gefolge eine sehr gute Tafel halten. Das ist um einiges besser, als sich mit Poulder und Kroy durch den Schnee zu quälen.«
    »Natürlich, Herr Marschall.« West war sich allerdings nicht so sicher.
    Burr warf einen Blick über die Schulter zu den Wachen, die in respektvollem Abstand hinter ihnen her trotteten. »Wissen Sie, als ich noch jung war, bevor mir die zweifelhafte Ehre zuteil wurde, das Heer des Königs zu kommandieren, liebte ich es zu reiten. Ich ritt Meilen um Meilen in vollem Galopp. Dann fühlte ich mich … lebendig. Heutzutage scheint dafür einfach keine Zeit mehr zu sein. Besprechungen, Papiere, man sitzt an irgendwelchen Tischen, ich tue gar nichts anderes mehr. Manchmal möchte man einfach mal lospreschen, nicht wahr, West?«
    »Sicher, Herr Marschall, aber jetzt wäre doch wohl …«
    »Hü!« Der Lord Marschall gab seinem Pferd energisch die Sporen, und das Tier galoppierte den schmalen Pfad entlang und schleuderte mit seinen Hufen Dreckklumpen hoch. West sah ihm einen Moment lang mit leerem Blick nach.
    »Verdammt«, flüsterte er. Der starrköpfige alte Narr konnte abgeworfen werden und sich seinen dicken Hals brechen. Was würde dann aus ihnen werden? Prinz Ladisla müsste den Befehl übernehmen. West erschauerte bei dem Gedanken und spornte sein eigenes Tier an. Welche Wahl blieb ihm?
    Die Bäume schossen auf beiden Seiten vorbei, die Straße floss unter ihm dahin. Seine Ohren dröhnten vom Donnern der Hufe und dem Rasseln seiner Rüstung. Der Wind fuhr ihm in den Mund und brannte in seinen Augen. Geradewegs, wie aus dem Nichts, schossen die Schneeflocken auf ihn zu. West sah kurz hinter sich. Die Wachen waren sich ins Gehege gekommen, ihre Pferde rempelten sich gegenseitig an, und so blieben sie immer weiter zurück.
    Er konnte nichts weiter tun, als mit Burr Schritt zu halten und darauf zu achten, dass er nicht aus dem Sattel geworfen wurde. Das letzte Mal, dass er so schnell geritten war, lag Jahre zurück, und da war er über eine trockene Ebene gejagt, mit einem Grüppchen gurkhisischer Reiter auf den Fersen. Er hatte damals kaum mehr Angst gehabt als jetzt. Seine Hände umklammerten die Zügel beinahe schmerzhaft fest, sein Herz schlug schnell vor Angst und Aufregung. Er merkte, dass er lächelte. Burr hatte recht gehabt. Man fühlte sich lebendig.
    Der Lord Marschall ritt allmählich langsamer, und West zügelte sein eigenes Pferd ein wenig, als er mit ihm auf gleicher Höhe war. Er lachte jetzt, und er hörte, wie Burr neben ihm ebenfalls leise vor sich hin gluckste. So hatte er seit Monaten nicht mehr gelacht. Seit Jahren vielleicht nicht mehr, er konnte sich an das letzte Mal gar nicht mehr erinnern. Plötzlich fiel ihm im Augenwinkel etwas auf.
    Er spürte einen entsetzlichen Ruck, einen wuchtigen Schmerz in der Brust. Sein Kopf schnellte nach vorn, die Zügel wurden ihm aus den Händen gerissen, und plötzlich stand alles auf dem Kopf. Sein Pferd war verschwunden. Er rollte über den Boden und überschlug sich mehrfach.
    Dann versuchte er aufzustehen, und die Welt
begann
zu schlingern. Bäume und weißer Himmel, die ausschlagenden Hufe eines Pferdes, herumfliegender Dreck. Er stolperte und stürzte auf die Straße, bekam Erde in den Mund. Jemand half ihm auf, riss ruppig an seinem Mantel und versuchte, ihn in den Wald zu zerren.
    »Nein«, keuchte er, wobei er wegen des Schmerzes in seiner Brust kaum atmen konnte. Es gab keinen Grund, dorthin zu gehen.
    Ein schwarzer Strich zwischen den Bäumen. Er taumelte vorwärts, vornübergebeugt, stolperte über den Saum seines Mantels und brach durchs Unterholz. Ein Seil hatte über der Straße gelegen und war gespannt worden, als sie vorbeikamen. Jemand zog ihn halb, halb trug er ihn. Sein Kopf drehte sich, und er hatte jegliches Richtungsgefühl verloren. Eine Falle. West griff unsicher nach seinem Schwert. Es

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