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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gesicht starrte. Er hatte gedacht, er würde es später wieder ins Lot bringen. Aber nun gab es kein Später mehr. Das hier war alles, was es noch gab. Er fühlte Tränen in den Augen brennen.
    »Tut mir leid«, murmelte er leise, »tut mir leid.« Er schloss die Augen und wartete auf das Ende.
    »Das muss dir nicht leid tun, Freund. Ich würde mal sagen, er ist schon schlimmer gebissen worden.«
    Ein weiterer Nordmann war aus dem Wald geglitten und hockte sich nun neben West. Strähniges, verfilztes Haar umrahmte sein schmales Gesicht. Flinke, dunkle Augen. Kluge Augen. Er grinste durchtrieben und wirkte alles andere als Vertrauen erweckend. Zwei Reihen fester, gelber, spitzer Zähne. »Hinsetzen«, sagte er mit einem so dicken Akzent, dass West ihn kaum verstand. »Hinsetzen und still sein ist das Beste.«
    Ein vierter Mann stand vor ihm und Burr. Ein großer Mann mit breiter Brust, dessen Handgelenke so dick waren wie Wests Knöchel. Sein Bart, auch sein struppiges Haar waren von grauen Fäden durchzogen. Der Anführer, so schien es, jedenfalls angesichts der Art und Weise, wie die anderen ihm Platz machten. Er sah auf West hinunter, langsam und nachdenklich, wie ein Mann eine Ameise ansieht, während er überlegt, ob er sie unter seinem Stiefel zermalmen soll oder nicht.
    »Wer von ihnen ist wohl Burr?«, brummte er auf Nordisch.
    »Ich bin Burr«, sagte West. Er musste den Lord Marschall beschützen. Er musste einfach. Ohne nachzudenken, versuchte er sich aufzurichten, aber er war noch benommen von dem Sturz und musste sich an einem Ast festhalten, um nicht wieder umzufallen. »Ich bin Burr.«
    Der alte Krieger sah an ihm hinauf und hinunter, langsam und mit festem Blick. »Du?« Er brach in schallendes Gelächter aus, tief und bedrohlich wie ein Sturm, der aus der Ferne heranzieht. »Das gefällt mir! Das ist hübsch!« Er wandte sich an den bösartig Aussehenden. »Siehste? Ich dachte, du hättest gesagt, sie hätten keinen Mumm, diese Südländer?«
    »Ich hab gesagt, sie hätten kein Hirn.« Der Einohrige bedachte West mit einem Blick, mit dem eine hungrige Katze einen Vogel ansehen mochte. »Und da bin ich noch nicht vom Gegenteil überzeugt.«
    »Ich denke, es ist der hier.« Der Anführer blickte nun auf Burr. »Du Burr?«, fragte er in der Gemeinen Sprache.
    Der Lord Marschall sah zu West und dann zu den Nordmännern hinauf, dann stand er langsam auf. Er reckte sich und bürstete den Dreck von seiner Uniform, wie ein Mann, der bereit ist, in Würde zu sterben. »Ich bin Burr, und ich werde euch kein Spektakel bieten. Wenn ihr uns umbringen wollt, dann solltet ihr es jetzt tun.« West blieb, wo er war. Würde zu zeigen, das schien jetzt die Mühe nicht wert. Er konnte beinahe schon fühlen, wie die Axt in seinen Kopf biss.
    Aber der Nordmann mit den grauen Haaren in seinem Bart lächelte nur. »Ich verstehe, wieso du das glaubst, und es tut uns leid, falls wir euch einen Schreck eingejagt haben, aber wir wollen euch nicht töten. Wir sind hier, um euch zu helfen.«
    West versuchte aus dem, was er hörte, irgendwie schlau zu werden.
    Burr war ebenso verblüfft. »Uns zu helfen?«
    »Es gibt viele im Norden, die Bethod hassen. Es gibt viele, die nicht aus freien Stücken vor ihm knien, und manche, die es gar nicht tun. Solche sind wir. Wir haben eine Fehde mit diesem Drecksack, die schon seit langem köchelt, und wir wollen sie begleichen oder bei dem Versuch umkommen. Wir können nicht allein gegen ihn kämpfen, aber wir haben erfahren, dass ihr gegen ihn zieht. Deswegen dachten wir, stoßen wir am besten zu euch.«
    »Ihr stoßt zu uns?«
    »Wir haben einen langen Weg hinter uns, und nach dem, was wir unterwegs gesehen haben, könnt ihr die Hilfe gebrauchen. Aber als wir hier ankamen, waren eure Leute nicht gerade begeistert.«
    »Sie waren ein bisschen unhöflich«, sagte der Schlanke, der neben West hockte.
    »Das stimmt wohl, Hundsmann, das stimmt wohl. Aber wir sind keine Leute, die sich von so was abschrecken lassen. Deswegen hatte ich die Idee, dass ich direkt mit dir reden sollte, von einem Häuptling zum anderen, sozusagen.«
    Burr sah zu West hinüber. »Sie wollen auf unserer Seite kämpfen«, sagte er. West blinzelte zurück und versuchte noch immer, den Gedanken zu verdauen, dass er den Tag vielleicht doch überleben würde. Der, den sie Hundsmann nannten, hielt ihm ein Schwert hin, mit dem Griff voran, und grinste. Es dauerte einen Augenblick, bis West begriff, dass es sein eigenes

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