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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gesicht, ein dunkles, direkt dahinter, ein Gesicht mit einer langen, bösen Linie von der Augenbraue bis zum Kinn. Er schloss die Augen. Selbst das wenige Licht schien wehzutun.
    »Gute Nähte.« Eine Hand tätschelte sein Gesicht. »Jetzt bist du einer von uns, mein Junge.«
    Jezal lag da, sein Gesicht eine dumpfe Masse aus Schmerz, und das Entsetzen ergriff allmählich all seine Glieder.
    »Einer von uns.«

ZWEITER TEIL
     
    »Er taugt nicht zum Kampfe,
der nie sein eigen Blut fließen
sah, der nie die eignen Zähne
unter dem Schlag eines
Gegners splittern hörte oder
das volle Gewicht seines
Feindes auf sich spürte.«
 
ROGER VON HOWDEN

AUF NACH NORDEN
    Der Hundsmann lag da, auf dem Bauch, bis auf die Haut durchnässt. Er versuchte, still liegen zu bleiben, ohne dabei zu einem Eisblock zu gefrieren, während er durch die Bäume ins Tal hinunterspähte und zusah, wie Bethods Heer vorübermarschierte. Von dort, wo er lag, konnte er nicht so viel von den Männern sehen, nur einen kleinen Ausschnitt von dem Pfad, der über einen Höhenrücken führte, aber das genügte, um die Carls zu beobachten, wie sie vorbeitrampelten, die bemalten Schilde auf dem Rücken, die Rüstungen feucht schimmernd an den Stellen, an denen die Schneeflocken schmolzen. Die Speere waren hoch aufgerichtet zwischen den Baumstämmen zu sehen. Eine Reihe nach der anderen marschierte vorbei, im festen Verbund.
    Sie waren ein gutes Stück entfernt, aber dennoch ging er ein ziemlich großes Wagnis ein, indem er sich überhaupt bis hierher an sie heranwagte. Bethod war so vorsichtig wie immer. Überall waren seine Männer aufgestellt, auf den Höhenzügen und auf den Gipfeln, überall dort, wo er vermutete, dass ihn jemand ausspähen könnte. Er hatte ein paar Kundschafter nach Süden und ein paar nach Osten ausgesandt und wollte damit wohl all jene in die Irre führen, denen es trotzdem gelang, ihn zu beobachten, aber den Hundsmann hatte er damit nicht getäuscht. Diesmal nicht. Bethod schlug denselben Weg ein, den er gekommen war. Er zog nach Norden.
    Hundsmann zog scharf die Luft ein und seufzte laut und traurig. Bei den Toten, er war so müde. Er sah den winzigen Figuren durch die Kiefernäste hindurch zu, wie sie vorüberzogen. Lange Jahre war er als Kundschafter für Bethod unterwegs gewesen und hatte für ihn Heere wie dieses beobachtet, hatte ihm geholfen, seine Schlachten zu gewinnen und schließlich auch daran mitgewirkt, dass er König wurde, obwohl er es sich damals nicht hätte träumen lassen. In gewisser Hinsicht hatte sich alles verändert. In anderer Hinsicht war alles genauso wie immer. Er lag hier herum, mit dem Gesicht im Dreck und einem steifen Hals, weil er den Kopf so lange hochgereckt hatte. Zehn Jahre älter und kein bisschen besser dran. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, welche Ziele er einmal gehabt hatte, aber das hier hatte nicht dazugehört, da war er sich sicher. So viel Wind war an ihm vorübergeweht, so viel Schnee gefallen, so viel Wasser geflossen. So viele Kämpfe, so viele Märsche, so viel Verschwendung. Logen war nicht mehr da, und Forley auch nicht, und auch für ihn und die anderen brannte die Kerze immer schneller herunter.
    Grimm glitt durch die gefrorenen Büsche neben ihm, stützte sich auf die Ellenbogen und sah zu den Carls hinüber, die über den Weg hinwegwalzten. »Hm«, grunzte er.
    »Bethod ist auf dem Weg nach Norden«, flüsterte Hundsmann.
    Grimm nickte.
    »Er hat seine Späher überallhin ausgesandt, aber er zieht nach Norden, kein Zweifel. Am besten, wir sagen Dreibaum Bescheid.«
    Wieder nickte Grimm.
    Hundsmann lag auf dem nassen Boden. »Ich werde allmählich müde.«
    Nun sah Grimm auf und hob eine Augenbraue.
    »Die ganze Mühe, und wofür? Alles ist doch genauso wie immer. Auf welcher Seite sind wir jetzt?« Hundsmann deutete mit einer Handbewegung zu den Männern, die sich den Weg entlangmühten. »Sollen wir gegen die alle kämpfen? Wann können wir denn einmal ausruhen?«
    Grimm zuckte die Achseln und spitzte die Lippen, als ob er darüber nachdächte. »Wenn wir tot sind?«
    Tja. Wenn das mal nicht die traurige Wahrheit war.
     
    Hundsmann brauchte eine Weile, um die anderen zu finden. Sie waren noch nicht einmal in der Nähe der Stelle, die sie inzwischen hätten erreichen sollen. Ehrlich gesagt waren sie nicht einmal allzu weit entfernt von dort, wo er sie zuvor verlassen hatte. Dow war einer der Ersten, die er sah. Er saß mit dem üblichen finsteren Gesichtsausdruck auf

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