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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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einem großen Stein und blickte ein tief ausgewaschenes, enges Bachbett hinunter. Hundsmann trat neben ihn, um herauszufinden, was er beobachtete. Die vier Südländer kletterten dort unten ungeschickt über die Felsen, langsam und tollpatschig wie neugeborene Kälber. Tul und Dreibaum warteten am Fuß der Böschung auf sie und sahen mächtig ungeduldig aus.
    »Bethod zieht nach Norden«, sagte Hundsmann.
    »Wie schön für ihn.«
    »Gar nicht überrascht?«
    Dow fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und spuckte aus. »Er hat jeden Clan besiegt, der es wagte, gegen ihn aufzustehen, hat sich zum König erklärt, wo es doch vorher gar keinen gab, hat Krieg mit der Union angefangen und sie mächtig in den Arsch getreten. Er hat die Welt auf den Kopf gestellt, dieser Drecksack. Bei dem überrascht mich gar nichts mehr.«
    »Hm.« Hundsmann kam zu dem Schluss, dass Dow wohl recht hatte. »Ihr seid ja noch nicht gerade weit gekommen.«
    »Nee, sind wir nicht. Da hast du uns echt sperriges Gepäck aufgehalst, das kann ich dir sagen.« Er sah den vieren zu, wie sie sich über das unebene Gelände quälten, und schüttelte den Kopf, als habe er noch nie eine solche Verschwendung menschlichen Fleisches gesehen. »Aber echt sperriges Gepäck.«
    »Wenn du mir damit sagen willst, ich solle mich schämen, weil ich an dem Tag ein paar Leben gerettet habe, dann kann ich nur sagen, das tue ich nicht. Was hätte ich denn machen sollen?«, fragte Hundsmann. »Sie sterben lassen?«
    »Das wäre eine Idee gewesen. Wir kämen ohne sie doppelt so schnell voran, und wir hätten auch verdammt viel mehr zu essen.« Ein gehässiges Grinsen zog über Dows Gesicht. »Ich hätte nur für eine von denen Verwendung.«
    Hundsmann war sofort klar, wen er meinte. Die Frau ging ganz am Schluss. Er konnte an ihrer Gestalt kaum etwas Weibliches erkennen, weil sie sich gegen die Kälte so dick eingemummelt hatte, aber er ahnte, was unter all der Kleidung lag, und es machte ihn unruhig. Komische Sache, eine Frau dabeizuhaben. Frauen waren leider eine echte Seltenheit gewesen, seit sie vor so vielen Monaten oben im Norden über die Berge gegangen waren. Wenn man jetzt auch nur eine sah, empfand man eine seltsame Art schulderfüllten Genusses. Hundsmann beobachtete sie, wie sie über die Felsbrocken kletterte und ihnen dabei halb das dreckige Gesicht zuwandte. Ziemlich hart aussehendes Mädel, dachte er. Die hatte bestimmt schon ein paar Püffe und Knüffe abbekommen.
    »Die würde sich bestimmt wehren«, überlegte Dow halblaut. »Die würde ganz sicher um sich treten.«
    »Das reicht, Dow«, schnitt der Hundsmann ihm das Wort ab. »Beruhig dich mal wieder, du wilder Bettgeselle. Du weißt, wie Dreibaum über so was denkt. Du weißt, was mit seiner Tochter geschehen ist. Der würde dir die Nüsse abschneiden, wenn er dich so reden hörte.«
    »Was denn?«, fragte Dow nun ganz unschuldig. »Ich denke doch nur laut nach, oder nicht? Daraus kann man mir wohl kaum einen Strick drehen. Wie lange ist es denn her, seit einer von uns mal eine Frau hatte?«
    Hundsmann verzog das Gesicht. Er erinnerte sich noch genau an sein letztes Mal. Es war wohl auch das letzte Mal gewesen, dass ihm warm gewesen war. Wie er sich mit Schari vor dem Feuer eingerollt hatte, mit einem Lächeln auf dem Gesicht so breit wie das Meer. Kurz bevor Bethod ihn und Logen und die anderen hatte in Ketten legen lassen, um sie dann ins Exil zu treiben.
    Er konnte sich noch immer daran erinnern, wie er sie zuletzt gesehen hatte, an ihr Gesicht, der Mund offen vor Schreck und Entsetzen, als man ihn unter den Decken hervorgezerrt hatte, nackt und noch halb schlafend, krächzend wie ein Hahn, der weiß, dass ihm gleich der Hals umgedreht wird. Das hatte wehgetan, so von ihrer Seite gerissen zu werden. Allerdings nicht so sehr wie der Moment, als Scale ihm in die Nüsse getreten hatte. Es war eine ziemlich schmerzerfüllte Nacht gewesen, so insgesamt eine, von der er damals dachte, dass er sie nicht überleben würde. Der Schmerz von den Tritten hatte irgendwann nachgelassen, aber dass er sie verloren hatte, das fühlte er immer noch, auch jetzt.
    Hundsmann erinnerte sich daran, wie ihr Haar gerochen, ihr Lachen geklungen, ihr Rücken sich angefühlt hatte, wenn sie sich warm und weich gegen seinen Bauch gedrängt hatte, während sie schlief. Abgenutzte Erinnerungen, immer wieder angesehen und ausgeleiert wie ein Lieblingshemd. Er erinnerte sich, als sei das alles gestern gewesen. Er musste

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