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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Öl und einer aus Wasser, die aufeinander zu tröpfeln.
Sie trafen sich, und es wurde unmöglich, eine Seite von der anderen zu unterschieden. Eine auf und nieder brandende Masse, unterbrochen von funkelndem Metall, wogend wie das Meer, geschmückt von einer bunten Flagge oder zweien, die schlaff darüberhingen.
    Die Schreie und Rufe hallten über die Stadt und wurden vom Wind mal hierhin, mal dorthin getragen. Schmerz und Wut, das Geschrei und der Lärm des Kampfes. Mal klang es wie ein entfernter Sturm, aus dem sich nichts klar hervorhob. Manchmal erreichte ein einzelner Ausruf oder ein Wort mit überraschender Klarheit Gloktas Ohr. Es erinnerte ihn an den Lärm der Menge beim Turnier.
Mit dem kleinen Unterschied, dass hier keine stumpfen Klingen zum Einsatz kommen. Beide Seiten meinen es tödlich ernst. Wie viele Tote wird es an diesem Morgen wohl schon gegeben haben?
Er wandte sich an General Vissbruck, der in seiner makellosen Uniform schwitzend neben ihm stand.
    »Haben Sie schon einmal in einem solchen Gewühl gekämpft, Herr General? Ein direkter Kampf, Zeh an Zeh, auf Pikenstich, wie man sagt?«
    Vissbruck sah weiterhin angestrengt durch sein Fernrohr. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Ich würde es auch nicht empfehlen. Ich habe es nur einmal erlebt, und ich lege keinen Wert darauf, diese Erfahrung zu wiederholen.« Glokta drehte den Knauf seines Stocks in der verschwitzten Hand hin und her.
Nicht, dass das jetzt noch besonders wahrscheinlich ist.
»Oft habe ich vom Pferderücken aus gekämpft. Kleine Infanterieeinheiten angegriffen, sie aufgebrochen und verfolgt. Eine sehr ehrenvolle Aufgabe, fliehende Männer niederzuschlagen, die mir jede Menge Ruhm eingetragen hat. Allerdings musste ich bald feststellen, dass der Kampf zu Fuß eine ganz andere Sache ist. Man prallt so sehr zusammen, dass man kaum noch Luft bekommt und schon gar nicht mehr daran denkt, irgendwelche Heldentaten zu vollbringen. Die Helden sind jene, die das Glück haben, so etwas zu überleben.« Er stieß ein freudloses Lachen aus. »Ich erinnere mich, dass ich gegen einen gurkhisischen Offizier gedrängt wurde, bis wir einander so nahe waren wie zwei Liebende, und keiner von uns war in der Lage, zu einem Schlag auszuholen oder überhaupt etwas anderes zu tun, als uns anzufletschen. Überall bohrten sich ganz ungezielt Speerspitzen hinein. Männer wurden auf die Waffen ihres eigenen Heeres gedrückt oder von den eigenen Leuten zertrampelt. Es kamen mehr Soldaten durch Unfälle ums Leben als aus Absicht.«
Dieses ganze Geschäft ist ein einziger Unfall.
    »Eine hässliche Sache«, murmelte Vissbruck, »aber sie muss erledigt werden.«
    »In der Tat. In der Tat.« Glokta konnte eine gurkhisische Standarte ausmachen, die über das Gewühl ragte, der Seidenstoff flatterte zerrissen und fleckig im Wind. Von den Mauern wurden Steine herabgeschleudert und trafen die hilflos zusammengedrängten Männer, die sich nicht mehr bewegen konnten. Ein großer Kübel mit kochendem Wasser wurde von hoch oben in ihre Mitte geleert. Die Gurkhisen hatten bereits jegliche Schlachtordnung verloren, als sie die Bresche überwunden hatten, und nun begann die formlose Masse zu wanken. Die Verteidiger drängten sie von allen Seiten zusammen, gnadenlos, schoben mit Piken und Schilden, schlugen mit Degen und Äxten und trampelten die Gestürzten nieder.
    »Wir treiben sie zurück!«, ertönte Vissbrucks Stimme.
    »Ja«, erwiderte Glokta, der durch sein Fernrohr dem erbitterten Kampf zusah. »So sieht es aus.«
Meine Begeisterung kennt keine Grenzen.
    Die gurkhisischen Angreifer waren eingekreist, fielen nun in großer Zahl und stolperten bereits zurück, auf den Schuttberg der Bresche zu. Allmählich wurden die Überlebenden wieder aus der Stadt getrieben, zurück in das Niemandsland vor den Mauern, und nun schossen die Bogenschützen auf der Brustwehr in die fliehende Menge und verbreiteten Panik und Tod. Die lauten Freudenschreie der Verteidiger drangen vage zur Zitadelle empor.
    Wieder ein Angriff zurückgeschlagen. Hunderte von Gurkhisen tot, aber es gibt immer noch mehr. Wenn sie durch die Barrikaden brechen und in die Unterstadt gelangen, sind wir erledigt. Sie können so oft wiederkommen, wie es ihnen gefällt. Wenn wir nur einmal verlieren, ist das Spiel vorbei.
    »Wie es scheint, gehört der Tag uns. Dieser zumindest.« Glokta humpelte zur Ecke des Söllers und sah durchs Fernrohr nach Süden, auf die Bucht hinaus und auf das Südliche Meer. Nichts war zu

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