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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Mädchens. »Wozu? Die Aufgabe können wir unmöglich erfüllen! Welch eine Verschwendung! Warum, verdammt noch mal?«
    Warum. Immer warum. Mich selbst langweilt die Frage inzwischen.
»Wenn Sie meinen, dass ich wüsste, was im Kopf des Erzlektors vorgeht, dann sind Sie sogar noch ein größerer Idiot, als ich dachte.« Glokta saugte an seinem Zahnfleisch und dachte nach. »Hinsichtlich einer Sache haben Sie allerdings Recht. Die Landmauer kann jeden Augenblick einbrechen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, uns in die Oberstadt zurückzuziehen.«
    »Aber … Wenn wir die Unterstadt aufgeben, verlieren wir den Zugang zu den Kais! Dann kann keine Verpflegung mehr hereingebracht werden! Und auch keine Verstärkung, wenn sie denn tatsächlich einmal kommen sollte! Erinnern Sie sich noch an den Vortrag, den Sie mir gehalten haben, Herr Superior? Dass die Mauern der Oberstadt zu lang und zu schwach sind? Dass die Stadt verloren ist, wenn die Landmauer fällt? Dort müssen wir uns verteidigen, oder gar nicht, das haben Sie mir selbst gesagt! Wenn die Kais verloren sind … dann gibt es keine Fluchtmöglichkeit mehr!«
Mein lieber, dicker Pudding von einem General, begreifen Sie denn nicht? Flucht war niemals eine Möglichkeit.
    Glokta grinste und zeigte Vissbruck die gähnenden Löcher in seinem Gebiss. »Wenn ein Plan versagt, müssen wir eben auf einen anderen zurückgreifen. Wie Sie gerade eben so klug offengelegt haben, befinden wir uns in einer recht verzweifelten Situation. Glauben Sie mir, ich hätte es auch lieber, wenn der Imperator einfach aufgeben und nach Hause gehen würde, aber ich glaube, darauf dürfen wir nicht zählen, oder was meinen Sie? Benachrichtigen Sie Cosca und Kahdia, dass heute Nacht alle Zivilisten die Unterstadt räumen müssen. Es könnte sein, dass wir sehr plötzlich zu einem Rückzug gezwungen werden.«
Wenigstens muss ich dann nicht mehr so weit humpeln, um bis an die Frontlinien zu kommen.
    »Die Oberstadt kann doch so viele Menschen kaum aufnehmen! Sie werden in den Straßen kampieren!«
Besser, als wenn sie in einem Grab vermodern.
»Sie werden auf den Plätzen und in Eingängen schlafen!«
Besser, als wenn sie unter der Erde schlafen.
»Es sind Tausende dort unten.«
    »Dann fangen Sie am besten so früh wie möglich an.«
     
    Glokta zuckte fast zurück, als er durch die Tür trat. Die Hitze war beinahe unerträglich, und der Gestank von Schweiß und verbranntem Fleisch kratzte in seiner Kehle.
    Er wischte sich mit dem Rücken seiner zitternden Hand die Augen, in denen schon wieder Tränen standen, und spähte angestrengt ins Dunkel. Allmählich nahmen die drei Praktikalen in dem düsteren Raum Gestalt an. Sie standen eng beieinander, und ihre maskierten Gesichter wurden von unten vom zornigen Orangerot der Kohlenpfanne angestrahlt, harte, hell hervortretende Konturen, harte dunkle Schatten. Teufel, in der Hölle.
    Vitaris Hemd war völlig durchgeschwitzt und klebte an ihren Schultern, wütende Falten waren in ihr Gesicht eingegraben. Severard stand mit nacktem Oberkörper da, sein heftiger Atem wurde durch die Maske gedämpft, das glatte Haar glänzte vor Schweiß. Frost war so nass, als ob er gerade aus dem Regen käme, dicke Tropfen rannen über seine bleiche Haut, die Kinnbacken waren angespannt und traten vor. Die Einzige, die nicht erkennen ließ, dass sie sich irgendwie unbehaglich fühlte, war Schickel. Das Mädchen lächelte ekstatisch, als Vitari ihr das Brandeisen auf die Brust setzte.
Als wäre das gerade der glücklichste Moment in ihrem Leben.
    Glokta schluckte, während er ihnen zusah. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie man ihm zum ersten Mal das Eisen gezeigt hatte. Erinnerte sich an das Bitten, Betteln, Um-Gnade-Winseln. An das Gefühl, wie sich das heiße Metall in seine Haut gebrannt hatte.
So brennend heiß, dass es beinahe kalt wirkt.
An den sinnlosen Lärm seiner eigenen Schreie. Den Gestank seines eigenen verbrannten Fleisches. Er konnte es jetzt riechen.
Zuerst erleidet man es selbst, dann fügt man es anderen zu, dann befiehlt man es. So ist das Muster des Lebens.
Er bewegte seine schmerzenden Schultern und humpelte ins Zimmer. »Fortschritte?«, krächzte er.
    Severard richtete sich auf, schnaufte und reckte sich, dann wischte er sich die Stirn und schlenkerte ein paar Schweißtropfen auf den dreckigen Fußboden. »Ich weiß nicht, wie’s ihr geht, aber ich bin mehr als halb bereit zum Aufgeben.«
    »Wir kommen kein Stück weiter!«, fauchte Vitari,

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