Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
seinen Zähnen, das linke Bein fühlte sich so leblos an wie Holz, und das rechte verkrampfte sich unter großen Schmerzen.
    Sie tänzelte ins Zimmer, und ihre zusammengekniffenen Augen wanderten von links nach rechts.
Sie überprüft, ob wir allein sind. Also wird das hier eine ganz private Unterredung.
Sein Herz begann schneller zu schlagen, als sie die Tür schloss, und das lag nicht allein an den Krämpfen in seinem Bein.
Nur wir beide. Wie entsetzlich aufregend.
    Sie schritt geräuschlos über den Teppich, und ihr langer, schwarzer Schatten glitt auf ihn zu. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung«, zischte es hinter ihrer Maske hervor.
    »Das dachte ich auch«, gab Glokta kurz angebunden zurück und versuchte, eine etwas würdevollere Haltung einzunehmen. »Dann bekam ich dieses nette kleine Schreiben von Sult. Er will, dass ich zurückkehre, und ich glaube, wir können uns wohl alle denken, wieso.«
    »Jedenfalls nicht wegen irgendeiner Sache, die ich ihm geschrieben hätte.«
    »Das behaupten Sie.«
    Ihre Augen verengten sich noch mehr, und ihr Fuß machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Wir hatten eine Abmachung. Ich habe meinen Teil eingehalten.«
    »Wie schön für Sie! Sie können sich mit diesem Gedanken trösten, wenn ich mit dem Gesicht nach unten in einem Hafenbecken von Adua treibe und Sie hier festsitzen und darauf warten, dass die Gurkhisen die Tore – uff!«
    Und da war sie über ihm, ihr Gewicht drückte seinen verdrehten Rücken auf den Truhendeckel und presste ihm die Luft mit einem abgehackten Keuchen aus den Lungen. Kurz blitzte etwas Metallenes auf, und eine Kette rasselte, dann schlossen sich ihre Finger um seinen Hals.
    »Sie verkrüppelter Wurm! Ich sollte Ihnen die verdammte Kehle durchschneiden!« Ihr Knie bohrte sich schmerzhaft in seinen Magen, kaltes Metall kitzelte sanft die Haut an seinem Hals, ihre blauen Augen starrten in seine, huschten von einer Seite zur anderen und funkelten dabei wie die Steine in der Kiste unter ihm.
Mein Tod könnte in wenigen Augenblicken eintreten. Ganz leicht.
Er erinnerte sich daran, wie sie beinahe Eider erdrosselt hatte.
Mit so wenig Mitgefühl, wie ich einer Ameise entgegenbringe, die ich zertrete, und ich, der arme Krüppel, bin ungefähr genauso hilflos wie so ein elendes Tier.
Vielleicht hätte er vor Angst zittern und geifern sollen, aber er konnte nur eines denken:
Wann lag denn das letzte Mal eine Frau auf mir?
    Er schnaubte vor Lachen. »Kennen Sie mich denn überhaupt nicht?«, brach es aus ihm heraus, halb kichernd, halb schluchzend, und seine Augen tränten in einer ekligen Mischung aus Schmerz und Erheiterung. »Superior Glokta, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen! Mir ist scheißegal, was Sie tun, und das wissen Sie auch. Drohungen? Da müssen Sie schon etwas Stärkeres aufbieten, Sie rothaariges Luder!«
    Ihre Augen quollen vor Wut aus den Höhlen. Ihre Schulter schoss nach vorn, der Ellenbogen glitt zurück, und sie stand kurz davor, den größtmöglichen Druck auszuüben.
Zweifelsohne genug, um mir den Hals bis zu meinem verdrehten Rückgrat zu durchtrennen.
    Glokta fühlte, wie sich seine Lippen feucht vor Spucke zu einem kränklichen Grinsen verzogen.
Jetzt.
    Er hörte Vitaris keuchenden Atem hinter ihrer Maske.
Mach schon.
    Er spürte, wie die Klinge gegen seinen Hals drückte, kühl und so scharf, dass er sie kaum wahrnahm.
Ich bin bereit.
    Aber sie stieß ein langes Zischen aus, riss die Waffe hoch und rammte sie in das Holz hinter seinem Kopf. Dann erhob sie sich und wandte sich ab. Glokta schloss die Augen und holte kurz Luft.
Noch am Leben.
In seiner Kehle machte sich ein seltsames Gefühl breit.
Erleichterung oder Enttäuschung? Schwer zu sagen.
    »Bitte.« Das Wort kam so leise, dass er zuerst dachte, er hätte es sich vielleicht eingebildet. Vitari wandte ihm weiter den Rücken zu, den Kopf vorgebeugt und die Fäuste geballt. Sie zitterte.
    »Was?«
    »Bitte.«
Sie hat es tatsächlich gesagt. Und es schmerzt sie, es sagen zu müssen, das merkt man.
    »Bitte, wie? Glauben Sie, hier wäre Raum für ein Bitte? Wieso, zur Hölle, sollte ich Sie überhaupt retten? Sie kamen hierher, um für Sult zu spionieren. Seit Sie hier angekommen sind, sind Sie mir immer nur in die Quere gekommen! Es fällt mir kaum jemand ein, dem ich weniger vertraue, und ich vertraue sowieso schon niemandem!«
    Sie drehte sich wieder zu ihm um, griff sich hinter den Kopf, fasste die Bänder ihrer Maske und nahm sie ab. Eine scharfe Linie zog

Weitere Kostenlose Bücher