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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Stein und Erde, das über ihm lastete, das jeden Augenblick auf ihn niederstürzen konnte. Außerdem hatten sie keine Fackel. Finsterste Schwärze, mit kaum genug Luft zum Atmen, und sie wussten nicht einmal, wie weit sie würden gehen müssen, oder in welche Richtung. Er sah unruhig zu der gewölbten Decke über seinem Kopf und schluckte. Tunnel waren Orte für die Schanka oder für die Toten. Logen war keines von beiden, und er legte wenig Wert darauf, die einen oder die anderen hier unten zu treffen. »Bist du sicher?«
    »Was, hast du etwa Angst im Dunkeln?«
    »Mir ist es lieber, wenn ich etwas sehen kann, falls ich die Wahl habe.«
    »Siehst du hier irgendwo eine Wahl?«, gab Ferro abfällig zurück. »Du kannst hier bleiben, wenn du willst. Vielleicht kommt in ein paar hundert Jahren das nächste Grüppchen Idioten vorbei. Zu denen wirst du dann schön passen!«
    Logen nickte und saugte schicksalsergeben an seinem blutigen Zahnfleisch. Es schien eine lange Zeit her, dass sie beide zuletzt in einer solchen Klemme gesteckt hatten, als sie über den schwindelerregend hohen Dächern des Agrionts herumgeturnt waren, verfolgt von Männern mit schwarzen Masken. Es schien wirklich lange her, aber es hatte sich nichts geändert. Obwohl sie nun schon so lange gemeinsam ritten, gemeinsam aßen und gemeinsam dem Tod gegenübergetreten waren, war Ferro noch immer genauso bitter, genauso zornerfüllt und genauso anstrengend und nervtötend wie bei ihrer ersten Unternehmung. Er hatte versucht, Geduld für sie aufzubringen, aber es wurde allmählich ermüdend.
    »Muss das sein?«, brummte er und sah ihr direkt in eines der gelben Augen.
    »Was denn?«
    »Dass du dich dauernd wie ein Arschloch benimmst. Muss das sein?«
    Sie sah ihn einen Augenblick finster an, öffnete den Mund, unterbrach sich wieder, zuckte dann die Achseln. »Du hättest mich eben fallen lassen sollen.«
    »Was?« Er hatte irgendeine wilde Beleidigung von ihr erwartet. Oder dass sie zumindest mit einem Finger, durchaus aber auch mit einer Klinge nach ihm stach. Das eben hatte sich beinahe bedauernd angehört. Aber falls es tatsächlich der Fall gewesen war, dann hielt diese Stimmung nicht lange an.
    »Du hättest mich fallen lassen sollen, dann wäre ich allein hier unten, ohne dass du mir im Weg stündest!«
    Logen schnaubte voll Abscheu. Manchen Leuten war wirklich nicht zu helfen. »Dich fallen lassen? Keine Sorge! Nächstes Mal tue ich das!«
    »Gut!«, fauchte Ferro und marschierte in den Tunnel. Die Schatten verschluckten sie schnell. Logen überkam plötzlich ein Hauch von Panik bei dem Gedanken, allein zurückzubleiben.
    »Warte«, zischte er und beeilte sich, ihr zu folgen.
    Der Gang fiel sanft ab. Ferros Füße tappten geräuschlos dahin, Logens Stiefel knirschten auf Staub und Dreck, und das letzte Licht schimmerte auf dem nassen Stein. Er ließ die Fingerkuppen der linken Hand an der Wand entlanggleiten und versuchte nicht zu stöhnen, obwohl er jeden Schritt wie einen Stich in seinen geprellten Rippen, seinem abgeschürften Ellenbogen und dem blutigen Kinn spürte.
    Es wurde dunkler und dunkler. Die Wände und der Boden waren nur noch zu erahnen und schließlich gar nicht mehr zu sehen. Ferros dreckiges Hemd wurde zum grauen Geist, der in der toten Luft vor ihm herumschwebte. Ein paar Schritte seiner weichen Knie weiter, und der Geist war verschwunden. Er bewegte eine Hand vor dem Gesicht. Nicht einmal ein Schatten war zu erkennen. Nur rabenschwarze, zischende Schwärze.
    Er war begraben. Begraben in der Dunkelheit, allein. »Ferro, warte!«
    »Was?« Er prallte im Dunkeln gegen sie, fühlte, wie ihm etwas gegen die Brust schlug, und fiel beinahe auf den Rücken, taumelte dann aber nur gegen die feuchte Mauer. »Was zur Hölle …«
    »Ich kann nichts sehen!«, zischte er und hörte selbst, wie viel Entsetzen in seiner Stimme mitschwang. »Ich kann nichts … wo bist du?« Er fuhr mit den ausgestreckten Armen und weit geöffneten Händen durch die Luft. Jeglicher Richtungssinn war ihm abhanden gekommen, sein Herz klopfte, und sein Magen rebellierte. Was, wenn dieses bösartige Luder ihn hier zurückließ? Was, wenn …
    »Hier.« Er fühlte, wie ihre Hand nach seiner griff und sich um seine Finger schloss, kühl und beruhigend. Ihre Stimme erklang nicht weit von seinem Ohr entfernt. »Glaubst du, du schaffst es, mir zu folgen, ohne auf die Fresse zu fallen, du Narr?«
    »Ich … ich glaube schon.«
    »Versuch aber, leise zu sein!« Und damit

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