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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Mantel noch in der pochenden Hand.
    »Nein«, flüsterte er. In den Geschichten passierten solche Dinge nicht.

UNTERHALB DER RUINEN
    »Lebst du noch, Rosig?«
    Logen stöhnte, als er sein Gewicht verlagerte, und er fühlte eine Welle des Entsetzens über sich hinwegbranden, als sich die Steine unter ihm bewegten. Dann wurde ihm klar, dass er auf einem Schutthaufen lag und ihm die Ecke einer Steinplatte schmerzhaft in eine empfindliche Stelle seines Rückens drückte. Er sah eine Mauer, ganz verschwommen, eine harte Linie zwischen Licht und Schatten verlief darüber. Er blinzelte, verzog das Gesicht und spürte, wie Schmerz seinen Arm emporkroch, als er versuchte, sich den Staub aus den Augen zu reiben.
    Ferro kniete gleich neben ihm. Ihr dunkles Gesicht war mit Blut verschmiert, das aus einer Wunde an ihrer Stirn sickerte, und das schwarze Haar war voller Staub. Hinter ihr erstreckte sich ein großer Saal mit gewölbter Decke, der sich in den Schatten verlor. Die Decke war über ihrem Kopf eingebrochen, eine zackige Linie ließ blassblauen Himmel dahinter erkennen. Logen wandte unter Schmerzen den Kopf und staunte. Nur einen Schritt von dort, wo er lag, waren die Steinplatten abgeschlagen worden und ragten in die leere Luft. Gegenüber, weit entfernt, sah er die andere Seite des Spalts, eine hohe Klippe aus abbröckelndem Stein, von der die Umrisse halb verfallener Gebäude aufragten.
    Er begann zu begreifen. Sie waren in einem Gewölbe unter dem Tempel. Als sich die Spalte geöffnet hatte, war diese Halle aufgesprengt worden, und dabei war ein kleiner Mauervorsprung stehen geblieben, auf dem sie nun gelandet waren. Sie und jede Menge Trümmer. Sie konnten nicht sehr tief gefallen sein. Beinahe spürte er, wie sich ein Grinsen über sein Gesicht zog. Er war immer noch am Leben.
    »Was ist pas…«
    Ferros Hand schlug hart auf seinen Mund, ihre Nase war keine zwei Handbreit von seiner entfernt. »Ssss«, zischte sie leise, die gelben Augen glitten nach oben, und ein langer Finger zeigte auf die gewölbte Decke.
    Logen fühlte, wie sich ein kaltes Prickeln auf seiner Haut breitmachte. Schanka. Sie wuselten und krochen herum, schnatterten und quiekten einander an, hoch über ihren Köpfen. Er nickte, und langsam nahm Ferro ihre dreckige Hand wieder von seinem Gesicht. Behutsam und steif richtete er sich nun inmitten der Trümmer auf und versuchte dabei so wenig Lärm wie möglich zu machen. Immer wieder verzog er vor Schmerz das Gesicht. Als er schließlich wieder auf den Beinen war, rieselte überall Gesteinsstaub von seinem Mantel. Er bewegte prüfend seine Glieder und wartete auf den stechenden Schmerz, der ihm anzeigen würde, dass er sich die Schulter, das Bein oder den Schädel gebrochen hatte.
    Sein Mantel war zerrissen, sein Ellenbogen abgeschürft und pochte dumpf, und eine Blutspur zog sich über den ganzen Unterarm bis zu den Fingerspitzen. Als er die Finger an den schmerzenden Kopf hob, fühlte er auch hier Blut, ebenso wie unter dem Kinn an der Stelle, an der er beim Sturz auf den Boden aufgeschlagen war. Auch sein Mund schmeckte salzig. Wahrscheinlich hatte er sich auf die Zunge gebissen, wieder einmal. Es war ein Wunder, dass das Ding noch immer fest in seinem Mund saß. Ein Knie tat weh, sein Hals war steif, die Rippen von Prellungen übersät, aber er konnte alles bewegen. Wenn er sich dazu zwang.
    Etwas war um seine Hand gewickelt. Der abgerissene Ärmel von Luthars Mantel. Er schüttelte den Fetzen ab und ließ ihn auf den Schuttberg neben sich fallen. Hatte jetzt keinen Nutzen mehr. Hatte auch schon vorhin ziemlich wenig Nutzen gehabt.
    Ferro war bereits am anderen Ende der Halle und spähte in einen Durchgang. Logen schlich hinkend neben sie und gab sich trotz der Schmerzen Mühe, leise zu sein.
    »Was ist mit den anderen?«, flüsterte er. Ferro zuckte die Achseln. »Vielleicht haben sie es geschafft zu fliehen?«, überlegte er hoffnungsvoll. Ferro warf ihm einen langen, bezeichnenden Blick zu, eine Augenbraue erhoben, und Logen presste die Lippen zu einem resignierten Strich zusammen und rieb sich den Arm. Sie hatte recht. Sie beide waren am Leben, jedenfalls noch. Das war schon so viel Glück, wie sie für den Augenblick erhoffen konnten, und es würde ein wenig dauern, bis sie mehr bekommen würden.
    »Hier lang«, flüsterte Ferro und deutete in die Dunkelheit.
    Logen schielte in die schwarze Öffnung, und ihm wurde schwer ums Herz. Er hasste es, unter der Erde zu sein. All das Gewicht von

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