Feuerklingen (First Law - Band 2)
und schob sich hinter dem Tisch hervor; dabei machte er ein Gesicht, als ob ihn die Enge des Raumes absichtlich in seiner Würde beleidigte. »Und bitte, Glokta, suchen Sie sich eine angemessenere Unterkunft. Ein Superior von Adua, der in solchen Verhältnissen lebt? Das ist doch peinlich.«
Glokta senkte demütig den Kopf, eine Bewegung, die einen unangenehmen Stich bis hinunter zum Steißbein auslöste. »Wie Sie wünschen, Euer Eminenz.«
Der Gesandte des Imperators war ein untersetzter Mann mit dichtem, schwarzem Bart, einem weißen Käppchen und einem weißen, mit Goldfäden durchwirkten Gewand. Er stand auf und verbeugte sich respektvoll, als Glokta über die Schwelle humpelte.
So bodenständig und respektvoll, wie der letzte, mit dem ich zu tun hatte, hochfahrend und selbstgerecht war. Eine andere Art von Mann für eine andere Art von Verhandlung, nehme ich an.
»Ah. Superior Glokta, das hätte ich mir denken können.« Er sprach mit tiefer, volltönender Stimme, und wie zu erwarten, beherrschte er die Gemeine Sprache meisterlich. »Viele auf unserer Seite des Meeres waren enttäuscht, als man Ihre Leiche unter denen in der Zitadelle von Dagoska nicht entdecken konnte.«
»Bitte überbringen Sie den Leuten mein tiefstes Bedauern.«
»Das werde ich tun. Ich heiße Tulkis, und ich bin einer der Berater Uthman-ul-Doshts, des Imperators von Gurkhul.« Der Gesandte lächelte, und ein Halbmond starker weißer Zähne leuchtete aus seinem schwarzen Bart hervor. »Ich hoffe, dass es mir in Ihren Händen besser ergehen wird als dem letzten Gesandten, den mein Volk zu Ihnen schickte.«
Glokta hielt inne.
Hat er etwa Humor? Das wäre höchst unerwartet.
»Das hängt vermutlich von dem Ton ab, in dem Sie zu mir sprechen werden.«
»Natürlich. Schabbed al Islik Burai war stets ein wenig … herausfordernd. Davon abgesehen war er auch hinsichtlich seiner Ergebenheit … nicht unumstritten.« Tulkis lächelte noch breiter. »Er war leidenschaftlich gläubig. Ein sehr religiöser Mann. Ein Mann, der vielleicht dem Glauben näher stand als dem Staat? Ich ehre Gott natürlich auch.« Er führte seine Fingerspitzen an die Stirn. »Ich ehre den großen, heiligen Propheten Khalul.« Wieder berührte er seinen Kopf. »Aber ich diene …« Seine Augen glitten zu Gloktas hinüber. »Ich diene nur dem Imperator.«
Wie interessant.
»Ich dachte, dass Glaube und Staat in Ihrem Land mit einer Stimme sprächen.«
»Das war oft der Fall, aber es gibt einige unter uns, die der Meinung sind, die Priester sollten sich mit Gebeten beschäftigen und das Regieren dem Imperator und seinen Beratern überlassen.«
»Ich verstehe. Und welche Botschaft möchte uns der Imperator überbringen?«
»Es hat unser Volk entsetzt, wie schwer die Eroberung von Dagoska war. Die Priester hatten es davon überzeugt, dass der Feldzug leicht sein würde, da Gott auf unserer Seite sei, da wir für die gerechte Sache kämpften und so weiter. Gott ist allmächtig, natürlich«, und dabei sah er zur Decke, »aber er ist kein Ersatz für gute Planung. Der Imperator wünscht Frieden.«
Glokta saß einen Augenblick da und schwieg. »Der große Uthman-ul-Dosht? Der Mächtige? Der Gnadenlose? Wünscht Frieden?«
Der Gesandte nahm keinen Anstoß an diesem Kommentar. »Sie verstehen sicherlich, wie nützlich es ist, wenn man in dem Ruf steht, gnadenlos zu sein. Ein großer Herrscher, zumal von einem so weiten Land wie Gurkhul, mit derartig vielen unterschiedlichen Gebieten, muss zunächst einmal gefürchtet werden. Er würde auch ebenso gern geliebt werden, aber das ist reiner Luxus. Furcht ist Notwendigkeit. Was auch immer Sie vielleicht gehört haben, Uthman ist weder ein Mann des Friedens noch des Krieges. Er ist ein Mann der … wie würden Sie es nennen? Erfordernisse. Er ist ein Mann, der im rechten Moment das rechte Werkzeug wählt.«
»Sehr klug«, bemerkte Glokta.
»Im Augenblick ist es der Frieden. Gnade. Beiderseitiges Entgegenkommen. Diese Werkzeuge dienen seinen derzeitigen Zwecken am besten, wenn auch vielleicht nicht den Vorstellungen … anderer.« Wieder legte er die Fingerspitzen an die Stirn. »Daher schickt er mich hierher, um herauszufinden, ob diese Vorstellungen bei Ihnen auf offene Ohren stoßen.«
»Nun, dann lassen Sie uns einmal sehen. Der mächtige Uthman-ul-Dosht zeigt sich gnädig und bietet uns Frieden. Wir leben in seltsamen Zeiten, nicht wahr, Tulkis? Haben die Gurkhisen gelernt, ihre Feinde zu lieben? Oder fürchten sie
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