Feuerklingen (First Law - Band 2)
weiß, vielleicht können wir sie sogar schlagen. Ihre Leute helfen uns, den Graben auszuheben, die Mauern auszubessern und die Tore wieder zu stärken. Sie werden tausend Mann für die Verteidigung der Stadt abstellen, jedenfalls zu Anfang, später dann noch mehr.«
»Werde ich das? Tatsächlich? Und wenn dann mit unserer Hilfe die Stadt gehalten werden kann? Hält unsere Vereinbarung dann auch noch?«
Wenn die Stadt gehalten werden kann, werde ich nicht mehr hier sein. Höchstwahrscheinlich übernehmen Vurms und die anderen wieder die Regierung, und unsere Vereinbarung ist dann nichts mehr wert.
»Wenn die Stadt gehalten werden kann, haben Sie mein Wort, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht.«
»Alles, was in Ihrer Macht steht. Nichts also.«
Ich sehe, Sie verstehen.
»Ich brauche Ihre Hilfe, also biete ich Ihnen das, was ich habe. Ich würde Ihnen gern mehr anbieten, aber mehr habe ich nicht. Sie können hier in den Elendsvierteln weiter vor sich hin brüten, während die Fliegen Sie umspielen, und darauf warten, dass der Imperator kommt. Vielleicht wird Ihnen der große Uthman-ul-Dosht ein besseres Angebot machen.« Glokta sah Kahdia für einen Moment in die Augen. »Aber wir wissen doch beide, dass er das nicht tun wird.«
Der Priester schürzte die Lippen, strich sich über den Bart und stieß dann einen tiefen Seufzer aus. »Es heißt, ein Mann, der sich in der Wüste verirrt, muss das Wasser annehmen, das er angeboten bekommt, ganz gleich, wer es ihm gibt. Ich nehme Ihr Angebot an. Sobald uns der Tempel wieder offen steht, werden wir Ihre Löcher graben und Ihre Steine schleppen und Ihre Degen tragen. Eine Kleinigkeit ist besser als nichts, und wie Sie schon sagen, vielleicht können wir die Gurkhisen gemeinsam sogar schlagen. Wunder gibt es immer wieder.«
»Das habe ich auch gehört«, sagte Glokta, als er sich auf seinen Stock stützte und schwer atmend wieder aufstand, wobei ihm das Hemd am schweißnassen Rücken klebte. »Das habe ich auch gehört.«
Aber gesehen habe ich es noch nie.
Glokta streckte sich in seinen Gemächern auf den Kissen aus, den Kopf zurückgelegt, den Mund leicht geöffnet, und gönnte seinem schmerzenden Körper ein wenig Ruhe.
Dieselben Gemächer bewohnte einst auch mein illustrer Vorgänger, Superior Davoust.
Die Räumlichkeiten waren weitläufig, luftig und hübsch möbliert. Vielleicht hatten sie einmal einem dagoskanischen Prinzen gehört, einem intriganten Wesir oder einer verruchten Konkubine, bevor die Einheimischen in die staubige Unterstadt gedrängt wurden.
Jedenfalls sind sie wesentlich schöner als mein winziges Loch im Agriont, sieht man von der Kleinigkeit ab, dass hier durchaus ein Superior der Inquisition verloren gehen kann.
Eine Fensterfront wandte sich nach Norden, zum Meer, an der steilsten Seite des Felsens, die andere blickte über die vor Hitze flimmernde Stadt. Beide waren mit schweren Läden versehen. Unter ihnen war nichts als eine glatte Felswand, und in großer Tiefe lauerten zackige Felsen und wütend schäumendes Salzwasser. Die Tür war sechs Finger dick, eisenbeschlagen, mit einem schweren Schloss und vier starken Riegeln versehen.
Davoust war ein vorsichtiger Mensch – wie man gesehen hat, aus gutem Grund. Wie ist also unser Meuchelmörder hier hineingekommen, und wie hat er, nachdem er einmal drin war, den Leichnam entsorgt?
Er spürte, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen.
Wie werden sie den meinen entsorgen, wenn sie kommen? Meine Feinde beziehen bereits Stellung – der hochfahrende Vurms, der kleinkrämerische Vissbruck, die Kaufleute, deren Profite ich bedrohe, die Praktikalen, die Harker und Davoust dienten, die Einheimischen, die aus gutem Grund jeden hassen, der in Schwarz gekleidet ist, dann natürlich noch meine alten Feinde, die Gurkhisen, aber sie alle werden natürlich nur zum Zuge kommen, falls Seine Eminenz nicht angesichts meiner mangelnden Fortschritte ungeduldig wird und beschließt, mich vorzeitig zu ersetzen. Ob dann wohl jemand kommt, der nach meiner zusammengekrümmten Leiche suchen wird?
»Herr Superior.«
Es kostete ihn große Mühe, die Augen zu öffnen und den Kopf zu heben. Sein ganzer Körper schmerzte nach den Anstrengungen der letzten Tage. In seinem Hals knackte es bei jeder Bewegung, als zerbreche ein Zweig, sein Rücken war steif und brüchig wie Spiegelglas, und sein Bein schwankte zwischen nagendem Schmerz und zitternder Taubheit.
Schickel stand mit gesenktem Kopf in
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