Feuerklingen (First Law - Band 2)
»sind ihm doch nur im Wege. Wissen Sie was? Mal abgesehen von den unschönen Narben vermisse ich meine nicht im Geringsten.«
Er packte die Spitze von Harkers Brustwarze und zog ruppig daran. »Ah!«, kreischte der ehemalige Inquisitor, und sein Stuhl ächzte, als er verzweifelt versuchte, sich wegzudrehen. »Nein!«
»Ach, Sie meinen, das täte weh? Dann wird Ihnen vermutlich gar nicht gefallen, was noch kommen wird.« Und Glokta umschloss mit der Pinzette die lang gezogene Brustwarze und drückte sie zusammen.
»Ah! Ah! Bitte! Herr Superior, ich flehe Sie an!«
»Ihr Flehen bringt mich nicht weiter. Was ich von Ihnen brauche, sind Antworten. Was geschah mit Davoust?«
»Ich schwöre bei meinem Leben, ich weiß es nicht!«
»Das reicht nicht.« Glokta drückte fester zu, und die Metallenden bissen allmählich in das Fleisch.
Harker stieß einen verzweifelten Schrei aus. »Halt! Warten Sie! Ich habe Geld genommen! Ich gebe es zu! Ich habe Geld genommen!«
»Geld?« Glokta verringerte den Druck ein wenig. Ein Blutstropfen rann von der Pinzette und tropfte auf Harkers haariges, weißes Bein. »Was für Geld?«
»Geld, das Davoust den Einheimischen abgepresst hat! Nach der Rebellion! Er ließ mich alle verhaften, die ich für vermögend hielt, und ließ sie mit den Übrigen aufhängen. Dann haben wir alles, was sie hatten, beschlagnahmt und zwischen uns aufgeteilt! Er bewahrte seinen Anteil in einer Truhe in seinen Gemächern auf, und als er verschwand … habe ich es genommen!«
»Wo ist dieses Geld jetzt?«
»Weg! Ich habe es verprasst! Für Frauen … und für Wein, für alles Mögliche!«
Glokta schnalzte mit der Zunge. »Tss tss.«
Gier, Verschwörung, Ungerechtigkeit, Betrug, Raub und Mord. Alle Zutaten, die eine Geschichte braucht, die die Massen begeistern soll. Pikant, aber leider nicht von Bedeutung für unseren Fall.
Er umfasste wieder die Pinzette. »Mich interessiert der Superior selbst, nicht sein Geld. Sie können mir glauben, allmählich macht es mich müde, immer wieder dieselbe Frage zu stellen. Was ist mit Davoust geschehen?«
»Ich … ich … ich weiß es nicht!«
Vielleicht stimmt das. Aber es ist nicht die Antwort, die ich brauche.
»Das reicht nicht.« Glokta drückte zu, die Metallklauen durchtrennten das Fleisch mühelos und sauber und trafen sich in der Mitte mit sanftem Klick. Harker brüllte laut, bäumte sich auf und schrie vor Schmerz, während Blut von der roten, viereckigen Stelle tropfte, wo einmal seine Brustwarze gewesen war, und dunkel seinen Bauch hinunterrann. Glokta zuckte zusammen, als sich etwas in seinem Hals verkrampfte, und er bewegte den Kopf, bis er das vertraute Klicken hörte.
Seltsam
,
dass mit der Zeit selbst das schrecklichste Leid anderer nur noch … ermüdend sein kann.
»Praktikal Frost, der Herr Inquisitor blutet! Seien Sie so gut!«
»Ffuldigung.« Das Eisen machte ein kratzendes Geräusch, als Frost es rot glühend aus der Kohlenpfanne zog. Glokta fühlte selbst auf seinem Platz noch die Hitze, die von ihm ausging.
Ah, ein heißes Eisen. Es verbirgt keine Geheimnisse und erzählt keine Lügen.
»Nein! Nein! Ich …« Harkers Worte endeten in einem wilden Schrei, als Frost das Brandeisen auf die Wunde senkte und sich der Raum allmählich mit dem salzigen Aroma gebratenen Fleisches füllte. Ein Geruch, der zu Gloktas eigenem Ekel dazu führte, dass sein leerer Magen knurrte.
Wie lange ist es her, dass ich ein gutes Stück Fleisch gehabt habe?
Er wischte sich mit der freien Hand den frischen Schweißfilm vom Gesicht und bewegte unter dem Mantel seine verspannten Schultern.
Ein hässliches Geschäft, bei dem wir uns hier wieder finden. Wieso tue ich das?
Die einzige Antwort war das weiche Knirschen, als Frost das Eisen vorsichtig wieder ins Kohlebecken legte und ein Wirbel orangefarbener Funken aufstieg. Harker wimmerte, wand und schüttelte sich mit hervorquellenden Augen, während noch immer ein dünner Rauchfaden vom geschwärzten Fleisch auf seiner Brust aufstieg.
Ein hässliches Geschäft, sicher. Zweifelsohne hat er es verdient, aber das ändert gar nichts. Wahrscheinlich hat er wirklich keine Ahnung, was mit Davoust passiert ist, aber auch das ändert nichts. Die Fragen müssen trotzdem gestellt werden, und zwar genau so, als ob er die Antworten kennte.
»Wieso hören Sie nicht auf, sich mir zu widersetzen, Harker? Könnte es vielleicht sein … dass Sie davon ausgehen … dass mir dann, wenn ich mit Ihren Brustwarzen fertig bin, nichts
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