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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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unbefristete Belagerung zu überstehen.

Angesichts der Größe der Verteidigungsanlagen handelt es sich hier bedauerlicherweise um eine äußerst umfangreiche Aufgabe. Dabei habe ich die ersten Arbeiten auf Kredit veranlasst, aber ich werde nur eine begrenzte Zeit so verfahren können. Daher möchte ich Eure Eminenz in aller Bescheidenheit darum bitten, mich mit weiteren Mitteln auszustatten, um meine Arbeit fortführen zu können. Ohne finanzielle Unterstützung sind all meine Bemühungen zum Scheitern verurteilt, und die Stadt wird verloren gehen.

Die Union verfügt hier nur über wenige Streitkräfte, und die Moral ist nicht beklagenswert. In der Stadt sind auch zahlreiche Söldner, und ich habe angeordnet, dass weitere rekrutiert werden, aber auf ihre Treue kann man nicht unbedingt zählen, vor allem, wenn man sie nicht bezahlt. Ich bitte daher um die Entsendung weiterer Soldaten des Königs. Schon eine einzige Kompanie könnte sehr viel bewirken.

Sie werden bald wieder von mir hören. Ich verbleibe Ihr gehorsamer Diener
,
 
Sand dan Glokta
,
Superior von Dagoska
     
    »Hier ist es«, sagte Glokta.
    »Uh«, machte Frost.
    Es war ein unverputztes, einstöckiges Gebäude, nachlässig aus Lehmziegeln gebaut und kaum größer als ein durchschnittlicher Holzschuppen. Kleine Lichtstreifen leuchteten rund um die schlecht eingepasste Tür und die schlecht eingepassten Läden des einzigen Fensters in die Nacht hinaus. Die Hütte unterschied sich kaum von den anderen in der Straße, wenn man denn überhaupt von einer Straße sprechen konnte. Den Wohnsitz eines Mitglieds des Regierungsrats der Stadt hätte man hier jedenfalls nicht vermutet.
Aber Kahdia ist in vieler Hinsicht anders als die anderen. Der Anführer der Einheimischen. Der Priester ohne Tempel. Vielleicht derjenige, der am wenigsten zu verlieren hat?
    Die Tür öffnete sich, noch bevor Glokta hatte anklopfen können. Kahdia stand vor ihm, hoch aufragend, schlank und in ein weißes Gewand gehüllt. »Wieso kommen Sie nicht herein?« Der Haddisch wandte sich um, ging zum einzigen Stuhl und setzte sich.
    »Warten Sie hier«, sagte Glokta.
    »Uh.«
    Von innen wirkte die Hütte genauso wenig einladend wie von außen.
Sauber, ordentlich und fürchterlich arm.
Die Decke war so niedrig, dass Glokta gerade noch aufrecht stehen konnte, der Boden bestand aus festgestampfter Erde. Vor einer der Wände lag eine Strohmatratze auf leeren Kisten, daneben stand ein kleiner Stuhl. Unter dem Fenster befand sich ein niedriges Schränkchen, auf dem ein paar Bücher lagen, von einer blakenden Kerze bewacht. Offenbar waren sie Kahdias einziger weltlicher Besitz, sah man von einem zerbeulten Eimer ab, der wohl für die menschlichen Bedürfnisse genutzt wurde.
Auch hier kein Anzeichen für den versteckten Leichnam eines Superiors der Inquisition, aber man weiß ja nie. Man kann eine Leiche durchaus gut verbergen, wenn man sie in ausreichend kleine Stücke schneidet

    »Sie sollten nicht hier in den Elendsvierteln hausen.« Glokta zog die Tür hinter sich zu, die in ihren Angeln kreischte, hinkte zum Bett hinüber und ließ sich schwer auf die Matratze sinken.
    »Einheimische haben keinen Zutritt zur Oberstadt, oder haben Sie das noch gar nicht mitbekommen?«
    »Ich bin sicher, dass man in Ihrem Fall eine Ausnahme erwirken könnte. Sie könnten ein Quartier in der Zitadelle bekommen. Dann müsste ich nicht den weiten Weg bis hierher humpeln, um mit Ihnen zu reden.«
    »Ein Quartier in der Zitadelle? Während meine Mitbürger hier unten im Dreck verfaulen? Ein Anführer kann zumindest das Leid seines Volkes teilen – das ist das Wenigste, was er tun kann. Anderen Trost kann ich ihnen schließlich kaum geben.« Es war erstickend heiß hier in der Unterstadt, aber Kahdia schien das nichts auszumachen. Sein Blick war fest, seine Augen bohrten sich in Gloktas, dunkel und kühl wie ein tiefer See. »Sind Sie anderer Meinung?«
    Glokta rieb sich den schmerzenden Hals. »Nicht im Geringsten. Die Märtyrerrolle steht Ihnen, aber Sie müssen mir verzeihen, dass ich es Ihnen nicht gleichtue.« Er leckte über sein leeres Zahnfleisch. »Ich habe meine Opfer bereits gebracht.«
    »Vielleicht noch nicht alle. Fragen Sie, was Sie wissen wollen.«
Aha, wir kommen gleich zur Sache. Nichts zu verbergen also? Oder nur nichts zu verlieren?
    »Wissen Sie, was aus meinem Vorgänger geworden ist, Superior Davoust?«
    »Es ist meine große Hoffnung, dass er unter größten Schmerzen starb.« Gloktas

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