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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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der Tür. Die Verletzungen und Schwellungen, die ihr dunkles Gesicht bedeckt hatten, waren verheilt. Äußerlich gab es kein Zeichen der Qualen mehr, die sie in den Zellen unten in der Zitadelle durchlitten hatte. Sie sah ihm jedoch nie in die Augen, stets auf den Boden.
Manche Wunden heilen nur langsam, manche nie. Das sollte ich wissen.
    »Was gibt es, Schickel?«
    »Magisterin Eider hat Ihnen eine Einladung zum Essen geschickt.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Das Mädchen nickte.
    »Dann teile ihr mit, dass ich mich sehr geehrt fühle und die Einladung annehme.«
    Glokta sah ihr nach, als sie den Raum mit gesenktem Kopf verließ, dann sank er auf die Kissen zurück.
Wenn ich morgen verschwinde, habe ich wenigstens einen Menschen gerettet. Vielleicht ist mein Leben damit doch nicht völlig verschwendet gewesen. Sand dan Glokta, der Beschützer der Hilflosen. Ist es jemals zu spät … ein guter Mensch zu sein?
     
    »Bitte!«, kreischte Harker. »Bitte! Ich weiß nichts!« Er war fest an seinen Stuhl gebunden und konnte kaum ein Glied rühren. Aber das machte er mit seinen Augen wieder wett. Sie zuckten beständig über Gloktas Instrumente, die glänzend im harten Lampenlicht auf dem vernarbten Tisch lagen.
O ja, Sie wissen besser als die meisten anderen, wie man sie einsetzt. Wissen ist oft ein gutes Mittel gegen die Angst. Aber nicht hier. Nicht jetzt.
»Ich weiß gar nichts!«
    »Was Sie wissen oder nicht, das werde ich beurteilen.« Glokta wischte sich ein paar Schweißtropfen vom Gesicht. Der Raum war so heiß wie eine geschäftige Schmiede, und die Glut in der Kohlenpfanne machte die Sache nicht besser. »Wenn jemand wie ein Lügner riecht und die Farbe eines Lügners hat, dann ist er aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein Lügner, meinen Sie nicht?«
    »Bitte! Wir stehen doch alle auf derselben Seite!«
Tun wir
das? Tun wir das wirklich?
»Ich habe Ihnen nur die Wahrheit gesagt!«
    »Vielleicht, aber nicht so viel, wie ich davon brauche.«
    »Bitte! Wir sind doch alle Freunde!«
    »Freunde? Meiner Erfahrung nach ist ein Freund lediglich ein Bekannter, der einen bisher noch nicht verraten hat. Sind Sie so etwas, Harker?«
    »Nein!«
    Gloktas Miene verfinsterte sich. »Dann sind Sie unser Feind?«
    »Was? Nein! Ich wollte nur … ich wollte nur … ich wollte wissen, was passiert ist! Das ist alles! Ich wollte nie … bitte!«
Bitte, bitte, bitte. So allmählich geht es mir auf die Nerven.
»Sie müssen mir glauben!«
    »Ich muss nur eines, nämlich Antworten von Ihnen bekommen.«
    »Stellen Sie doch Ihre Fragen, Herr Superior, ich bitte Sie! Geben Sie mir die Möglichkeit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten!«
Ah, offenbar ist eine feste Hand plötzlich doch keine so gute Idee mehr, wie?
»Stellen Sie doch bitte Ihre Fragen, ich werde mein Bestes tun, sie zu beantworten!«
    »Gut.« Glokta stützte sich direkt neben seinem gefesselten Gefangenen auf die Tischkante und sah zu ihm hinunter. »Hervorragend.« Harkers Hände waren dunkelbraun gebrannt, ebenso wie seine Augen, aber der Rest seines Körpers war weiß wie der eines Molchs, nur stellenweise mit dichtem, dunklem Haar bewachsen.
Kein besonders ansprechendes Äußeres. Könnte aber schlimmer sein.
»Dann beantworten Sie mir doch bitte diese Frage. Wieso haben Männer Brustwarzen?«
    Harkers Augenlider flatterten. Er schluckte. Dann sah er zu Frost auf, aber das half ihm nicht weiter. Der Albino sah mit starrem Blick und ohne Lidschlag zurück, die weiße Haut rund um seine Maske war von Schweiß überzogen, und die Augen waren hart wie rosafarbene Edelsteine. »Ich … ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe, Herr Superior.«
    »Ist das keine ganz einfache Frage? Brustwarzen, Harker, bei Männern. Was haben sie für einen Zweck? Haben Sie sich das nicht auch schön öfter gefragt?«
    »Ich … ich …«
    Glokta seufzte. »Sie werden wund und tun weh, wenn man länger der Nässe ausgesetzt ist. Sie trocknen aus und schmerzen in der Hitze. Es gibt wohl Frauen, die im Bett aus Gründen, die sich mir bisher nie erschlossen haben, gern mit ihnen herumspielen, obwohl uns das in der Regel nur verärgert.« Glokta streckte eine Hand aus, und während Harkers weit aufgerissene Augen jeder seiner Bewegungen folgten, senkte sie sich schließlich auf den Tisch und umfasste die Griffe einer Pinzette. Er nahm das Werkzeug auf und betrachtete die gut geschärften Enden, die im hellen Lampenschein glänzten. »Die Brustwarzen eines Mannes«, brummte er,

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