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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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das Gesicht zu Brei schlug wie diesem großen Kerl, dem Steinbeißer. Und sie wollte sich auch nicht von einem Schwert durchbohren, sich die Knie zertrümmern und halb den Kopf abreißen lassen.
    Das alles war überhaupt nicht verlockend.
    Aber er stand zu nahe vor ihr, als dass sie ihn hätte erschießen können, und wenn sie weglief, würde er die anderen wecken, und sie hatten Pferde. Wahrscheinlich würden sie ohnehin wach, wenn sie kämpften, aber so konnte sie vielleicht einen schnellen Schlag austeilen und in dem anschließenden Durcheinander flüchten. Das war nicht ideal, aber welche Wahl hatte sie denn schon? Langsam ließ sie den Beutel von ihrer Schulter gleiten und auf den Boden sinken, dann den Bogen und den Köcher. Sie legte eine Hand an das Heft ihres Säbels, und ihre Finger streiften den Knauf. Er tat es ihr gleich.
    »In Ordnung, Rosig. Bringen wir es hinter uns.«
    »Vielleicht gibt es ja auch einen anderen Weg.«
    Sie sah ihn an, voller Misstrauen und auf jeden Trick gefasst. »Was für einen Weg?«
    »Bleib bei uns. Gib der Sache ein paar Tage. Wenn du dann immer noch derselben Ansicht bist, schön, dann helfe ich dir packen. Du kannst mir vertrauen.« Vertrauen, das war ein Wort für Narren. Es war ein Wort, das Menschen dann verwendeten, wenn sie einander betrügen wollten. Wenn er sich jetzt auch nur um Fingerbreite näherte, würde sie ihr Schwert schwingen und ihm den Kopf abschlagen. Sie war bereit.
    Aber er bewegte sich weder vor noch zurück. Er stand einfach nur da, ein großer, ruhiger Umriss in der Dunkelheit. Sie verzog das Gesicht, und ihre Fingerspitzen strichen noch immer über den Knauf des Krummsäbels. »Wieso sollte ich dir vertrauen?«
    Der große Rosig zuckte mit den schweren Schultern. »Wieso nicht? Damals in der Stadt habe ich dir geholfen und du mir. Ohne einander wären wir vielleicht beide tot.« Das war wohl wirklich so, dachte sie, er hatte ihr geholfen. Nicht so viel wie sie ihm, aber trotzdem. »Irgendwann einmal muss man sich an etwas halten, oder nicht? Mit Vertrauen ist es ebenso, irgendwann einmal muss man es einfach tun, auch ohne gute Gründe.«
    »Wieso?«
    »Weil man sonst so endet wie wir, und wer würde das wollen?«
    »Hm.«
    »Ich schlage dir einen Handel vor. Du hältst mir den Rücken frei und ich dir.« Er tippte sich mit dem Daumen langsam gegen die Brust. »Ich halte hier aus.« Er deutete auf sie. »Und du auch. Was hältst du davon?«
    Ferro dachte darüber nach. Weglaufen hätte ihr die Freiheit gebracht, aber sonst auch nichts. Sie war auf diesem Weg nach Jahren des Elends an die äußerste Grenze der Wüste gelangt, ihre Feinde stets auf den Fersen. Sie war vor Yulwei weggelaufen, und die Verzehrer hätten sie beinahe erledigt. Wohin wollte sie nun überhaupt? Übers Meer bis nach Kanta? Vielleicht hatte der große Rosig recht. Vielleicht war die Zeit gekommen, mit dem Weglaufen aufzuhören.
    Wenigstens so lange, bis sich eine Möglichkeit ergab, um ungesehen zu verschwinden.
    Sie nahm die Hand vom Heft ihres Schwertes, verschränkte langsam die Arme vor der Brust, und er tat dasselbe. Beide standen eine lange Weile so da und sahen einander in der Dunkelheit, in der Stille an. »In Ordnung, Rosig«, knurrte sie. »Ich werde aushalten, wie du sagst, und dann werden wir sehen. Aber ich mache keine verdammten Versprechungen, verstehst du?«
    »Ich habe dich nicht um ein Versprechen gebeten. Jetzt ist meine Wache. Du kannst dich ausruhen.«
    »Ich brauche keine Ruhe, hab ich dir doch schon gesagt.«
    »Wie du meinst, aber ich setze mich jetzt hier hin.«
    »Von mir aus.«
    Der große Rosig ließ sich vorsichtig auf den Boden nieder, und sie tat es ihm nach. Sie saßen im Schneidersitz dort, wo sie zuvor gestanden hatten, sahen einander an, und die glimmenden Überreste des Lagerfeuers glühten zu ihnen herüber. Sie warfen etwas Helligkeit auf die vier Schlafenden, auf die eine Seite des ungeschlachten Gesichts des großen Rosigs, und legten ein wenig Wärme auf das ihre.
    Sie beobachteten einander.

VERBÜNDETE
    An Erzlektor Sult, Leiter der Inquisition Seiner Majestät

 
Euer Eminenz
,
 
die Arbeit an den Verteidigungsanlagen der Stadt hat begonnen. Die berühmte Landmauer ist zwar noch immer ein mächtiges Bauwerk, aber in beschämendem Zustand, und ich habe energische Schritte zum Ausbau der Befestigungen eingeleitet. Zu diesem Zweck habe ich zusätzliche Vorräte, Rüstungen und Waffen bestellt, die unbedingt nötig sind, um eine zeitlich

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