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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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erspäht und gibt Gas. Der VW-Bus zieht an dem Laster vorbei.
    »Weißt
du überhaupt schon, dass die gesamte Terrortruppe in Hamburg gelebt hat?«
    »Was?
Nein, das wusste ich noch nicht. Seit meiner Ankunft konnte ich einfach keine
Nachrichten sehen.«
    »Schon
am Abend des 12. September haben die Hamburger Kollegen eine Wohnung im
Stadtteil Harburg gestürmt. Die haben da definitiv über Jahre in so einem
heruntergekommenen Nachkriegsbau gewohnt. Vor der Tür soll eine Fußmatte
gelegen haben, auf der Moin, Moin stand.«

2
     
    »Die Schöpfung ist eines, und ER, der den Koran erschuf, ist ER, der alle
sichtbaren Phänomene der Natur erschuf. Beide sind eine Mitteilung Gottes an
die Menschen. Die Söhne Allahs stehen aufrecht inmitten dieser
Unermesslichkeit.«
    Der
Imam mustert die Gesichter der vor ihm knienden Glaubensbrüder. Er trägt einen
weißen Turban und sein spitzes, faltiges Gesicht wird von einem silbergrauen
Vollbart umrandet. Die dunkelbraunen Augen verleihen ihm eine warme, gütige
Ausstrahlung.
    »Wir
sehen zu den Sternen hinauf, sind wir auch nur klein an Gestalt. Aber die
Sterne sehen uns nicht«, sagt er und deutet mit beiden Händen zum Himmel.
    »Ihr
seid es, die den Lauf der Sternbahnen kennen. In diesem Sinn seid ihr der Blick
Gottes und daher auch das Maß aller Dinge. An jedem neuen Tag liegt das gesamte
Reich Allahs vor euch, in dem das Ay a t (Zeichen) der Schöpfung
eingewoben ist. Doch menschliches Sehen und Hören sind nur der Ish a rah (Hinweis) auf das, was der göttlichen Natur innewohnt. Denn nur Allah allein
sieht alles. Er sieht in dunkler Nacht die Ameise unter einem Stein. Und nur
Allah hört alles. Er hört das Rascheln eines Halmes in einem weiten Feld und
alle geheimen Gedanken seiner Geschöpfe. Wir haben unsere Sinne nur, weil ER
sie hat. Allah ist die allerhöchste Person. Während wir nur am Rande seiner
Existenz zittern, ist es seine Güte, die uns erlaubt, Ich zu sagen. Und
wie steht es in der Sure 17, 38 geschrieben: Gehe nicht dem nach, wovon
du kein Wissen hast; siehe, Gehör, Gesicht und Herz, alles wird dafür zur
Rechenschaft gezogen.«
    Wenn
Gülcan Bayar gewusst hätte, was dieser Tag an Schrecken mit sich bringen würde,
wäre er mit Sicherheit mehr bei der Sache gewesen. So ärgert er sich innerlich
mal wieder, wie so oft am Ende der Hutbe (Predigt), über diesen
unheiligen Raum, in dem die gläubigen Muslime ihre Feiern und Gebete abhalten
dürfen. Das Parkett ist nur zur Hälfte mit einem blauen Teppichboden bedeckt.
An der Decke befinden sich drei Gerüstträger mit mehreren Spots für die
Disco-Abende, die auch hier stattfinden. Die bunten Gebetsteppiche liegen wie
Fremdkörper in dem tristen Raum. Der Versuch ihrer kleinen Gemeinde, bei der
Stadt eine geeignete Immobilie für eine Moschee zu erstehen, ist bisher
gescheitert. Merkwürdigerweise war nie ein passendes Gebäude zum Kauf frei.
Zumindest erhielten sie vor kurzem die Erlaubnis, hier im Haus der Jugend ab und zu den Veranstaltungsraum zu benutzen.
    Der
Imam steigt gerade von einem Holzkasten mit den eingelassenen Stufen herab, der
einem Stück Treppe ähnelt, und beginnt den Gamet (Gebetsruf). Gülcan
hebt seine Hände zum Kopf und sagt: »Allãhu akbar«, verschränkt sie in Bauchnabelhöhe,
spricht die Lobpreisung und geht in die Verbeugung.
    »Subhane
rabbiyel aziym (Gepriesen sei mein Herr, der Erhabene).«
    Er
lässt sich über die Knie auf den Boden fallen, berührt mit Stirn und Nase den
Boden,
    »Subhane
rabbiyel a la (Alles Lob gebührt meinem Herrn)«,
    setzt
sich auf die Knie,
    »Allãhu
akber«,
    wirft
sich nieder, erhebt sich wieder zum Stehen, wiederholt den gesamten Rakat (Gebetsabschnitt) erneut und rezitiert am Ende,
    »Allahumme
entesselamu ve min kes-selam, tebarekte ya zel-celali vela ikram (O Allah, du
bist der Friede und aus dir kommt der Friede hervor. Voller Segen bist Du,
voller Größe und Ehre).«
    Während
er diese Worte ausspricht, streichen die beiden Handflächen langsam über sein
Gesicht. Er hebt die Hände und spricht das Dua (Bittgebet).
    Seit
Wochen liegt seine Mutter Serap ihm in den Ohren, dass der Vater und sie eine
Frau zum Heiraten für ihn gefunden haben.
    »Azra
ist eine schöne Frau«, hatte sie gesagt, »und ihre Eltern sind dazu auch noch
reich.«
    Seine
Eltern hatten die Brauteltern in Istanbul besucht, gemeinsam den Nikah (Ehekontrakt) entworfen und den Hochzeitstermin bereits auf den nächsten Monat
festgelegt, danach würde Azra mit ihren

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