Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
Vom Netzwerk:
Szene aus Independence Day , in der ein unermesslich großes
Raumschiff mit einem Laser-Strahl das Empire State Building in sich
zusammenstürzen lässt.
    Verdammt!
Das ist keine Sciencefiction, denkt er, während die Übersetzung des Konsuls
monoton in sein Vakuum eindringt.
    Die
aufgerissenen Betonstreben sehen auf dem kleinen Bildschirm wie zerbrochene
Streichhölzer aus. Dahinter bewegen sich kleine Strichmännchen. Die Kamera
fährt heran. Arme winken aus den rauchenden Trümmern. Menschen stürzen kopfüber
aus der Höhe.
    Swensen
sieht, dass Anna ihre Hände zu Fäusten geballt in den Sofastoff drückt. Tränen
laufen ihr die Wangen hinab. Frau Günes hat ihr den Arm um die Schulter gelegt.
    »Auch
die Zentrale … der US-Militärmacht ist von einer entführten Boeing … getroffen
worden«, übersetzt der Konsul . »Eine vierte Maschine scheint  … über
Pennsylvania abgestürzt zu sein!«
    Eine
halbe Stunde später sitzt Swensen mit einem grünen Tee, den er eigens aus
Deutschland mitgebracht hat, auf der Terrasse ihrer Ferienwohnung. Er sieht
schweigend zu den Felsengräbern hinüber. Sein Blick nimmt nichts wahr, verliert
sich in unscharfen Umrissen.
    »Hallo,
Jan! Bist du noch da?«
    Annas
liebevolle Stimme durchdringt die Bilder des Grauens, die sich in seinem Kopf
festgesetzt haben. Er dreht den Kopf und sieht ihr direkt ins Gesicht. Die
letzten Sonnenstrahlen leuchten durch ihre roten Haare. Unerwartet ist Frieden
in ihm. Sie ist so schön, denkt er, sagt aber nichts.
    »Ich
hab Sabine übers Handy angerufen.«
    »Sabine?«,
fragt er, als ob jemand anderer fragen würde.
    »Sabine,
Jan! Meine Freundin Sabine Meinert!«
    »Ja
klar, natürlich, Sabine!«
    »Ich
wollte hören, was in Deutschland so los ist.«
    »Und?«
    »Es
herrscht das blanke Entsetzen. Auf allen Nachrichtenkanälen laufen
ununterbrochen nur diese Bilder aus Amerika. Man rechnet mit mehreren tausend
Toten. Es soll dieser Terrorist Osama bin Laden gewesen sein. In vielen Ländern
gibt es erhöhte Alarmbereitschaft. Das hört sich alles nicht gut an, oder?«
    »Es
wird Krieg geben!«
    »Jan,
mach mir keine Angst!«
    »’schuldigung,
das wollte ich nicht. Andererseits nützt es auch nichts, die Augen zuzumachen,
Anna! Amerika wird doch nicht eine Einzelperson festnehmen und das war’s dann.
So ein Angriff muss schließlich überboten werden.«
    »Da
hat Deutschland doch nichts mit zu tun!?«
    »Du
vertrittst also das Prinzip: Lieber Sankt Florian …!«
    »Nein,
natürlich nicht. Aber ich hab nun mal einen Riesenschiss! Du sagst selbst
immer, ein Buddhist sollte keine negativen Gedanken unausgegoren in die Welt
setzen!«
    »Du
hast recht, ich sollte achtsamer sein«, sagt er und nimmt Anna in die Arme.
»Weiß du was? Ich hab Hunger.«
    Ihr
schmaler Mund verzieht sich zu einem gequälten Lächeln. Sie lehnt ihren Kopf an
seine Schulter.
    »Ich
glaube, ich hab auch Hunger.«
    »Gehen
wir doch rüber ins Sini . Die haben diese riesige TV-Leinwand. Vielleicht
erfahren wir was Neues.«
    Zwanzig
Minuten später sitzen sie im Gartenrestaurant unter dem Blätterdach eines
riesigen Gummibaums und studieren die Speisekarte. Vor der Großbildleinwand
sitzt eine Schar Türken und verfolgt das Fußballspiel zweier Mannschaften. Ab
und zu schallt ein kollektives »Aaaah!« und »Ooooh!« herüber.
    »Champions
League!«, sagt der Ober, als er die Bestellung aufnehmen will. »Galatasaray
gegen Lazio Rom!«
    Swensen
kommt ein Gemälde von Magritte in den Sinn, auf dem unzählige Männer mit
Melonen auf dem Kopf und in schwarze Mäntel gehüllt vor und über einer grauen
Häuserzeile schweben. Plötzlich verändert sich seine Sichtweise. Die Männer
schweben nicht mehr, sie regnen vom Himmel. Nichts ist surrealistischer als die
Wirklichkeit, denkt er.
     
    *
     
    »Da ist er raus!«, japst der pummelige Mann im weißen Kittel. Er deutet
mit hochrotem Kopf auf das geöffnete Fenster und will gerade darauf zusteuern,
als Swensen ihm mit seinem ausgestreckten Arm den Weg versperrt.
    »Halt!
Nichts anfassen, bevor die Spurensicherung hier war, Herr …?«
    »Schudt,
ich bin der Filialleiter.«
    »Gut,
Herr Schudt. Ich bin Hauptkommissar Swensen. Können Sie schon ungefähr sagen,
was abhanden gekommen ist?«
    »Der
Tresor wurde aufgebrochen, die gesamten Tages-einnahmen, Scheine und
Wechselgeld sind verschwunden! Das wird sich so um die fünfzehntausend Mark
handeln! Genau weiß ich das noch nicht! Außerdem fehlen noch drei Laptops aus
meinem

Weitere Kostenlose Bücher