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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Eltern in Husum eintreffen. Als er
darauf nicht reagiert hatte, war seine Mutter böse geworden und hatte ihm
prophezeit, er würde den Dschinn (bösen Geist) in sich tragen.
    »Ein
Sohn hat das zu tun, was die Familie wünscht!«, sagte sie zum Abschluss. »Das
Paradies liegt zu Füßen der Mütter!«
    Verstandesmäßig
weiß er, dass ihm nichts anderes übrig bleiben wird. Die Ehre der Familie steht
auf dem Spiel. Er sieht das Foto der blutjungen Frau vor sich, das runde
Gesicht unter dem schwarzen Kopftuch, das sich verschämt zur Seite dreht. Sie
ist wirklich sehr schön, denkt er. Aber sie ist ihm gleichzeitig unendlich
fremd und schon der Gedanke an sie drückt im Magen. Eine Stimme spricht zu ihm:
»Wenn ein Muslim heiratet, erfüllt er die Hälfte seiner Religion!« Er möchte
seine Ohren schließen, aber die Stimme kommt nicht von außerhalb. Sie ist schon
immer in ihm gewesen, tief im Herzen.
    »Ich
höre deine Stimme, o Herr! Vergib mir und meinem Zweifel, dass ich nicht
unwürdig gegenüber der Familie handle!«
    Ein
schleifendes Geräusch auf dem Parkettfußboden veranlasst ihn, die Augen
aufzuschlagen. Zwei junge Männer ziehen das Kursi (Vorlesepult) in eine
Ecke, hängen einen Vorhang ab, der beide Geschlechter während des Gebets
voneinander trennte, und entfernen die Kalligraphien mit dem Namen Allahs von
den Wänden. Neben ihm rollen ein Vater und sein Sohn ihre Teppiche ein. Die
anderen Gläubigen, zirka fünfundzwanzig Männer und sechs Frauen, gehen in zwei
getrennten Gruppen ohne ein Wort auf den Lippen auf den Ausgang zu. Gülcan
schaut auf die Uhr. 13.27 Uhr. Vor der Glastür im Eingangsbereich spielen
Kinder Basketball. Aus dem Gewühl fliegt ab und zu der Ball hinauf zum Netz,
das für die kleinen Steppkes viel zu hoch an der Wand angebracht ist. Er wartet
einen kurzen Moment, bis sich eine Lücke bildet. Dann geht er hinüber zum
Parkplatz, der von tristen Wohnblocks und mehreren Schulgebäuden umrandet wird.
Mit dem Lieferwagen seines Vaters, einem Fiat Ducato, fährt er das letzte Stück
der Hermann-Tast-Straße hinunter, um das Rondell in die Adolf-Brütt-Straße,
geradeaus in die Brinckmannstraße und links in die Asmussenstraße. Wenn man
Glück hat, gibt es vor der Volkshochschule einen gebührenfreien Parkplatz. Er
hat Glück. Von hier aus sind es nur noch zwei Minuten bis zum Laden seines
Vaters, dem Dalaman-Kebap-Haus in der Neustadt. Hier wird er heute von
14.00 bis zirka 20.00 Uhr Döner, Falafel und andere anatolische Spezialitäten
verkaufen. Bis halbsechs kommen die Kunden nur kleckerweise. Er geht zum Essen
in die Küche, in der seine Mutter den Teig für die Fladenbrote vorbereitet. Sie
sagt kein Wort, beobachtet ihn nur heimlich. Er lässt sich nichts anmerken und
ruft mit dem Handy mehrere Kumpels an. Ab sechs kommt zuerst das Kinopublikum
und später kommen die Leute, die ihre Döner meistens mit nach Hause nehmen. Die
Schlange vor dem Verkaufstresen reißt kaum noch ab.
    »Drei
Döner, – zwei Döner, – zwei Döner, – vier Döner, – ein Döner!«
    Die
Menschen bleiben für ihn anonym, nur einige Gesichter erkennt er ab und zu
wieder und nickt lächelnd. Stumm und monoton verrichtet er seine Handgriffe.
Fladenbrot aufschneiden und in den Elektrogrill legen. Das Fleisch mit dem
rotierenden Messer absäbeln, Brot in die Papiertüte. Die Fragen haben sich
mittlerweile in sein Hirn gefressen.
    »Einmal
alles? Mit viel scharf?«
    Döner
in Alu einwickeln, Plastiktüte, Geld kassieren. Kurz nach acht wird der Andrang
wieder vorbei sein. Gülcan schaut nervös auf die Uhr. Um 20.30 Uhr beginnt die
Champions League mit seinem Lieblingsverein Galatasaray gegen PSV Eindhoven.
Sein jüngerer Bruder Fehmi hatte versprochen, ihn um acht abzulösen, damit er
noch rechtzeitig gehen kann. Wie immer kommt er zehn Minuten zu spät und grinst
über das ganze Gesicht. Fünf Minuten später ist er endlich einsatzbereit.
Gülcan geht in die Küche, wäscht sich die Hände und winkt zum Abschied seiner
Mutter zu, die allein an einem kleinen Tisch Çay trinkt. Ihr Gesicht wirkt
finster. Er geht ohne ein Wort.
    »Koay
gelsin (Die Arbeit möge leicht werden)!«, ruft er seinem Bruder von der
Eingangstür zu und eilt in Richtung Hafen davon. Es wird langsam dunkel. Er
biegt nach rechts in die Nordbahnhofstraße, geht sie ganz hinunter und dann
links in die Westerende. Hier, in einem heruntergekommenen Haus, gibt es seit
kurzem einen Treffpunkt für Muslime. Türk-Ulslam-Kültür-Derne ğ i

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