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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Swensens erster Eindruck
besagt, dass die Hand mit einem glatten Hieb eines scharfen Gegenstandes vom
Arm getrennt wurde. Das rohe Fleisch der Wunde ist blutlos.
    »Das
ist der pure Wahnsinn!«, stöhnt Püchel laut auf. »Jetzt bekommt unser
beschauliches Husum es auch noch mit echten Mafia-Methoden zu tun!«
    »Wie
kommst du denn darauf?«, flüstert Swensen zurück.
    »Ich
zähle nur eins und eins zusammen. Das stinkt für mich förmlich nach Blutrache.
Wir haben es hier schließlich mit Türken zu tun.«
    »Also
Heinz, erstens: entweder Mafia oder Blutrache. Und zweitens: Frag dich mal, ob
du deinen Vorurteilen nicht zu freien Lauf lässt?«
    »Was
weißt du von Vorurteilen. Bleib bei deinem buddhistischen Firlefanz, ich bleibe
bei meinem gesunden Menschenverstand!«
    Das
Knarren der Eingangstür lässt Swensen und Püchel herumfahren. Vier Männer in
weißen Schutzanzügen schreiten im Gänsemarsch herein, der Letzte ist Hollmann.
    »Die
Leute müssen hier sofort raus, Jan!«, brummt er unter seinem Schnauzer hervor,
während er auf Swensen zusteuert.
    »Guten
Abend, Peter!«, fährt Püchel ungehalten dazwischen.
    »Oh
ja, ’n Abend, Chef!«, erwidert Hollmann lakonisch und streckt ihm seine mit
einem Latexhandschuh überzogene Hand entgegen. Püchel übersieht sie
geflissentlich, nickt Swensen zu und stürmt in Richtung Eingangstür, die gerade
geöffnet wird. Ein mittelgroßer Mann in einer halblangen, braunen Leinenjacke
mit Fischgrätenmuster tritt in den Raum. Püchel kann nur knapp stoppen. Ein
rechteckiges Gesicht lächelt verhalten auf ihn herab.
    »Hoppla,
Heinz! Darf ich vorher reinkommen?«
    »Jean-Claude!«
    »Heinz
Püchel! Ewig nicht gesehen. Lass mich schätzen, zwei? Nein! Bestimmt schon drei
Jahre her, oder?«
    »Da
könntest du recht haben. Ihr seid schnell hier.«
    »Bin
sofort los«, erwidert der 43-jährige Hauptkommissar und deutet auf einen
wesentlich jüngeren Mann, der mit ihm hereingekommen ist. »Übrigens, den
Kollegen kennst du noch nicht. Oberkommissar Pretzer. Ralf, das ist der Chef
von Husum, Kriminalrat Heinz Püchel!«
    »Freut
mich«, sagt der semmelblonde Mann.
    »Mensch
Heinz, was geht bei euch in Husum ab? Ein Unbekannter soll eine abgeschlagene
Hand in diesen Laden geworfen haben?«
    »Liegt
dort auf dem Tisch! Grauenvolle Sache! Ich hoffe, ihr könnt den Irrsinn hier so
schnell wie möglich aufklären.«
    »Ich
geb mir alle Mühe. Wer verschafft mir einen Überblick?«
    »Hauptkommissar
Swensen, der mit den grauen Haaren da hinten, einer meiner besten Männer.«
    Püchel
winkt mit ausladender Gestik zu Swensen hinüber. Der trottet gemächlich herbei.
    »Jan,
das ist Kollege Jean-Claude Colditz vom K 1 in Flensburg! Er wird die weiteren
Ermittlungen leiten. Bring den Kollegen doch bitte auf den neuesten Stand.«
    »Ich
komm gleich zu Ihnen, Kollege Colditz! Wir brauchen sofort ’ne Kühlbox. Die
Hand muss aufs Eis und ins Labor nach Kiel.«
    »Okay.
Veranlassen Sie das, Kollege Swensen!«
     
    *
     
    »Blutrache! Ausgerechnet Blutrache! Unlogisch ist das! Und der Chef
posaunt das mal eben in der Gegend herum, ohne auch nur einen stichhaltigen
Anhaltspunkt.«
    »Jan
Swensen! Kannst du bitte damit aufhören!«
    »Tut
mir leid, Anna«, lenkt Swensen ein, als er ihren Unmut wahrnimmt, »aber
irgendwo will der Ärger einfach hin!«
    »Ich
würde gern erst mal in Ruhe essen! Konzentriere dich bitte auf die Speisekarte,
für deinen Ärger haben wir den ganzen Abend noch Zeit.«
    Bruno,
der Chef vom Dante , grinst über das ganze Gesicht.
    »Signora
Diete völlig haben recht, Commissario! Gustarsi qualcosa (etwas genießen),
danach Arbeit.«
    »Okay,
grande capocuoco (Küchenchef), bitte einmal die gebratenen Kürbisblüten und
Rigatoni in Kräuter-Ricotta-Sauce, dazu ein Mineralwasser.«
    Bei
dem Wort Mineralwasser verzieht Bruno leicht seine Mundwinkel. Die Reaktion des
Wirts ist Swensen bekannt, sie gehört beinahe schon zum rituellen Ablauf seiner
Bestellung. Solange Anna und er sich zum obligatorischen Abendessen am Freitag
treffen, steht seine buddhistische Lebensweise der üppigen italienischen Küche
im Weg, besonders wenn es um den Genuss der Weine geht. Gerade heute hatte der
Kommissar im Laufe des Tages beschlossen, sich endlich wieder zum Meditieren
aufzuraffen und mit Alkohol könnte er seinen Vorsatz gleich wieder knicken.
    »Ich
nehme die Bigoli mit frischen Sardellen, Bruno, und ein Viertel Merlot«,
bestellt Anna und tastet unter dem Tisch nach Swensens

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