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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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dir erlaubt aufzuschauen, Grieche!«, brüllte
der Soldat, der hinter ihm gestanden hatte. »Es wird höchste Zeit, dir Respekt
beizubringen!«
    »Wisst
ihr griechisches Pack eigentlich, was eure Nationalgarde in den Dörfern um
Famagusta angerichtet hat?«, fragte der Leutnant mit schneidender Stimme. »Sie
haben die türkischen Häuser aufgebrochen, gnadenlos auf Frauen und Kinder
gefeuert und den Männern die Kehle durchgeschnitten.«
    Während
er vor der Reihe Griechen auf und ab schritt, fiel sein Blick auf eine große
leere Zinkwanne, die neben dem Kuhstall stand. Er ließ sie von zwei Soldaten in
die Mitte des Hofes schaffen. Er packte Stephanides im Genick, zog ihn bis vor
die Wanne und befahl: »Ausziehen!« Als er nicht sofort reagierte, bekam er
einen Fußtritt.
    »Hab
doch Erbarmen, Türke! In Allahs Namen!«, flüsterte Stephanides mit flehender
Stimme.
    Ein
Soldat fuchtelte ihm statt einer Antwort mit dem Bajonett vor seinem Gesicht
herum, so dass ihm keine Wahl blieb, als der Aufforderung nachzukommen. Als man
ihm die Augen mit einem Tuch verband, klopfte sein Herz bis zum Hals. Er bekam
einen Stoß und stürzte rücklings in die Zinkwanne. Die Sonne brannte
mittlerweile senkrecht vom Himmel, und das Metall heizte sich erbarmungslos
auf. Es wurde in kurzer Zeit glutheiß. Er wollte aufspringen. Da traf ihn ein
Gewehrkolben mitten im Gesicht. Das Nasenbein brach mit einem fürchterlichen
Knack. Schmerzverzerrt sackte er nach hinten in die Zinkwanne zurück. Blut
spritzte aus der Nase. Auf dem Metall brutzelte sein Leib wie in einer
Bratpfanne. Der üble Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Er schrie
sich die Seele aus dem Leib. Dann wurde seine Stimme immer kraftloser, und er
wurde ohnmächtig. Er konnte nicht mehr spüren, wie das Fett aus seinem Körper
tropfte und verdampfte, wie seine verkohlte Haut aufplatzte und seine Knochen
heraustraten.

3
     
    Swensen putzt im Bad seine Zähne. Das müde Abbild im Spiegel lässt ihn
aufmerksam werden. Was ist denn das da unter den Augen, denkt er, diese
merkwürdigen Striche. Er tastet mit dem Zeigefinger vorsichtig darüber. Das sind
Falten, muss er sich eingestehen, ganz gewöhnliche Falten. Du bist ein alter
Sack, mein Lieber. Deine Haut wird schlaff. Bei dir bilden sich Tränensäcke. An
das Gesicht wirst du dich gewöhnen müssen.
    Er
stellt sich unter die Dusche, fühlt sich danach aber nicht erfrischt. Die Nacht
war unerträglich schwül gewesen. Um zwei Uhr hatte er das Schlafzimmerfenster
aufgerissen und kein Lüftchen hatte sich gerührt.
    Beim
Abtrocknen sieht er den wolkenlosen Himmel durchs Badfenster. Der Anblick
verspricht einen weiteren heißen Tag. In ihrem Container, wie sie das neue
Polizeipräsidium scherzhaft getauft hatten, würde die Sonne hinter den
Aluminiumwänden für saunaartige Verhältnisse sorgen.
    Nach
dem Urlaub hatte Swensen feststellen müssen, dass die gesamte Polizeiinspektion
gegenüber vom Bahnhof wegen Sanierungsarbeiten des Gebäudes für ein halbes Jahr
in die Industriestraße ausgelagert worden war.
    Die
neuen Räumlichkeiten befinden sich in einem lang gezogenen Büroflachbau,
dunkelgrün gestrichen und potthässlich. In die beengten Verhältnisse musste
jetzt noch die K1-Mannschaft aus Flensburg integriert werden.
    Die
halbe Stunde Meditation am Morgen war wieder von penetranten Gedanken
überlagert gewesen. Auf dem Weg zur Arbeit hadert Swensen ein wenig mit sich
selbst. Er parkt seinen Wagen neben dem Container, geht in aller Ruhe über den
Asphaltplatz bis vor die gläserne Eingangstür, durch die er vor dem Eintreten
schon über den langen Flur bis zum Ende des Gebäudes sehen kann. Verwundert
registriert er ein unbekanntes Gesicht hinter der Rezeption. Püchel steht vor
seinem Büro und raucht wie gewöhnlich.
    »Wer
ist denn die Blondine?«, fragt Swensen.
    »Gut,
dass ich dich sehe, Jan! Auf eine Sekunde!«
    »Hallo
Heinz! Wo ist Susan hingekommen?«
    »Susan?
Ach so, Susan! Die hat frei. Macht im Organisationskomitee der
›Pole-Poppenspäler-Tage‹ mit. Ist für ’ne Woche weg. Die Vertretung heißt
Isabelle, Isabelle Schönebeck.«
    »Unsere
Susan und Puppentheater? Wie kommt sie denn dazu?«
    »Frag
sie, wenn sie wieder da ist!«
    »Und
was gibt es sonst Wichtiges?«
    »Wir
können nicht die gesamte Flensburger Truppe im Konferenzraum arbeiten lassen.
Der ist zwar um einiges größer als unser alter, aber einige brauchen einen
eigenen Schreibtisch.«
    »Mit
anderen Worten, du denkst an mein

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