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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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verrosteten Bedford-Bus luden.
    »Die
meisten Brüder sind schon in den Süden geflüchtet!«, hatte ihm der Abt im
Vorbeigehen zugerufen. »Sieh zu, dass du hier verschwindest, Stephanides! Die
Türken kommen!«
    Dann
hatte der alte Mann mit dem wallenden, weißen Bart seine schwarze Soutane
mühsam auf dem Beifahrersitz verstaut. Die beiden anderen Mönche kamen mit zwei
Marienbildern, stiegen ebenfalls ein, und das alte Vehikel knatterte in einer
riesigen Staubwolke davon.
    In
Gedanken versunken verschloss Stephanides den Kiosk mit einer Kette, schnappte
sein Fahrrad und trat mit aller Kraft in die Pedale. Eineinhalb Minuten später
hatte er die Klosteranlage mit dem vierkantigen Glockenturm bereits weit hinter
sich gelassen und fuhr durch den Zitronenhain auf die ersten Häuser am Ortsrand
zu. Er konnte mehrere Schüsse hören. Schweiß stand ihm auf der Stirn, die Kehle
war ausgetrocknet. Er spürte Angst. Ein Junge raste ihm auf der Dorfstraße mit
einem Fahrrad entgegen. Er winkte ihm zu, als ein Schuss fiel und ihn aus dem
Sattel riss. Der Junge stürzte mit einem schrillen Schrei aufs Pflaster und
blieb regungslos liegen. Stephanides sah, wie ihm Blut aus der Nase lief. Er
trat in die Bremse, warf das Rad zur Seite und sprintete hinter eine schützende
Hausmauer. Panik erfasste ihn. Er schlich durch Hinterhöfe, kletterte über
Steinmauern und versuchte in einem großen Bogen sein Haus auf der anderen Seite
des Dorfes zu erreichen. Dort traf er auf seine Frau, die stumm in den Zimmern
hin und her irrte. Sein achtjähriger Sohn war unter den Küchentisch gekrochen
und wimmerte leise vor sich hin.
    »Chloe,
raus hier!«, brüllte er sie an. »Wir müssen weg!«
    Als
sie nicht reagierte, schüttelte er sie und schob sie zur Haustür hinaus. Sein
Sohn heulte auf, stürzte hinter ihm her und klammerte sich an sein rechtes
Bein.
    »Du
musst jetzt tapfer sein, Nicos!«, appellierte er.
    Vor
der Tür trafen sie auf andere Versprengte. Gemeinsam hastete die Schar über
einen verlassenen Bauernhof auf ein Feld zu, an dessen Ende ein Wäldchen
begann. Aus einem Stall schallte das lang gezogene Muhen der zurückgelassenen
Kühe. Plötzlich tauchte hinter den Bäumen ein Trupp türkischer Soldaten auf.
Die aufgesetzten Bajonette blitzten in der Sonne. Es fielen Schüsse. Die
Fliehenden stoppten ängstlich und hoben die Arme. Sie waren direkt neben einem
Viehstall zum Stehen gekommen. Das Grunzen im Inneren signalisierte
Stephanides, dass er voller Schweine sein musste. Ihm fiel sofort ein, wie sehr
alle Moslems diese unreinen Tiere mieden.
    »Du
gehst jetzt in den Stall, mein Sohn!«, flüsterte er dem Jungen mit
eindringlicher Stimme ins Ohr, »und verkriechst dich unter dem Heu, so dass
dich niemand mehr sehen kann. Dort bleibst du so lange mucksmäuschenstill
versteckt, bis ich dich abhole.«
    Er
sah seinem Sohn tief in die Augen.
    »Hast
du das verstanden, Nicos?«
    Der
Junge nickte mit Tränen in den Augen. Stephanides gab ihm einen sanften Schubs
gegen die Schulter, und Nicos huschte zur Tür, stieß sie auf und war
verschwunden. Die Soldaten hatten offensichtlich nichts bemerkt. Sie kreisten
die Dorfbewohner auf dem Hofplatz ein. Alle mussten die Hände hinter dem Kopf
verschränken und sich in einer Reihe aufstellen. Die Frauen wurden von zwei
Soldaten mit blankgezogenen Bajonetten weggeführt. Ein Unteroffizier befahl den
Männern, sich mit den Knien auf den Boden in die pralle Mittagssonne zu hocken.
In kurzer Zeit rann der gesamten Gruppe der Schweiß über die Gesichter. Aus den
Gesprächsfetzen der Soldaten vernahm Stephanides, dass sie auf die Ankunft
ihres Vorgesetzten warteten. Das laute Brüllen der Kühe klang wie ein böses
Omen durch den Ort. Die Tiere mussten instinktiv spüren, dass etwas
Schreckliches bevorstand. Es dauerte unendliche Minuten, bis ein
Motorengeräusch näher kam, ein Jeep um die Hausmauer preschte, in einem Bogen
auf den Hof fuhr und scharf bremste. Noch bevor das Fahrzeug zum Stehen kam,
sprang ein mittelgroßer, kräftiger Mann heraus. Der Unteroffizier trabte ihm
entgegen, grüßte zackig und machte dem Leutnant Meldung. Der ließ rühren und
baute sich mit versteinertem Gesicht vor den Gefangenen auf. Als Stephanides
kurz aufblickte, fiel ihm sofort das Feuermal unter dem rechten Auge auf. Im
gleichen Moment durchzuckte ein stechender Schmerz seine rechte Schulter. Ein
Gewehrkolben hatte ihn so stark getroffen, dass er zur Seite kippte.
    »Du
stehst vor dem Todesengel! Wer hat

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