Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
selbst vor und stimmt ein. »Lila White und Fawn Pierce wurden durch widrige Umstände in die Prostitution gezwungen. Wollen Sie damit sagen, daß sie das, was ihnen passiert ist, verdient haben?«
    »Das würde ich nie andeuten«, sagt Quinn. »Es ist nur Tatsache, daß Prostitution ein Risikoberuf ist, verglichen mit dem des Anwalts oder dem einer Grundschullehrerin.«
    »Und somit betrachtet man sie also als entbehrlich? Lila Whites Mord war keine Soko wert. Lila White war einmal Bewohnerin des Phoenix House. Niemand von der Polizei in Minneapolis hat es für wert befunden, ihren Tod noch einmal zu untersuchen. Für Fawn Pierce hat das FBI niemanden nach Minneapolis geschickt. Eine unserer augenblicklichen Bewohnerinnen war eine Freundin von Ms. Pierce. Sie wurde nie von der hiesigen Polizei verhört.
    Aber Peter Bondurants Tochter wird vermißt, und plötzlich berichten die Nachrichten darüber und es gibt Gemeindeversammlungen.
    Chief Greer, angesichts dieser Tatsachen, können Sie da ehrlich behaupten, daß die Stadt Minneapolis sich auch nur die Bohne um Frauen in Schwierigkeiten schert?«
    Greer betritt das Podium, er sieht streng und stark aus.
    »Mrs. Urskine, ich versichere Ihnen, daß jede nur mögliche Maßnahme ergriffen wurde, um die Morde an den ersten beiden Opfern aufzuklären. Wir verdoppeln unsere Bemühungen jetzt, um dieses Monster aufzuspüren und zu finden. Und wir werden nicht ruhen, bis dieses Monster dingfest gemacht ist! «
    »Ich möchte darauf hinweisen, daß Chief Greer den Begriff Monster nicht im wörtlichen Sinne benutzt«, sagt Quinn. »Wir suchen nicht nach einem tobsüchtigen Irren mit Schaum vor dem Mund. Vom Aussehen her ist er ein gewöhnlicher Mann. Das Monster ist in seinem Kopf.«
    Monster. Ein Wort, mit dem normale Menschen Kreaturen, die sie nicht verstehen, bezeichnen. Der Hai wird als Monster abgestempelt, wo er doch in Wirklichkeit einfach nur effizient und zielstrebig ist. Das ist der Feuerbestatter auch. Er ist effizient und zielstrebig, rein in Gedanken und Macht. Wenn er in Aktion ist, wankt er nicht. Er stellt den Zwang nicht in Frage. Er gibt sich ganz den Bedürfnissen seines dunklen Ichs hin, und in dieser völligen Unterwerfung erhebt er sich über sein gewöhnliches Ich.
    »In diesem Augenblick, in dem die Opfer durch ihre Hand starben, berichten viele Serienmörder von einer so heftigen Erleuchtung, daß sie einem emotionalen Quasar gleichkommt, blendend in seiner Enthüllung der Wahrheit.«
    Joel Norris, Der Serienmörder.

    »Special Agent Quinn, was haben Sie für eine Theorie im Hinblick auf die Verbrennung der Leichen?«
    Die Frage kam von einem Reporter. Die Gefahr bei diesen für die Allgemeinheit zugänglichen Gemeindeversammlungen war, daß sie sich in Pressekonferenzen verwandelten, und eine Pressekonferenz war das letzte, was Quinn wollte. Er brauchte eine kontrollierte Situation – für den Fall und für sich selbst. Er mußte gerade genug Informationen ausgeben, nicht zuviel. Ein bißchen Spekulation, aber nichts, was der Killer als Arroganz werten könnte. Er mußte den Mörder verdammen, aber darauf achten, daß diese Verdammung von einer gewissen Art Respekt durchzogen war.
    Eine direkte Herausforderung könnte mehr Leichen zur Folge haben. Wenn er sich zu weich zeigte, weckte das in Smokey Joe vielleicht das Bedürfnis, Stellung zu beziehen. Mehr Leichen. Ein falsches Wort, eine achtlose Betonung – noch ein Tod. Das Gewicht dieser Verantwortung lastete wie ein riesiger Stein auf seiner Brust.
    »Agent Quinn?«
    Die Stimme traf ihn wie ein Stachel, brachte ihn in die Gegenwart zurück. »Das Verbrennen ist die Unterschrift dieses Killers«, erwiderte er und rieb sich mit einer Hand die Stirn. Ihm war heiß. Es war nicht genug Luft im Raum.
    Sein Kopf dröhnte wie ein Hammer gegen einen Amboß.
    Das Loch in seiner Magenschleimhaut brannte stärker.
    »Etwas, das er gezwungen ist zu tun, um irgendein inneres Bedürfnis zu befriedigen. Was dieses Bedürfnis sein könnte, weiß nur er.«
    Such dir ein Gesicht, irgendein Gesicht, sagte er sich, als sein Blick über die Menge schweifte. Nach all den Jahren und all den Fällen und all den Mördern dachte er manchmal, er müßte den Zwang zu töten erkennen, ihn wie eine satanische Aura sehen, aber so funktionierte das nicht. Die Leute machten immer viel Aufhebens um die Augen eines Serienmörders – die nackte, platte Leere, als ob man in einen langen schwarzen Tunnel schaut, in dem eine Seele

Weitere Kostenlose Bücher