Feuermale
Skulptur stand. »Sie werden keine Gelegenheit dazu haben. Ich werde nicht dulden, daß das Andenken meiner Tochter in den Dreck gezogen wird. Wenn ich ein Wort von dem, was Jillian in Frankreich passiert ist, in der Zeitung sehe, werde ich Sie beide ruinieren.«
Kovác atmete laut aus und bewegte sich weg vom Tisch.
»Ich versuche nur, diese Morde aufzuklären, Mr. Bondurant. Das ist hier der einzige Punkt auf meiner
Tagesordnung. Ich bin ein einfacher Mensch mit einfachen Bedürfnissen – wie zum Beispiel der Wahrheit. Sie könnten mich in einem Herzschlag ruinieren. Verflucht, alles was ich je hatte, was irgendeinen Wert hatte, hat die eine oder die andere Ex-Frau gekriegt. Sie können mich wie eine Fliege zerquetschen. Und wissen Sie was? Ich würde immer noch die Wahrheit erfahren wollen, weil ich eben so bin. Es wäre einfacher für uns alle, wenn Sie sie mir jetzt als später geben.«
Bondurant sah ihn nur an, mit steinerner Miene, und Sam schüttelte einfach den Kopf und ging weg.
Quinn bewegte sich einen Moment lang nicht, beobachtete Bondurant, versuchte abzuwägen, versuchte zu ergründen. Sie waren so nahe dran gewesen, ihn aus der Reserve zu locken… »Sie haben mich aus einem Grund hierhergeholt«, sagte er leise, von Mann zu Mann. Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Rufen Sie mich an, wenn Sie bereit sind.«
Bondurant drückte einen Direktwahlknopf auf dem Telefon und wartete.
»Eine letzte Frage«, sagte Quinn. »Jillian hat gerne Musik geschrieben. Haben Sie je einen Auftritt von ihr erlebt? Je irgend etwas von ihrer Arbeit gesehen?«
»Nein, das hat sie nicht mit mir geteilt.«
Er wandte sich ab, als jemand am anderen Ende der Leitung abnahm.
»Peter Bondurant. Stellen Sie mich zu Edwyn Noble durch.«
Er stand in der Halle und wartete lange Zeit, nachdem das rüde Gerumpel von Kovács Wagen verhallt war. Stand einfach da, in der Stille, dem Dämmerlicht. Zeit verstrich.
Er wußte nicht, wieviel. Und dann ging er die Halle hinunter zu seinem Büro. Sein Körper und sein Geist arbeiteten scheinbar unabhängig voneinander.
Eine Bodenlampe brannte dämmrig in einer Ecke des Raumes. Er machte nicht mehr Licht. Die Nacht hatte sich in den späten Nachmittag eingeschlichen und das klare Licht gestohlen, das früher am Tag durch die Glastüren einfiel. Das Zimmer war düster, was zu seiner Stimmung paßte.
Er sperrte seinen Schreibtisch auf, nahm ein Notenblatt heraus und stellte sich ans Fenster, um zu lesen, als könnte die Realität der Worte, je weiter sie proportional vom Licht entfernt waren, gemildert werden.
Love Child I’m your love child Linie girl Want you more than all the world Take me to that place I know Take me where you want to go Got to make you love me Only one way how Daddy, won’t you love me Love me now Daddy, I’m your love child Take me now!
– JB
KAPITEL 17
Das Treffen ist ihm zu Ehren, in gewissem Sinn. Er sitzt in der Menge, beobachtet, lauscht, fasziniert und amüsiert.
Die Menschen um ihn herum – er schätzt 150, viele von ihnen Medienvertreter – sind gekommen, weil sie ihn fürchten oder von ihm fasziniert sind. Sie haben keine Ahnung, daß das Monster neben ihnen sitzt, hinter ihnen, seinen Kopf schüttelt, als sie vom beängstigenden Zustand der Welt sprechen und von der bösartigen Mentalität des Feuerbestatters.
Er glaubt, einige von ihnen beneiden in Wirklichkeit den Feuerbestatter um seine Kühnheit, obwohl sie das nie zugeben werden. Keiner von ihnen hat den Nerv, die Klarheit der Vision, seine Fantasien auszuleben und die dunkle Macht in seinem Inneren loszulassen.
Ordnung kommt in die Versammlung, der Sprecher der Soko nennt den angeblichen Grund für das Treffen, eine Lüge. Hier geht es nicht darum zu informieren oder auch nur darum, der Gemeinde Tatkraft zu demonstrieren. Der Zweck des Treffens liegt bei Quinn.
»Ich sagte ihnen, noch wichtiger bei diesem andauernden Zyklus von Morden ist es, proaktiv zu werden, polizeiliche Bemühungen und die Medien dazu zu nutzen, den Kerl in eine Falle zu locken. Zum Beispiel schlug ich vor, die Polizei sollte eine Reihe von Gemeindeversammlungen einberufen, um über die Verbrechen zu ›diskutieren‹. Ich war mir sicher, daß der Killer bei einer oder mehreren auftauchen würde.«
John Douglas, Profiljäger.
Zweck der Versammlung ist es, ihm eine Falle zu stellen, und dennoch sitzt er hier, kühl und ruhig. Nur ein weiterer besorgter Bürger. Quinn
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