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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Tatortfotos gesehen.
    Warum wurde der Stiefvater nie vor Gericht gebracht?«
    »Es kam nie zur Anzeige. LeBlanc hat sie einer Gehirnwäsche unterzogen«, sagte Noble angewidert. »Jillian weigerte sich, auch nur mit der Polizei zu reden.«
    »Peter hatte gehofft, sie könnte das alles hinter sich bringen durch den Umzug zurück nach Minnesota und die Therapie«, sagte Brandt.
    »Und, konnte sie?«
    »Therapie ist ein langer, anstrengender Prozeß.«
    »Und dann hat LeBlanc angefangen, sie wieder anzurufen.«
    »Freitag abend entschloß sie sich, Peter davon zu erzählen. Er war natürlich sehr aufgeregt. Er hatte Angst um Jillie. Sie hatte sich so gut gemacht.«
    Wieder ein strategisch plazierter Seufzer.
    »Peter hat Schwierigkeiten, Emotionen zu äußern. Seine Besorgnis trat als Wut zutage. Es endete mit einem Streit.
    Jillian war sehr aufgeregt, als sie ging. Sie rief mich von ihrem Wagen aus an.«
    »Wo war sie?«
    »Irgendwo auf einem Parkplatz. Sie hat es nicht direkt gesagt. Ich hab ihr gesagt, sie soll zurück zu Peter fahren, und es mit ihm ausdiskutieren, aber sie war beschämt und verletzt, und am Ende hat sie ihn einfach angerufen«, sagte Brandt. »Das ist die ganze Geschichte. So einfach ist das.«
    Quinn bezweifelte beides. Was Lucas Brandt ihm gerade erzählt hatte, war keinesfalls die ganze Geschichte, und nichts an Jillian Bondurants Leben oder Tod würde sich als einfach erweisen.
    »Und Peter war nicht fähig, mir oder Sergeant Kovác diese Geschichte zu erzählen, als wir vor vier Stunden in seinem Foyer standen?«
    Noble warf einen nervösen Blick über die Schulter auf die geschlossene Tür an der anderen Seite des Raumes, als erwarte er, daß die Reporter sie einrennen würden und mit den Mikrofonen wie Bajonette im Anschlag hereinstürmen könnten.
    »Es ist nicht einfach für Peter, über solche Dinge zu reden, Agent Quinn. Er ist ein sehr privater Mensch.«
    »Das ist mir klar, Mr. Noble«, sagte Quinn und fischte ein Pfefferminzbonbon aus seiner Tasche. Er redete weiter, während er es auspackte. »Das Problem dabei ist, daß wir es hier mit der Untersuchung eines Mordfalls zu tun haben. Und bei einem Mordfall gibt es so etwas wie Privatsphäre nicht.«
    Er legte das Bonbonpapier auf die Theke und steckte das Bonbon in den Mund. »Nicht einmal, wenn sie Bondurant heißen und der Direktor des FBI ihnen sein Ohr leiht – nicht, solange es mein Fall ist.«
    »Na schön«, sagte Edwyn Noble und trat zurück. Sein langes Gesicht war kalt und hart wie Marmor. »Möglicherweise ist es nicht mehr lange Ihr Fall.«
    Sie gingen wie zwei verzogene Kinder, die sofort nach Hause laufen und ihn verpetzen würden. Sie würden es Bondurant sagen. Bondurant würde Brewster anrufen.
    Brewster könnte vielleicht anrufen und ihn tadeln, nahm Quinn an. Oder er würde ihn vielleicht einfach durch ASAC von dem Fall abziehen und ihn zu einem anderen Stapel Leichen woanders hinschicken. Es gab immer noch einen anderen Fall. Und noch einen… und noch einen…
    Und was zum Teufel sollte er sonst mit seinem Leben anfangen? Er beobachtete, wie Noble und Brandt sich zum Ausgang durcharbeiteten, die Reporter hefteten sich an ihre Fersen.
    »Was sollte denn das?« fragte Kovác.
    »Die wollen uns auf den Holzweg fuhren, glaub ich.«
    »Kate sagt, unser Herzchen hat bei ihr die Katze aus dem Sack gelassen. Der kleine Sonnenschein sagt, sie wäre in dieser Nacht im Park gewesen und hätte sich mit Spielchen mit irgendeinem Versager zwanzig Mäuse verdient.«
    »Hat dieser Versager einen Namen?«
    Kovác schnaubte verächtlich. »Hubert Humphrey hat er ihr gesagt. Sprich: Republikanisches Arschloch mit miserablem Sinn für Humor.«
    »Das engt es natürlich ein«, sagte Quinn trocken.
    Die Fernsehcrews packten Scheinwerfer und Kameras ein. Die letzten Reste der Menge zerstreuten sich. Die Party war vorbei, und mit ihr verschwand das Adrenalin, das seine Herzfrequenz beschleunigt und seine Nerven angespannt hatte. Er bevorzugte tatsächlich die Spannung, weil sie die Depression in Schach hielt und das Gefühl, überwältigt, erschöpft und verwirrt zu sein. Er zog Action vor, die Alternative war nämlich, allein in seinem Hotelzimmer zu sitzen, mit nichts außer der Angst als Gesellschaft. Die Angst, daß er nicht genug tat, daß er etwas verpaßte, daß trotz des angesammelten Wissens von tausend oder mehr Fällen er das Gefühl für diesen Job verloren hatte und nur herumstolperte wie ein frisch

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