Feuermale
Erblindeter.
»Natürlich hat sie keine Autonummer«, fuhr Kovác fort.
»Keine Adresse. Keine Kreditkartenquittung.«
»Kann sie ihn beschreiben?«
»Klar. Er war zehn Zentimeter lang und machte ein Geräusch wie ein Fleischwolf, als er kam.«
»Das wird eine interessante Gegenüberstellung.«
»Ja. Nur ein weiterer armseliger Yuppie mit einem SUV und einer Frau, die ihm keinen blasen will.«
Quinn sah ihn scharf an. »Einem was?«
»Einer Frau, die –«
»Der andere Teil. Er hat was gefahren?«
»Ein Sport Utility Vehi –«
Kovács Augen wurden groß und er warf die Zigarette weg, die er sich gerade hatte anstecken wollen. »O mein Gott.«
Er bewegt sich mit dem Rest der Menge durch die Türen des Gemeindezentrums nach draußen, schnappt Gesprächsfetzen über sich selbst auf.
»Ich wünschte, sie hätten mehr über das Brennen gesagt.«
»Ich meine, dieser Typ vom FBI sagt, der Killer sieht aus und verhält sich wie ein ganz normaler Mensch. Aber wie kann das sein? Leichen anzünden? Das Feuer zerstört Beweise.«
»Ja, aber jemandem den Kopf abschneiden ist irre.«
»Meinen Sie nicht, daß das Feuer symbolisch ist?« fragt er. »Ich glaube, der Typ hat vielleicht eine Art religiösen Wahn. Sie wissen schon: Asche zu Asche und so.«
»Vielleicht.«
»Ich wette, wenn die Cops ihn erwischen, stellt sich raus, daß er irgendeinen religiösen Fanatiker als Stiefvater hatte oder sowas. Einen Beerdigungsunternehmer vielleicht«, sagt er und denkt dabei an den Mann, der den Großteil seiner Jugend mit seiner Mutter liiert gewesen war. Der Mann, der geglaubt hatte, er wäre von Gott beauftragt, sie durch sexuelle Unterwerfung und Schläge zum Heil zu führen.
»Krankes Dreckschwein. Geht rum und foltert und tötet Frauen wegen seiner eigenen Unzulänglichkeiten. Hätte man bei der Geburt in einen Sack stecken und ersäufen sollen.«
»Und diese Fieslinge schieben immer alles auf ihre Mütter ab. Als hätten sie selber keinen Verstand.«
Er möchte diese beiden Frauen, die das sagen, packen.
Sie an den Hälsen packen, seinen Namen in ihre violett anlaufenden Gesichter brüllen und ihre Luftröhren mit bloßen Händen zerquetschen. Der Zorn ist jetzt eine lebendige Flamme, mit blauem Kern und heiß.
»Er kann mich jederzeit verhören, wenn er will«, sagt die andere Frau. »George Clooney hat ihm nichts voraus.«
Sie lachen, und er will einen Klauenhammer aus dem Nichts ziehen, und ihnen die Schädel damit einschlagen.
Er spürt die Hitze des Feuers in seiner Brust. Sein Kopf dröhnt. Das Bedürfnis ist ein Fieber, direkt unter der Oberfläche seiner Haut.
Draußen vor dem Gemeindezentrum auf dem Parkplatz hat sich alles heillos verkeilt. Er geht zum Wagen und lehnt sich dagegen, verschränkt die Arme »Hat keinen Sinn, es zu versuchen!« ruft er einem uniformierten Polizisten zu, der versucht, den Verkehr zu regeln.
»Kann’s genau so gut abwarten.«
Der Idiot. Wer in diesem Bild ist jetzt unzulänglich?
Nicht der Feuerbestatter, sondern diejenigen, die nach ihm suchen und ihn ansehen und einen gewöhnlichen Mann sehen.
Er beobachtet, wie andere aus dem Gebäude auf den Gehsteig treten. Das gelbweiße Flutlicht brandet über sie.
Einige sind Bürger. Einige sind Polizisten, die der Soko zugeteilt sind. Einige erkennt er.
Quinn taucht aus einer Seitentür am hinteren Teil des Gebäudes auf, ein Fleck, den die Medien bewußt ignoriert haben. Er läuft ohne Mantel heraus und steht gerade außerhalb der Deckung des Schattens im Türstock, die Hände auf den Hüften, die Schultern zurück, während sein Atem Wolken verursacht und er sich umsieht, nach etwas sucht.
»Suchen Sie mich, Agent Quinn? Den unzulänglichen Versager mit dem Mutterkomplex? Das mentale Monster.
Sie werden demnächst herausfinden, was ein Monster wirklich ist.«
Der Feuerbestatter hat einen Plan. Der Feuerbestatter wird zur Legende werden. Der Killer, der John Quinn geliefert hat. Der ultimative Triumph des ultimativen Killers über den ultimativen Jäger seiner Spezies.
Er rutscht hinter das Steuerrad des Wagens, mit dem er hierhergefahren ist, startet den Motor, justiert die Heizung und verflucht die Kälte. Er braucht einen wärmeren Jagdgrund. Er fährt den Wagen rückwärts aus der Lücke und folgt einem silbernen Toyota Geländewagen aus dem Parkplatz auf die Straße.
KAPITEL 18
Kate steuerte den Geländewagen vorsichtig in die schmale uralte Garage gleich neben der Gasse hinter ihrem Haus.
Während der
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