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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Wintermonate träumte sie regelmäßig von einer angebauten Garage, aber dann kam wieder der Frühling und im Garten hinter dem Haus blühten die Beete auf. Und dann vergaß sie wieder, wie lästig es war, durch den Schnee zu stapfen und wie gefährlich, durch eine dunkle Gasse zu gehen, in einer Stadt mit einer beunruhigenden Anzahl von Sexualverbrechen.
    Der Wind rüttelte und zerstreute die toten Blätter, die in einer Wehe entlang der Seitenwand der Garage des Nachbars lagen. Ein kleiner Schauder schlängelte sich Kates Rücken hinunter, und sie blieb stehen und starrte zurück in die Dunkelheit hinter ihr – nur für alle Fälle.
    Aber es war nur ihre normale Paranoia, ausgelöst dadurch, daß die Versammlung, an der sie gerade teilgenommen hatte, nur inszeniert worden war, um einen Serienmörder zu ködern.
    Alte Gefühle aus ihrer Zeit im BSU kamen wieder hoch.
    Erinnerungen an unsägliche Verbrechen, die das Thema beiläufiger Gespräche am Trinkwasserkühler bildeten.
    Serienmord war ein so eingebundener Bestandteil ihrer Welt gewesen, daß ihr diese Art von lockerem Gespräch nicht seltsam erschien. Erst am Ende ihrer Laufbahn passierte das – nachdem Emily gestorben war. Der Tod war plötzlich zu etwas Persönlicherem geworden, und sie hatte diese Lackschicht an Distanz verloren, die für Leute in der Justiz notwendig war. Schließlich hatte sie es nicht mehr ertragen können.
    Sie fragte sich, wie John es noch konnte… ob er es noch konnte.
    Heute abend hatte er blaß ausgesehen, hager und grau im grellen Licht. Früher war Mehrarbeit sein Rezept für Bewältigung gewesen. Er mußte mit Gefühlen nicht fertigwerden, wenn er zu beschäftigt war, sich ihnen zu stellen. Das hatte sich wahrscheinlich nicht geändert. Und was scherte es sie, ob ja oder nein?
    Sie steckte den Schlüssel in den Riegel der Hintertür und hielt wieder inne, bevor sie ihn drehte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie drehte sich langsam um, renkte sich den Hals aus, um außerhalb der Reichweite des Bewegungsmelders in die schattenverhangenen Ecken des Gartens zu spähen. Mit einem Mal fiel ihr ein, daß sie ihr Handy im Auto gelassen hatte. Im Auto, auf der anderen Seite des Gartens, in der unheimlichen Garage.
    Und wenn schon. Sie konnte eventuelle Nachrichten vom Haustelefon abhören. Falls es einen Gott gab, hätte keiner ihrer Klienten heute nacht eine Krise. Und sie konnte sich mit einem Glas ihrer Lieblingsverarbeitungsmethode in eine heiße Wanne legen. Dieser Fall könnte sie umbringen, aber wenigstens würde sie sauber und angenehm betäubt sterben.
    Kein Verrückter stürzte auf sie, um sich in die Tür hinter sie zu drängen, und keiner wartete in der Küche mit einem Messer. Thor lief ihr entgegen, um sich lauthals über die Verspätung seines Abendessens zu beschweren. Kate warf ihre Tasche auf den Tresen und schaltete den kleinen Fernseher ein, um sich die Nachrichten anzusehen. Mit einer Hand knöpfte sie sich den Mantel auf, mit der anderen holte sie das Katzenfutter aus dem Eisschrank und die Flasche Sapphire.
    Der Aufmacher der Zehn-Uhr-Nachrichten war die
    Versammlung. Ein Clip von der Menge – Toni Urskine und ihre Phoenixfrauen in Großaufnahme – Chief Greer, wie er auf das Rednerpult schlug und John, der mit ernster Miene über die Rolle des Bureaus bei den Ermittlungen sprach.
    Ernst und attraktiv. Die Kamera hatte immer schon sein Gesicht geliebt. Er war schwer gealtert, aber selbst das sah gut bei ihm aus – die Fältchen um seine Augen, das Grau in seinen kurz geschorenen Haaren. Seine körperliche, sexuelle Attraktivität traf sie auf einer fundamentalen Ebene, die sie nicht abschotten konnte. Sie konnte nur vorgeben, sie zu ignorieren.
    Dann ging’s wieder zurück zum Sprecher, der die Fakten des Falls noch einmal durchkaute, während in einer Ecke des Monitors Fotos von Jillian und Peter Bondurant eingeblendet wurden. Es folgten Informationen über Belohnung und Hot Line, und dann ging es weiter zum nächsten heißen Thema: Streifenpolizisten, die sich in diesen kühlen Nächten in den Stripclubs der City aufwärmten.
    Kate überließ Thor die Nachrichten und wanderte ins Eßzimmer. Sie schaltete den alten Lüster, den sie selbst gerettet und neu verdrahtet hatte, ein und dachte über die Bondurant Connection nach und wie Jillian in das Opferprofil paßte oder nicht.
    »Verflucht sollst du sein, John«, murmelte sie.
    » Wir werden über den Fall reden. Ich hab ein paar Ideen, die ich gerne an

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