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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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emotionslos fort. »Sie haben sie beobachtet.«
    Er stritt es wieder ab, schüttelte den Kopf, den Blick zu Boden gerichtet, während er auf und ab lief. »Es ist mir egal, was dieses Luder Ihnen gesagt hat.«
    »Welches Luder wäre das?« fragte Quinn ruhig.
    Vanlees blieb stehen und sah ihn an. »Diese Freundin von ihr. Die hat was über mich gesagt, stimmt’s?«
    »Die Freundin, deren Namen Sie nicht gekannt haben?«
    fragte Liska. Sie stand zwischen Quinn und Kovác, ganz der abgebrühte Detective. »Sie haben mir erzählt, Sie hätten sie nicht gekannt. Aber es ist keine fünf Minuten her, daß Sie ihren Namen erwähnt haben, Gil. Michele.
    Michele Fine. Warum sollten Sie mich deswegen anlügen?«
    »Das hab ich nicht. Ich kenne sie nicht. Ihr Name ist mir einfach entfallen, mehr nicht.«
    »Und wenn Sie mich wegen so einer Kleinigkeit belügen«, sagte Liska, »dann muß ich mich fragen, worüber Sie sonst noch gelogen haben.«
    Vanlees starrte sie wutentbrannt an, rot im Gesicht, Tränen in den Augen, sein Mund zitterte vor Zorn.
    »Scheiß auf euch. Ihr habt nichts gegen mich in der Hand.
    Ich gehe. Ich bin hierhergekommen, um euch zu helfen, und ihr behandelt mich wie einen gewöhnlichen Kriminellen. Fickt euch ins Knie.«
    »Verkaufen Sie sich nicht zu billig, Mr. Vanlees«, sagte Quinn. »Wenn Sie der Mann sind, den wir suchen, sind Sie alles andere als gewöhnlich.«
    Vanlees sagte nichts. Keiner hielt ihn davon ab, die Tür aufzureißen. Er stürmte hinaus, eilte mit raschen Schritten zur Männertoilette am Ende des Ganges.
    Kovác lehnte sich in den Türstock und sah ihm nach
    »Empfindlicher Kerl.«
    »Fast als gäbe es da bei ihm einen Grund, sich schuldig zu fühlen.«
    Liska sah zu Quinn hoch. »Was denken Sie?«
    Quinn sah zu, wie Vanlees die Tür zur Herrentoilette mit der Schulter auframmte und mit der anderen Hand bereits nach dem Reißverschluß griff. Er rückte den Knoten seiner Krawatte zurecht und strich mit einer Hand über den Streifen Seide. »Ich glaub, ich geh mich frischmachen.«
    Der Gestank auf dem Männerklo war heiß und frisch.
    Vanlees stand nicht an den Pinkelbecken. Ein Paar dickbesohlter schwarzer Arbeitsschuhe lugte unter einer Tür hervor. Quinn ging zu den Waschbecken, drehte einen Hahn auf, füllte seine Hände mit Wasser und wusch sich das Gesicht. Die Toilettenspülung wurde gezogen und einen Augenblick später tauchte Vanlees auf, blaß und verschwitzt. Er erstarrte, als er Quinn sah.
    »Alles in Ordnung, Mr. Vanlees?« fragte Quinn ohne echte Besorgnis, während er sich die Hände mit einem Papiertaschentuch trocknete.
    »Sie schikanieren mich«, sagte er anklagend.
    Quinn zog die Augenbrauen hoch. »Ich trockne nur meine Hände.«
    »Sie sind mir hierher gefolgt.«
    »Ich wollte mich nur versichern, daß Sie in Ordnung sind, Gil.«
    Mein Kumpel, mein Freund. »Ich weiß, daß Sie durcheinander sind. Das kann ich Ihnen nicht verdenken. Aber ich möchte, daß Sie sich darüber klar werden, daß dies nichts Persönliches ist. Ich bin nicht hinter Ihnen persönlich her. Ich bin hinter einem Killer her. Ich werde tun, was ich tun muß, damit ich ihn erwische. Das verstehen Sie doch, oder? Mein Ziel ist die Wahrheit, Gerechtigkeit, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Ich hab Jillian nicht wehgetan«, sagte Vanlees trotzig.
    »Das würde ich nie tun.«
    Quinn wägte diese Aussagen sorgfältig ab. Er erwartete nie, daß ein Serienmörder irgend etwas zugab. Viele von ihnen sprachen in der dritten Person von ihren Verbrechen, selbst nachdem man sie zweifelsfrei schuldig gesprochen hatte. Und viele sprachen über die Seite in ihnen, die fähig war, einen Mord zu begehen, als wäre sie eine getrennte Entität. Das Böser-Zwilling-Syndrom nannte er es. Es ermöglichte denen, die noch einen kleinen Rest Gewissen hatten, zu rationalisieren, die Schuld von sich weg, ihrer dunklen Seite zuzuschieben.
    Der Gil Vanlees, der vor ihm stand, würde niemanden umbringen. Aber was war mit seiner dunklen Seite?
    »Kennen Sie denn jemanden, der Jillian wehtun würde, Gil?« fragte er.
    Vanlees starrte seine Füße mit gerunzelter Stirn an.
    »Nein.«
    »Nun, für den Fall, daß Ihnen jemand einfällt.«
    Quinn hielt eine Visitenkarte hoch.
    Vanlees nahm sie zögernd und sah sie von vorne und hinten an, als suche er nach einem kleinen Peilsender, der ins Papier eingebettet war.
    »Wir müssen diesen Killer aufhalten, Gil«, sagte Quinn und sah ihm lange, eindringlich in die Augen. »Er ist ein

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