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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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wollen.
    »Angie, hau ab!« krächzte sie. »Rette dich!«
    Das Mädchen zuckte zusammen und warf einen nervösen Blick auf Rob.
    »Sie wird bleiben«, keifte er und rammte das Messer noch einmal in ihren Fuß, was ihm einen neuerlichen Schrei von Kate einbrachte. »Sie gehört mir«, sagte er, und seine Augen glühten von dem Rausch, den ihm das Zufügen von Schmerzen brachte.
    »Ich glaube nicht«, Kate holte tief Luft. »Sie ist nicht dumm.«
    »Nein, du bist die Dumme«, sagte er und wich einen Schritt zurück. Er nahm eine lange Kerze aus dem
    Leuchter, den er aus ihrem Eßzimmer geholt und auf den Wäschetrockner gestellt hatte.
    »Weil ich weiß, was für eine armselige, verdrehte Entschuldigung von Mensch du bist?«
    »Wie armselig bin ich jetzt, Luder?« fragte er und zog die Flamme von Zeh zu Zeh an ihrem rechten Fuß.
    Kate trat instinktiv gegen die Quelle ihrer Pein, schlug ihm die Kerze aus der Hand.
    »Scheißluder!« fluchte er. »Verdammtes Scheißluder!«
    Der Geruch von Benzin legte sich über Kates Nase und Mund, und sie erschauderte bei dem Gedanken, bei
    lebendigem Leib verbrennen zu müssen. Die Angst saß wie eine Faust in ihrem Rachen. Der Schmerz, da wo Rob sie schon verbrannt hatte, war wie etwas Lebendiges, als hätte ihr Fuß Feuer gefangen und die Flammen schossen jetzt ihr Bein hoch.
    »Was ist denn los, Rob?« fragte sie und kämpfte gegen das Bedürfnis zu weinen. »Ich dachte, du magst Feuer.
    Hast du Angst davor?«
    Er rappelte sich auf, starrte sie wütend an. » Ich bin der Feuerbestatter!« schrie er. Die Kerze umklammerte er mit einer Faust. Sie sah seine wachsende Erregung in seiner Atemfrequenz, in der Abruptheit seiner Bewegungen. – Das hier lief nicht so wie in seinen Fantasien.
    » Ich bin überlegen! « schrie er mit wildem Blick. »Ich bin der Engel des Bösen! Ich halte dein Leben in meinen Händen! Ich bin dein Gott!«
    Kate lenkte ihren Schmerz in Wut um. »Du bist ein Blutegel. Du bist ein Parasit. Du bist nichts! «
    Sie trieb ihn wahrscheinlich dazu, ihr siebenundvierzig Stichwunden beizubringen, ihr den Kehlkopf herauszuschneiden und ihn in den Müllzerhacker zu werfen. Dann dachte sie an die Fotos der anderen Opfer, das Band von Melanie Hessler, an die Stunden der Folter, Vergewaltigung, wiederholtes Würgen.
    Sie würde es riskieren. Wer mit dem Schwert lebt, wird durch das Schwert sterben.
    »Du machst mich krank, du rückgratloser kleiner Scheißer.«
    Das war die Wahrheit. Sie hätte am liebsten gekotzt bei dem Gedanken, daß sie Tag ein Tag aus neben ihm
    gearbeitet hatte und jedesmal, wenn seine Gedanken gewandert waren, waren sie zu Fantasien von Mißbrauch und Brutalität gewandert – genau die Dinge, die zu überstehen und überwinden sie ihren Klienten helfen sollten.
    Er schritt am Fuß des Tisches auf und ab, murmelte vor sich hin, als spräche er mit Stimmen in seinem Kopf, obwohl Kate bezweifelte, daß er welche hörte. Rob Marshall war nicht psychotisch. Er war sich sämtlicher seiner Handlungen vollkommen bewußt. Seine Taten erfolgten mit eiskalter Berechnung – obwohl er sicher, falls man ihn erwischte, versuchen würde, den Behörden etwas anderes einzureden.
    »Du kriegst ihn nicht hoch, wenn du nicht dominieren kannst, stimmt’s?«
    Kate ließ nicht locker. »Welche Frau würde dich schon haben wollen, wenn du sie nicht festbindest?«
    »Halt die Schnauze!« schrie er. »Halt die Schnauze!«
    Er warf die Kerze nach ihr, verpaßte ihren Kopf um einen Meter. Er rannte zu ihr, packte das Filiermesser vom Tisch neben ihr und rammte ihr die Spitze gegen den Kehlkopf. Kate schluckte, ein reiner Reflex, und sie spürte, wie der Stahl sich in ihre Haut biß.
    »Ich schneid ihn dir raus!« schrie er ihr ins Gesicht. »Ich schneid ihn verdammt nochmal raus! Ich hab die Nase so voll von deinem Gekeife! Ich hab die Nase so voll von deiner Stimme!«
    Kate schloß die Augen und versuchte, nicht immer
    wieder zu schlucken, zwang sich, starr liegenzubleiben, als er die kleine, scharfe Klinge in ihren Hals drückte. Angst zerrte an ihrem Körper. Der Instinkt sagte ihr, reiß dich los. Die Logik sagte ihr, beweg dich nicht. Und dann ließ der Druck nach.
    Rob starrte den Recorder an, den er auf den alten Barhocker gelegt hatte. Vielleicht wollte er ihre Kritik an ihm nicht hören, aber er wollte nur zu gerne die Schreie anhören, wie er sich die Schreie und das Weinen und das Betteln seiner anderen Opfer angehört hatte. Wahrscheinlich wollte er es von ihr

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