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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ihr Herz rutschte in die Hose.
    Angie stand gleich innerhalb der Tür. Tränen strömten ihr übers Gesicht, in einer Hand hielt sie ein Schlachtermesser – das direkt auf Kates Brust zeigte.
    »Tut mir leid, tut mir leid. Tut mir leid«, schluchzte sie, am ganzen Körper zitternd.
    Mit einem Mal nahm das Gespräch, das Angie und Rob im Arbeitszimmer geführt hatten, eine völlig neue Dimension an. Weitere Teile der Wahrheit fielen in die richtigen Lücken. Das Bild, das sie ergaben, war eine abartige Fratze.
    Wenn Rob der Feuerbestatter war, dann war es Rob, den Angie im Park gesehen hatte. Aber der Mann auf der Skizze, die Oscar nach ihren Angaben gezeichnet hatte, sah genauso wenig nach Rob Marshall aus wie Ted Sabin.
    Sie hatte ihm im Vernehmungsraum gegenüber gesessen, ohne auch nur anzudeuten…
    In der nächsten Sekunde war Rob Marshall hinter ihr durch die Tür und 180 Gramm Stahl, in Sand gepackt und mit Leder gebunden, trafen auf ihren Hinterkopf. Ihre Beine knickten ein, und sie fiel auf den Küchenboden.
    Das letzte, was sie sah: Angie DiMarco.
    Deshalb arbeite ich nicht mit Kindern. Man weiß nie, was in den Köpfen vorgeht.
    Dann wurde es Nacht um sie.

    Die Reisemagazine lagen immer noch über Micheles Fines Kaffeetisch verstreut, mit eingeknickten Seiten und Zielen, die mit Randbemerkungen versehen waren. Hol dir die Bräune! Nachtleben! Spaß!
    Der Mörder als Tourist, dachte Quinn beim Durchblättern.
    Wenn die Polizei bei den Fluggesellschaften nachfragte, würden sie möglicherweise feststellen, daß sie Flüge zu einem oder mehreren dieser Ziele gebucht hatte. Wenn sie sehr viel Glück hatten, würden sie auch passende Buchungen auf den Namen ihres Partners finden. Wer immer er war.
    Angesichts der Blutmenge, die man am Tatort im Sculpture Garden gefunden hatte, schien es höchst
    unwahrscheinlich, daß Fine sich selbst aus dem Park geschleppt hatte. Gil Vanlees war in Gewahrsam gewesen.
    Sowohl Fine als auch das Geld, das Peter Bondurant zum Tatort gebracht hatte, waren verschwunden.
    Die Polizisten schwärmten wie Ameisen durch die Wohnung, drangen in jeden Schrank, jeden Riß, jede Öffnung ein, suchten nach irgend etwas, das ihnen einen Hinweis geben könnte, wer Fines Partner in Sachen Mord war. Eine gekritzelte Notiz, eine geschmierte Telefonnummer, einen Umschlag, ein Foto, etwas, irgend etwas.
    Adler und Yurek klapperten die Nachbarn nach Informationen ab. Kannten sie sie? Hatten sie sie gesehen? Hatte sie einen Freund?
    Der Hauptwohnbereich der Wohnung sah genau wie am Tag zuvor aus. Derselbe Staub, derselbe dreckige Aschenbecher. Tippen fand eine Crackpfeife in der Schublade des Couchtisches.
    Quinn ging den Gang hinunter, warf einen Blick in ein Badezimmer, das einer verkommenen Tankstelle würdig gewesen wäre, und bewegte sich dann weiter in Michele Fines Schlafzimmer. Das Bett war ungemacht. Kleider lagen im Zimmer herum, wie Silhouetten aus Kreide um die Stellen, wo Leichen gelegen hatten. Genau wie beim Rest der Wohnung gab es nichts Persönliches, nichts Dekoratives – außer an den Fenstern nach Süden und zur Hinterseite eines anderen Gebäudes.
    »Schau dir die Sonnenfänger an«, sagte Liska und ging quer durchs Zimmer.
    Sie hingen an kleinen Haken mit Saugnäpfen, die an den Fenstern klebten. Ringe, von etwa neun Zentimeter Umfang, jeder mit seinem eigenen Kunstwerk. Das Licht, das durch sie fiel, gab den Farben etwas Lebendiges. Die Luft von den Lüftungsschlitzen über dem Fenster ließ sie wie Schmetterlingsflügel gegen das Glas zittern und die Ornamente flattern, die an jedem angebracht waren: ein Perlknopf an einer Schnur, ein baumelnder Ohrring, ein fein geflochtener Zopf…
    Liska entgleisten die Gesichtszüge, als sie neben Quinn stehenblieb und ihr klar wurde, was sie da sahen.
    Lila Whites Lilie. Fawn Pierces Kleeblatt. Ein Mund mit rausgestreckter Zunge. Ein Herz mit dem Wort »Daddy«.
    Ein halbes Dutzend insgesamt.
    Tätowierungen.
    Tätowierungen, den Leichen der Opfer des Feuerbestatters aus dem Fleisch geschnitten. Über kleine Bastlerreifen gespannt, zum Trocknen in der Sonne. Dekoriert mit den Andenken an die Frauen, denen sie weggeschnitten worden waren. Souvenirs von Folter und Mord.

KAPITEL 38
    Sein Triumph steht vor der Tür. Sein glorreichster Auftritt.
    Sein Finale – für jetzt, für diesen Ort. Er hat das Luder zu seiner Zufriedenheit auf dem Tisch arrangiert und sie an Händen und Füßen mit Plastikschnur, die er im Postraum des Büros

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