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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Frau eine Nutte gewesen war, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß ein Mann je so einen Notstand haben könnte, für Sex mit ihr zu bezahlen.
    Männer mochten hübsche Mädchen, junge Mädchen. Es spielte keine Rolle, wie alt oder häßlich der Mann war, sie alle wollten hübsche Mädchen. Das war Angies Erfahrung. Vielleicht war Fat Arlene deshalb hier. Vielleicht konnte sie keinen Mann mehr finden, der für sie zahlte, und das Phoenix wurde ihr Altersheim.
    Eine Rothaarige mit dem blassen verletzten Aussehen einer Süchtigen fing an zu weinen, als die Fotos der drei Mordopfer auf dem Bildschirm erschienen. Die anderen Frauen taten so, als merkten sie es nicht. Toni Urskine, die das Phoenix leitete, setzte sich auf die Armlehne des Stuhls der Rothaarigen, beugte sich vor und berührte ihre Schulter.
    »Ist schon okay«, sagte sie leise. »Weinen ist okay.
    Fawn war deine Freundin, Rita.«
    Die Rothaarige zog ihre knochigen nackten Füße auf den Sitz ihres Stuhls, legte ihren Kopf auf die Knie und schluchzte: »Warum mußte er sie so umbringen? Sie hat doch niemandem wehgetan!«
    »Da kann man keinen Sinn drin finden«, sagte eine andere. »Es hätte jede von uns sein können.«
    Eine Tatsache, die ihnen allen klar war, selbst denjenigen, die versuchten, sie abzustreiten.
    Fat Arlene sagte: »Du mußt schon schlau sein und wissen, mit wem du mitgehst. Du mußt ein Gespür dafür haben.«
    Eine Schwarze mit räudigen Dreadlocks warf ihr einen bösen Blick zu. »Als ob du dir die Freier aussuchen könntest. Wer will denn schon deinen fetten Arsch fesseln? Zuschauen, wie das ganze Fett wie Wackelpudding schwabbelt, während er dich aufschneidet.«
    Arlenes Gesicht lief rot an und verzog sich, die Augen verschwanden in den Rundungen der Backen und Brauen.
    Sie sah aus wie ein Chow Chow, den Angie einmal gesehen hatte. »Halt bloß deine Fresse, du knochige Schlampe!«
    Toni Urskine verließ wutentbrannt die weinende Rothaarige, stellte sich in die Mitte des Raums und hielt die Hände hoch wie ein Schiedsrichter. »He! Sowas läuft hier nicht. Wir müssen lernen, uns zu respektieren und füreinander zu sorgen. Vergeßt nicht: Respekt vor der Gruppe, Respekt vor dem Geschlecht, Respekt für euch selbst! «
    Sie hatte leicht reden, dachte Angie und glitt weg von der Tür. Toni Urskine mußte nie einem alten Perversling einen blasen, um genug Geld für eine Mahlzeit zusammenzukriegen. Sie war eine kleine Miss Wohltätigkeit, mit ihren lässigen Outfits von Dayton’s und ihrem Hundert-Dollar-Haarschnitt von Horst. Sie fuhr mit ihrem Ford Explorer hierher, in dieses ätzende Haus, aus irgendeinem schönen Heim in Edina oder Minnetonka. Sie wußte nicht, was es einem Menschen innerlich antat herauszufinden, daß er nur fünfundzwanzig Dollar wert ist.
    »Uns allen gehen diese Mordopfer zu Herzen«, sagte Urskine voller Leidenschaft. Die dunklen Augen glänzten, ihr spitzes Gesicht strahlte. »Wir sind alle wütend, daß die Polizei bis jetzt praktisch nichts getan hat. Es ist empörend. Es ist ein Schlag ins Gesicht. Die Stadt Minnesota sagt uns einfach, daß das Leben von Frauen in verzweifelten Umständen nichts bedeutet. Wir müssen wütend darüber sein, nicht aufeinander.«
    Die Frauen hörten zu, manche aufmerksam, manche halbherzig, manche spielten taub.
    »Ich glaube, was wir hier brauchen, ist Engagement. Wir müssen proaktiv sein«, sagte Urskine. »Wir werden morgen zum Rathaus gehen. Die Presse kann sich unsere Seite anhören. Wir holen uns Kopien des Phantombildes und gehen damit…«
    Angie wich von der Tür zurück und bewegte sich lautlos den Gang hinunter. Sie mochte es nicht, wenn die Leute anfingen, über die Smokey Joe Fälle zu reden. Die Phoenix Frauen sollten nicht wissen, wer sie war, oder daß sie in den Fall verwickelt war, aber Angie hatte immer das mulmige Gefühl, die anderen Frauen könnten sie anschauen und irgendwie dahinterkommen, daß sie die geheimnisvolle Zeugin war. Sie wollte nicht, daß es irgend jemand erfuhr.
    Sie wollte nicht, daß es wahr war.
    Plötzliche Tränen füllten ihre Augen, und sie rieb sie mit den Händen. Kein Gefühl zeigen. Wenn sie zeigte, was sie fühlte, dann würde jemand Schwäche in ihr sehen, oder ein Bedürfnis, oder den Wahnsinn, der sie in die Zone sog und sie dazu zwang, sich zu schneiden. Keiner würde verstehen, daß die Klinge die Verbindung zum Wahnsinn durchtrennte.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Angie fuhr erschrocken herum und starrte den Mann an,

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