Feuermale
zu spüren, die sein Starren erwiderten. Jillian. Er glaubte, ihre Gegenwart zu spüren. Ihr Gewicht drückte gegen seine Brust, als hätte sie ihre Arme um ihn geschlungen. Selbst nach dem Tod wollte sie ihn berühren, sich an ihn klammern, verzweifelt nach Liebe suchend, deren Bedeutung für sie verzerrt und verdreht war.
Eine seltsame dunkle Erregung flackerte tief in ihm, gefolgt von Ekel und Scham und Schuldgefühlen. Er wandte sich mit einem tierischen Brüllen vom Fenster ab und warf sich auf seinen Schreibtisch, wischte alles von seiner ordentlichen Oberfläche. Stift, Rolodex, Briefbeschwerer, Akten, Terminkalender. Das Telefon klingelte protestierend. Die Lampe knallte auf den Boden, die Birne explodierte mit einem pop! und tauchte das Zimmer in Dunkelheit.
Der letzte grelle Lichtblitz blieb in Peters Augen, zwei orange Flecken die sich mit ihm bewegten. Flammen, denen er nicht entrinnen konnte. Emotion war ein Stein in seiner Kehle, saß dort fest, hart und gezackt. Er fühlte einen Druck in seinen Augäpfeln, als könnten sie platzen, und er fragte sich wirr, ob er dann die Flammen möglicherweise immer noch sähe.
Ein harsches, trockenes, würgendes Geräusch entrang sich ihm, als er im Dunklen zu einer Stehlampe taumelte, über die Dinge stolpernd, die er vom Schreibtisch geschleudert hatte. Im Licht beruhigte er sich etwas und begann, das Chaos aufzuräumen. Er stellte die Sachen einzeln zurück, reihte sie präzise auf. Das mußte er tun: Sein Leben mit nahtloser Präzision wieder zusammensetzen. Die Risse an der Oberfläche glätten und weitermachen, genau wie damals als Sophie Jillian mitgenommen und ihn vor all den Jahren verlassen hatte.
Zuletzt hob er den Terminkalender auf und sah, daß er bei Freitag geöffnet war. Jillian: Dinner in seiner eigenen präzisen Schrift. Es klang so unschuldig, so schlicht. Aber bei Jillian war nie etwas unschuldig oder schlicht. Egal, wie sehr sie sich bemühte.
Das Telefon klingelte, riß ihn aus seinen dunklen Erinnerungen.
»Peter Bondurant«, sagte er, als wären das seine normalen Geschäftszeiten. Im Hinterkopf versuchte er, sich zu erinnern, ob er einen Anruf aus Übersee erwartete.
»Daddy, liebster Daddy«, sang die Stimme leise, verführerisch. »Ich kenne alle deine Geheimnisse.«
KAPITEL 13
»Wir werden wie die Esel dastehen, wenn wir noch ein Phantombild veröffentlichen müssen«, beklagte sich Sabin, der hinter seinem Schreibtisch auf-und abtigerte.
Seine Unterlippe war vorgeschoben wie bei einem trotzigen Zweijährigen, ein seltsamer Kontrast zu dem scharf weltmännischen Image, das er pflegte. Bereit, sich jederzeit der Presse zu stellen, hatte er sich mit einem zinngrauen Anzug ausstaffiert, mit einer zwei Nuancen dunkleren Krawatte und einem Hemd in Französisch-Blau.
Sehr adrett.
»Ich sehe nicht, daß das ein schlechtes Licht auf Ihr Büro wirft, Ted«, sagte Kate. »Chief Greer war doch derjenige, der es so eilig hatte.«
Seine Miene verfinsterte sich noch, und er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Ich weiß, wessen Schuld es ist.«
»Sie können der Zeugin nicht die Schuld geben«, sagte Kate, wohlwissend, daß er vorhatte, ihr die Schuld zu geben.
»Ich habe mir sagen lassen, daß sie nicht sehr kooperativ war«, meinte Edwyn Noble besorgt und drängelte sich in die Diskussion. Er saß in einem Besucherstuhl, für den sein Körper zu lang war, die Beine seiner dunklen Hose rutschten über knochigen Fesseln und Nylonsocken hoch.
Kate starrte ihn an, ein halbes Dutzend boshafter Bemerkungen auf der Zunge, von denen noch eine der milderen war: » Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«
N atürlich wußte sie, was er hier zu suchen hatte. Seine Anwesenheit kratzte an den Grenzen des Anstands, aber sie hatte sich die Streitfrage bereits durch den Kopf gehen lassen und wußte, wie das ausgehen würde. Das Büro des Bezirksstaatsanwalts betrieb Opfer/Zeugen-Betreuung.
Peter Bondurant war die unmittelbare Familie eines Opfers – falls sich die tote Frau als seine Tochter erwies – und deshalb berechtigt, über die Lage des Falles informiert zu werden. Edwyn Noble war Bondurants Abgesandter. Et cetera, et cetera.
Sie sah Noble an wie etwas, das sie von ihrem Schuh kratzen mußte. »Ja, solche Gerüchte werden immer gern in Umlauf gebracht.«
Die Andeutung traf genau ins Schwarze. Noble setzte sich in dem zu kleinen Stuhl auf, seine Augen wurden kalt.
Rob Marshall stellte sich als Friedensstifter zwischen sie, das
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