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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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der in der offenen Tür zum Keller stand. Ende dreißig, gutaussehend, mit beigen Chinos und einem Ralph Lauren Polohemd für die Arbeit an der Heizung: Er mußte irgendwie mit Toni Urskine verwandt sein. Sein Gesicht war schweiß- und dreckverschmiert. Er drehte einen grauen Lumpen zwischen Händen, die dunkel vor Dreck und etwas in der Farbe von Blut waren.
    Sein Blick folgte dem Angies nach unten, dann hob er den Kopf und grinste. »Die alte Heizung hier«, sagte er zur Erklärung, »halte ich nur noch mit Willenskraft und ein paar Gummibändern in Betrieb.
    Greggory Urskine«, sagte er dann und reichte ihr die Hand.
    »Sie haben sich geschnitten«, sagte Angie. Ihr Blick war auf das Blut in seiner Handfläche gerichtet.
    Urskine sah sie an und rieb mit dem Lumpen darüber, kicherte auf die nervöse Art, die manche Leute heimsucht, wenn sie einen guten Eindruck machen wollen. Angie starrte ihn nur an. Er sah ein bißchen aus wie Kurt Russell, dachte sie: ein breites Kinn und kleine Nase, zerzaustes bräunliches Haar. Er trug eine Brille mit silbernem Drahtgestell. Er hatte sich heute morgen beim Rasieren an der Oberlippe geschnitten.
    »Ist dir denn nicht heiß in dieser Jacke?« fragte er.
    Angie sagte nichts. Sie schwitzte wie ein Pferd, aber die Ärmel ihres Pullovers waren zu kurz und verdeckten nicht alle Narben auf ihren Armen. Die Jacke war eine Notwendigkeit. Wenn sie Kate irgendwelches Geld aus dem Kreuz leimen könnte, würde sie sich ein paar Klamotten kaufen. Vielleicht etwas brandneues und nicht von der Heilsarmee oder dem Flohmarkt.
    »Ich bin Tonis Mann – ein Mädchen für alles«, sagte Urskine. Er kniff die Augen zusammen. »Ich denke, du bist wohl Angie.«
    Angie starrte ihn einfach an.
    »Ich werde es keinem sagen«, sagte Urskine in Verschwörerton. »Dein Geheimnis ist bei mir sicher.«
    Irgendwie kam es ihr vor, als mache er sich lustig über sie. Angie beschloß, ihn nicht zu mögen, egal ob gutaussehend oder nicht. Etwas an den Augen hinter der teuren Designerbrille beunruhigte sie. So als ob er auf sie herabsähe, als ob sie ein Käfer oder sowas wäre. Sie fragte sich, ob er wohl je eine Frau für Sex bezahlt hatte. Seine Frau schien zu der Sorte Frauen zu gehören, die Sex dreckig fanden. Frauen davor zu retten, es zu machen, war Toni Urskines Mission in diesem Leben.
    »Wir sind alle sehr besorgt über diesen Fall«, fuhr er mit ernster Miene fort. »Das erste Opfer – Lila White – hat hier eine Weile gewohnt. Toni hat es schwer getroffen. Sie liebt dieses Haus. Liebt die Frauen. Arbeitet wie ein Soldat für die Sache.«
    Angie verschränkte die Arme. »Und was machen Sie?«
    Wieder dieses strahlende Lächeln, das nervöse Gekicher.
    »Ich bin Ingenieur bei Honeywell. Momentan auf Urlaub, damit ich helfen kann, die Hütte hier vor dem Winter auf Vordermann zu bringen – und endlich meine Doktorarbeit fertigmache.«
    Er lachte, als wäre das ein ungeheurer Witz. Er fragte Angie nicht, was sie machte, obwohl nicht alle Frauen hier Nutten waren. Er sah auf ihren Bauch. Auf die Nabelringe und Tätowierungen, die enthüllt wurden, als ihr zu kleiner Pullover weiter nach oben rutschte. Sie schwenkte die Hüften, zeigte ein bißchen mehr Haut und fragte sich, ob er wohl scharf auf sie war.
    Er sah wieder hoch zu ihr. »Also haben sie jetzt eine gute Chance, den Kerl zu erwischen, dank dir«, sagte er, halb Feststellung halb Frage. »Du hast ihn tatsächlich gesehen.«
    »Das sollte keiner wissen«, sagte Angie grob. »Ich soll nicht darüber reden.«
    Ende der Konversation. Sie ignorierte die abschließenden Höflichkeiten, wich vor ihm zurück und ging die Treppe hoch. Sie fühlte, wie ihr Greggory Urskines Blicke folgten.
    »Äh, dann gute Nacht«, rief er, als sie in der Dunkelheit des ersten Stocks verschwand.
    Sie ging zu dem Zimmer, das sie mit einer Frau teilte, deren Ex-Freund sie festgehalten und ihr alle Haare mit einem Jagdmesser abgeschnitten hatte, weil sie sich weigerte, ihm ihren Wohlfahrtsscheck zu geben, damit er Crack kaufen konnte. Die Kinder der Frau waren jetzt in einer Pflegefamilie. Der Freund war nach Wisconsin abgehauen. Die Frau hatte einen Drogenentzug mitgemacht und war mit dem Bedürfnis zu beichten rausgekommen. Bei manchen Leuten hatte Therapie diese Wirkung. Angie war zu gerissen gewesen, um das mit sich geschehen zu lassen.
    Behalt deine Geheimnisse für dich, Angel. Sie sind das einzige, was dich zu etwas Besonderem macht.
    Etwas Besonderes. Sie wollte

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