Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
denen er sie gerade eben noch so sanft festgehalten hatte. Er war ihr ein Rätsel. Sie konnte sich nicht erinnern, je zuvor in ihrem Leben wegen eines Mannes so neugierig gewesen zu sein. Aber er schlief, und sie durfte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Behutsam begann sie, zum Rand der Matratze zu rutschen.
Sofort schoss seine Hand vor, und er umfasste ihren Arm. Weder seine Verletzungen noch die Verbände hatten seine Reflexe beeinträchtigt.
Erschrocken warf Desirée einen Blick auf sein Gesicht, doch er hatte noch nicht einmal die Augen geöffnet. Dafür verzog er seinen viel zu herablassenden Mund zu einem überlegenen Lächeln.
„Wohin genau beabsichtigt Ihr zu gehen?“, fragte er.
„Wie könnt Ihr in Spitze und Brokat auf dem Boden liegen?“, fragte Desirée. „Diese Kleider gehören nicht einmal Euch.“
Sein Lächeln wurde breiter. „Wäre es Euch lieber gewesen, ich hätte nackt auf dem Boden gelegen?“, fragte er. „Wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr mir schon vorhin befohlen, meine Kleider abzulegen. Wenn Ihr es tut, werde ich es auch tun, Mylady.“
Desirée hatte schon den Mund geöffnet, um etwas Passendes zu erwidern, überlegte es sich dann aber anders. Ihre bisherigen Versuche, Jakob in die Schranken zu weisen, waren allesamt erfolglos geblieben. Sie sollte sich etwas einfallen lassen. Bis dahin würde sie sich von seinen spöttischen Bemerkungen nicht mehr ärgern lassen.
Entspannt legte sie sich zurück auf das Bett. Sie war sehr müde, und Jakob sah nicht so aus, als wollte er etwas …, etwas Unangemessenes tun. In erster Linie schien er schlafen zu wollen, allerdings konnte sie nicht genau sagen, ob er tatsächlich eingeschlafen war – was sie an ihm doch recht störend fand.
„Wenn Ihr schon schlafen gehen wollt – dann solltet Ihr zumindest auch schlafen“, erklärte sie.
Er lächelte breit. „Damit sich Euch eine günstige Gelegenheit zur Flucht bietet?“, murmelte er mit geschlossenen Augen.
Desirée ärgerte sich, weil er sie nicht angesehen, ja, noch nicht einmal die Augen geöffnet hatte.
Sie entzog ihm ihren Arm, so dass sie beide Hände unter ihre Wange legen, sich auf die Seite drehen und ihn ansehen konnte.
„Wenigstens habt Ihr Euren Verband nicht abgenommen“, sagte sie. „Ihr solltet Eure Hände schonen und nicht andere Leute herumzerren.“
„Ihr seid die Einzige, die ich herumgezerrt habe“, erwiderte er. Seine Stimme klang jetzt schläfrig. „Und abgesehen von Euren spitzen Ellenbogen, fühlt Ihr Euch ziemlich weich an. Angenehm – sogar für einen Mann mit wunden Händen. Obwohl ich sicher bin, dass Ihr Euch ohne Kleider noch besser anfühlt.“
Desirée schluckte verlegen. Sie war nicht sicher, ob Jakob wusste, was er sagte, oder ob das nur das schläfrige Gerede eines sehr erschöpften Mannes war. Gespannt hielt sie den Atem an und wartete darauf, dass er weitersprach. Sie mochte es, wenn man ihr nette Dinge sagte. Vielleicht war es albern, aber es gefiel ihr.
Er seufzte tief, dann drehte er sich um und sah sie direkt an. Im Mondlicht konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch sie war sich sicher, er widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit. Voller Angst, er könnte ahnen, was sie gerade gedacht hatte, errötete sie.
„ Älskling, lauft nicht vor mir weg“, sagte er leise. Dann drehte er sich auf die Seite, so dass sein Gesicht nur ein Stück weit von ihrem entfernt lag. „Ich weiß nicht, auf welche Gefahren Ihr dabei trefft – und ich kann Euch nicht beschützen, wenn Ihr nicht bei mir seid.“
„Die größte Gefahr seid Ihr“, gab sie zurück, obwohl sie es selbst nicht recht glaubte.
Im Geiste war sie davon überzeugt, dass der Duke of Kilverdale eine weitaus größere Bedrohung ihrer Sicherheit darstellte. Vermutlich würde er sich nicht damit begnügen, neben ihr zu schlafen, wenn es in seiner Macht stand.
„Die größte Gefahr ist der Mann, der Potticary angeheuert hat“, sagte Jakob.
„Potticary?“
„Der Mann, der in Eurem Lavendelbeet gestorben ist“, sagte er.
„Sein Name war Potticary?“ Bisher war er nur ein namenloser Schurke gewesen, der in ihr Haus eingedrungen war. „Jemand heuerte ihn an?“
Am Samstag hatte Desirée geglaubt, Potticary hätte auf eigene Faust gehandelt. Nachdem Jakob ihr erklärt hatte, der Entführer hätte sie nicht selbst heiraten wollen, war ihr Verdacht auf Kilverdale gefallen. Doch jetzt schien es, als steckte jemand anders hinter dem Versuch, sie zu
Weitere Kostenlose Bücher