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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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haben, weil Cholo sein Anführer war. Danach haben sich Ronnie und Esmeralda ineinander verknallt. Die große Liebe.«
    »Ich sehe immer noch keine Verbindung zu Earl Deitrich«, sagte ich.
    »Vielleicht will Earl wirklich bloß benachteiligten Jugendlichen helfen, Billy Bob. Vielleicht ist er gar kein so übler Kerl, auch wenn ihn manch einer gern dafür hielte.« Sie warf mir einen viel sagenden Blick zu.
    Ich schaute stur geradeaus. Das Land war sanft gewellt und grün, und rote Angusrinder weideten auf einem Hügel. Kurz darauf hörte ich, wie sie etliche Papiere aus einem zweiten Ordner nahm.
    »Dieser Cholo ist ein wandelnder Alptraum«, sagte sie. »Der Freund der Mutter hat ihn als Säugling an die Wand geworfen und ihm vermutlich einen Hirnschaden zugefügt. Er ist dreimal im Erziehungsheim gewesen und zweimal in der Psychiatrie. Mein Freund bei der Polizei von San Antonio sagt, jeder Cop behandelt ihn mit äußerster Vorsicht.«
    »Was ist mit der Geschichte, die Cholo dir erzählt hat, diesem Abzocken von reichen Mackern beim Pokern?«, sagte ich.
    »Niemand scheint irgendwas darüber zu wissen. Er ist sein halbes Leben lang auf Speed und Acid gewesen. Vermutlich sieht er Schlangen auf seinem Frühstücksteller«, sagte sie.
    Die Autowerkstatt, in der Ronnie Cruise für seinen Onkel arbeitete, lag in einem mexikanischen Wohnviertel knapp außerhalb der Stadt, einer Gegend mit staubverhangenen Straßen, ungestutzten Bananenstauden und Palmen, Zementhäusern mit Blechdächern und schmalen Gassen, die mit ungeleerten Mülltonnen verstopft waren.
    Ronnie Cruise war größer, als er mir bei dem Drive-in-Restaurant in Deaf Smith vorgekommen war – die Arme mit Muskeln bepackt, die bloße Brust flach, ein kräftiges Kreuz, das in eine schmale Taille überging. Die Werkstatt stand voller alter Autos, die entweder restauriert oder aufgemotzt und mit hochfrisierten, verchromten Motoren bestückt wurden. Ronnie Cruise ging mit uns hinaus in den Schatten, weg von dem Lärm, und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. Er hatte ein rotes Stirnband um die Haare geschlungen. Rund um seinen linken Oberarm verlief Narbengewebe, das wie ein Armband aus vertrocknetem Kitt wirkte.
    »Ich hatte da ein Stacheldraht-Tattoo. Kommt im Zeitalter von Aids nicht so gut an. Ich hab’s mir von einem Doktor wegmachen lassen«, sagte er.
    Er lehnte sich an die Wand des Gebäudes, stützte einen Stiefel an den Putz. Er steckte sich eine kalte Zigarette in den Mund.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, sagte er.
    »Nur zu«, sagte Temple.
    Er spielte mit seinem Feuerzeug, schob dann die Zigarette wieder in die Schachtel und steckte sie in die Hosentasche.
    »Was haben die Purple Hearts mit Earl Deitrich zu schaffen?«, fragte ich.
    »Gar nix«, antwortete er. Er schaute die Gasse entlang, auf eine Bananenstaude, die sich im Wind wiegte.
    »Sie fahren also bloß nach Deaf Smith, um sich mit Jeff rumzutreiben?«, sagte ich.
    »Woher wissen Sie, dass ich mit Jeff zusammen gewesen bin?«, fragte er.
    »Ich habe Sie und Esmeralda zusammen mit ihm in Val’s Drive-in gesehen«, sagte ich.
    »Ach, ja«, sagte er und nickte geistesabwesend. »Hören Sie, mein Onkel mag es nicht, wenn ich zu lange weg bin.«
    »Mitglieder einer Bande haben in Houston einen Buchhalter totgeschlagen. Haben Sie und Cholo irgendwas davon gehört?«, sagte Temple.
    »Ich komm nicht viel nach Houston. Außerdem will ich mit so was nix mehr zu tun haben. Also entschuldigen Sie mich. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder«, sagte er.
    »Cholo hat Esmeralda aus dem Gefängnis geholt. Wollten Sie nicht dabei sein?«, sagte ich.
    »Wir kommen derzeit nicht allzu gut miteinander aus«, erwiderte er.
    Dann wagte ich einen Vorstoß auf gut Glück.
    »Macht sich Jeff Deitrich an Ihre Freundin ran? Sie wurde draußen bei seinem Elternhaus aufgegriffen«, sagte ich.
    »Ich hab gehört, dass Sie ihretwegen die Hucke voll gekriegt haben. Nur aus dem Grund red ich überhaupt mit Ihnen. Aber alles, was zwischen mir und Jeff läuft, ist Privatsache. Das ist nicht persönlich gemeint«, sagte er.
    Er nahm sein Stirnband ab, schüttelte es aus und ging wieder in die Werkstatt.
    Temple hatte die Hände in die hinteren Hosentaschen geschoben und musterte ihn, als er sich an der Karosserie eines 1941er Ford zu schaffen machte.
    »Der Junge ist eine harte Nuss. Kannst du dir vorstellen, dass er zwei Typen von einem Hausdach schmeißt?«, sagte sie.
    »Ohne weiteres, und

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