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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zwar genauso ungerührt, wie er seinen Kaugummi ausspuckt«, sagte ich.
    An diesem Nachmittag ging ich rüber zu Marvin Pomroys Büro im Gerichtsgebäude. Seine Sekretärin sagte mir, dass er in dem mexikanischen Lebensmittelladen sei, der nur ein paar Schritte vom Rathausplatz entfernt war. Als ich quer über den Rasen zum Laden lief, meinte ich Skyler Doolittle zu sehen, der mit seinem Panamahut und dem abgewetzten Seersucker-Anzug eine Nebenstraße entlangging, den Oberkörper vornübergebeugt, als wollte er sein Ziel schneller erreichen, als seine Beine ihn tragen konnten.
    Marvin Pomroy saß unter dem Deckenventilator mit den hölzernen Blättern im hinteren Teil des Ladens, aß ein Taco und las dabei ein Buch.
    »Ich hoffe, es geht um Baseball«, sagte er.
    »War das da draußen Skyler Doolittle?«, fragte ich.
    »Er kam vorbei und gab mir ein Buch. Über Earl Deitrichs Urgroßvater. Offenbar war dieser Urgroßvater, ein gebürtiger Elsässer, als Diamantenschürfer und Sklaventreiber für die Belgier tätig.«
    Ein Deputy-Sheriff in Uniform kam herein und kaufte sich vorne am Ladentisch eine Packung Red Man. Er warf uns beiden einen bösen Blick zu, bevor er hinausging.
    »Esmeralda Ramirez will Hugo und seine Untergebenen übrigens nicht wegen sexueller Belästigung anzeigen, vorausgesetzt, man belangt Sie nicht wegen der Schlägerei mit dem Deputy. Haben Sie das gewusst?«, sagte Marvin.
    »Nein, habe ich nicht«, sagte ich. Marvin blickte zu mir auf, als ich einen Stuhl herauszog und mich unaufgefordert hinsetzte. »Lassen Sie Wilbur Pickett laufen.«
    »Bei der Staatsanwaltschaft in Austin ist man offenbar der Meinung, dass er schuldig ist. Ich habe auch noch ein paar Anrufe von anderen Leuten erhalten.« Er wandte sich von mir ab und schaute ins Leere.
    »Sagen Sie denen und auch Earl Deitrich, sie sollen Ihnen den Buckel runterrutschen«, sagte ich.
    »Ach ja, weil sich die Leute, die Geld und Macht besitzen, mit so einem Spruch jederzeit abspeisen lassen«, sagte er.
    Wir schauten einander schweigend an. Die Blätter des Buches, das er las, bauschten sich im Luftzug des Deckenventilators. Marvin Pomroy war ein tüchtiger Mann, der davon überzeugt war, dass die Rechtsordnung ein unantastbares Gut darstellte, gewissermaßen erhaben war über jegliche Einflussnahme von Seiten der Menschen, die sie fortwährend zu ihren Gunsten auslegen wollten. Nichts und niemand, auch keinerlei persönliche Anfechtungen, vermochte ihn von diesem Glauben abzubringen. Mir war klar, dass auch ich nicht dagegen ankam.
    »Warum hat Ihnen Skyler Doolittle das Buch gegeben?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Ich glaube, dieser Urgroßvater war ein rechter Dreckskerl. Der hat sogar einen Leitfaden für die belgischen Kolonialbeamten verfasst, in dem er ihnen erklärt, wie sie der ausgehungerten Eingeborenen habhaft werden können, die sich nachts auf der Suche nach Nahrung in ihre Gärten schleichen. Werfen Sie mal einen Blick auf das Bild da. Er hat rund um seine Blumenbeete Menschenschädel aufgereiht ... Ist alles in Ordnung?«
    »Das ist genau die Sache, von der Wilbur Picketts Frau gesprochen hat. Sie hatte das Bild im Kopf. Es hat etwas mit Geistern zu tun, die Rache wollen.«
    Er kniff sich mit spitzen Fingern in die Schläfen, winkte dann der Bedienung und bat um die Rechnung.
    »Ich glaube, ich spaziere mal wieder ins Büro. Bleiben Sie sitzen. Trinken Sie einen Eistee. Der geht auf mich. Wirklich«, sagte er.

6
    An diesem Abend bekam ich unverhofft Besuch von meinem Sohn Lucas Smothers, der gerade sein erstes Jahr am A & M hinter sich brachte. Er parkte den Pickup seines Stiefvaters auf der Auffahrt und kam in die Scheune, wo ich die Boxen ausmistete und das für den Komposthaufen bestimmte Stroh auf eine Schubkarre lud. Die Druckknöpfe seines Cowboyhemds standen bis zur Brust offen, der Strohhut saß schief nach vorne gekippt auf seinem Kopf. Er kauerte sich mit seinen langen Beinen hin, schob die Hutkrempe mit dem Daumen hoch und blinzelte mit einem Auge auf die untergehende Sonne über dem Weiher, als ob ihn ein weltbewegender Gedanke beschäftigte.
    »Ich wüsste eine ganze Menge Dinge, die an so einem Abend mehr Spaß machen«, sagte er.
    »Solltest du nicht auf der Uni sein?«, fragte ich.
    »Ich hab nächste Woche Prüfungen. Hast du Lust, einen Wurm zu baden?«, sagte er.
    »Wie wär’s, wenn ich dir stattdessen draußen im Shorty’s zum Abendessen was vom Grill spendiere?«
    »Hab ich nix gegen einzuwenden.«

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