Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
rangelten zwei Deputys in Uniform mit einem schwarzen Häftling, der in Hüftketten gelegt war und die weiße Sträflingskluft des Bezirks trug. Das linke Auge des Häftlings war angeschlagen, und weißer Schaum quoll ihm aus dem Mund.
»Was gibt’s da zu glotzen? Der Hurensohn hat aus ’nem Feuerlöscher getrunken«, sagte der eine Deputy.
Der zweite Deputy schaute mich an, erkannte mich dann und schlang gleichzeitig den Arm um den Kopf des widerspenstigen Schwarzen.
»Hey, Ihr Mandant, der Abartige in dem Käfig dort. Wenn wir den noch mal wegen derselben Sache aufgreifen, geht er hier als Ochse wieder raus«, sagte er.
An diesem Abend zerstörte ein Tornado südlich von uns eine ganze Gemeinde und tötete über dreißig Menschen. Ich ritt mit Beau, meinem Morgan, hinaus auf die Felder und sah, wie der Staub am Horizont im Süden aufstieg und die Regenwolken sich wie Ölqualm vor die Sonne schoben. Ich zügelte Beau und lenkte ihn wieder in Richtung des Hauses, als der Regen über die Felder zog und auf den Fluss prasselte.
Der Himmel wurde schwarz, und die Temperatur musste um gut fünf Grad gefallen sein. Ich schaltete das Licht in der Scheune ein, band mir eine Lederschürze um und hebelte ein lockeres Hufeisen von Beaus linker Hinterhand. Ein Auto bog von der Landstraße auf meine Auffahrt, hielt kurz neben der Veranda und rollte dann langsam vor die Scheune.
Die aufgeblendeten Scheinwerfer leuchteten mir direkt in die Augen.
Ich nahm einen Hammer vom Amboss und stellte mich unmittelbar hinter das offene Scheunentor. Die Scheinwerfer wurden ausgeschaltet, und ich sah einen tief gelegten, grell orangerot gespritzten 1961er T-Bird mit verchromten Speichenrädern und rotbraunen Ledersitzen, der voller mexikanischer Kids war. Ronnie Cruise stellte den Motor ab und kam durch den Regen in die Scheune.
Er trug eine weite schwarze Hose und ein eng anliegendes geripptes Unterhemd und hatte einen Rosenkranz aus dunkelroten Glasperlen um den Hals. Wassertropfen standen auf seinen kräftigen braunen Schultern.
»Ein tolles Auto«, sagte ich.
»Das haben ich und Cholo gebaut. Ich hab allerhand Kisten für Leute hier aus der Gegend fertig gemacht«, sagte er. Er warf einen kurzen Blick auf den Hammer in meiner Hand. »Denken Sie etwa, wir wollen Ihren Avalon klauen, Mann?«
»Was wollen Sie denn?«
»Ich wollte Sie bei der Werkstatt nicht abblitzen lassen. Aber sehen Sie –« Er hielt die Finger in die Luft und schaute sie an, während er sprach, so als stünden dort die Worte, die er brauchte. »Sehen Sie, ich hab gehört, was die Lady gesagt hat, als ich mich umgedreht hatte. Wegen der zwei Jungs, die vom Dach geflogen sind. Irgendwie hat euch das jemand so erzählt. Aber Sie haben nicht den Anstand gehabt, mich danach zu fragen. Ich finde das nicht allzu gut, Mann.«
»Vielleicht geht uns das gar nichts an.«
»Tja, na ja, dann klär ich Sie mal auf. Zwei Jungs von den Viscounts haben im Kino ein Mädchen abgetatscht. Als sie dann zur Rede gestellt worden sind, haben sie Schiss gekriegt und hinterfotzig, wie sie waren, eine Neuner gezogen. Vielleicht hat sie ihnen der Typ, dem sie damit gekommen sind, abgenommen und sie über ein paar Dächer gejagt. Also haben sich die zwei Counts gedacht, sie springen zu ’ner Feuerleiter. Fast hätten sie’s geschafft. Aber der Typ hat niemand vom Dach geschmissen ...« Forschend blickte er mir ins Gesicht. »Warum sehen Sie mich so an?«
»Weil ich keine Ahnung habe, weshalb Sie hier sind.«
Er wandte den Blick ab und atmete durch die Nase aus.
»Da draußen tobt ein Tornado, und ich konnte nicht nach Hause fahren«, sagte er.
»Wollt ihr einen Kaffee?«
Er tippte sich mit drei Fingern an die Brust. »Ja, das fand ich nicht schlecht.«
Ich ging ins Haus und brachte eine Kanne Kaffee und eine Papiertüte voller Blechtassen raus. Seine Freunde, zwei Mädchen und zwei Jungs, alle mit nach hinten gedrehten Kappen auf dem Kopf, saßen auf Heuballen oder schlenderten zwischen den Boxen herum, betasteten Sättel, aufgerollte Lassoseile, Rechen, Hauen, Hacken, Zaumzeug, ein Paar Chaps, Äxte und Schmiedezangen, als wären es Museumsstücke.
Ich feilte Beaus Huf ab und beschlug ihn, führte ihn dann zu seiner Box. Ronnie Cruise trat hinter ihn, um die Kaffeekanne zu holen, und Beaus schwarze Hufe keilten wie Vorschlaghämmer aus. Ronnie fasste sich ans Schienbein, wurde kreidebleich vor Schmerz und schüttete sich den Kaffee über die Hemdbrust. Ich packte ihn am Arm
Weitere Kostenlose Bücher