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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Jugendbanden in Houston?«
    »Haben Sie schon mal was von den Purple Hearts in San Antonio gehört?«
    »Wie war das?«
    In der Mittagspause ging ich zum einzigen Fitnessstudio in unserem Ort, setzte mich ins Dampfbad und lehnte mich an die Kacheln. Die Striemen von den Schlagstockhieben, die ich in Hugo Roberts’ Büro eingesteckt hatte, waren lilagelb verfärbt und angeschwollen, als hätte ich Karotten unter der Haut. Ich tunkte einen Schwamm in einen Eimer Wasser und drückte ihn über meinem Kopf aus, legte mich dann auf den Rücken, zog die Knie bis an die Brust und dehnte meine Muskeln.
    Als ich in den Duschraum ging, schrubbten sich dort zwei der Männer, die mich verprügelt hatten, unter der abgestellten Brause ab. Stramm gebaut und braun gebrannt waren sie, sodass die eingeseiften Haare wie weiße Strähnen an ihren Leibern klebten, und sie musterten mich mit finsteren, feindseligen Blicken. Ich hielt den Kopf unter die Dusche, drehte beide Hähne auf und ließ mir das Wasser ins Gesicht prasseln.
    Temple Carrol stieß im Gerichtssaal zu mir, wo sich ein Mandant von mir, ein zwanzig Jahre alter Versager mit fötalem Alkoholsyndrom, wegen eines Überfalls auf den Gemischtwarenladen, in dem er früher gearbeitet hatte, vor dem Haftrichter verantworten musste. Er war nicht maskiert gewesen, und bei seiner Waffe hatte es sich um eine Luftpistole gehandelt.
    Der Richter hieß Kirby Jim Baxter. Sein Gesicht war weiß und runzlig wie eine gebleichte Pflaume, und er zog stets eine Miene, als wäre er chronisch ungeduldig und gereizt.
    »Sie schon wieder? Was, zum Teufel, ist mit Ihnen los? Wollen Sie sich Ihr Leben lang vom Pferd eines Sträflingsaufsehers anpissen lassen?«, sagte er.
    Mein Mandant, Wesley Rhodes hieß er, hatte eine Hasenscharte, eine flache Nase, einen I.Q. von etwa achtzig und weit auseinander stehende, reptilienhafte Augen, die ständig so wirkten, als hinge er gleichzeitig zweierlei verschiedenen Gedanken nach. Er stopfte sich den Hosenstall mit Socken aus, trug Motorradstiefel mit Plateausohlen und zwei dicke langärmlige Hemden übereinander, sodass sein Oberkörper wie ein mit Stoff umwickelter Baumstumpf aus der Levi’s ragte.
    Ich setzte zu der üblichen alten Leier an, die jeder Richter zu hören kriegt, wenn er die Kaution für Menschen wie Wesley festsetzen muss. »Euer Ehren, mein Mandant hat eine Entziehungskur angefangen und nimmt täglich an den Treffen der Anonymen Alkoholiker teil. Wir beantragen daher –«
    »Habe ich Sie angesprochen, Herr Rechtsanwalt?«, sagte Kirby Jim.
    »Nein, Euer Ehren.«
    »Dann halten Sie den Mund. Und nun hören Sie mal zu, junger Mann –«
    Es hätte ein Kinderspiel sein können. Kirby Jim war vom Leben im Allgemeinen angewidert, aber er war kein übler Mann. Er hatte Mitgefühl und durchaus Verständnis dafür, dass Menschen wie Wesley Rhodes vom Tag ihrer Geburt an keine Chance hatten. Außerdem wusste er, dass Wesley im Strafvollzug von jedermann untergebuttert wurde.
    »Es war kein bewaffneter Raubüberfall, weil keine Kugeln in der Knarre gewesen sind. Ich bin bloß da rein, weil ich mir eine Illustrierte kaufen wollte. Mein Daddy hat gesagt, das soll ich euch sagen, und dass ihr mich am Arsch lecken könnt. Ich hab keine Angst davor, wieder einzufahren. Außerdem pissen einen Pferde nicht an, solang man nicht unter sie gerät. Was mal wieder beweist, was Sie für eine Ahnung haben«, sagte er und wandte mir sein grinsendes, jämmerliches Gesicht zu, als hätte er die texanische Rechtsordnung ein für alle Male vernichtet.
    »Die Kaution wird auf zehntausend Dollar festgesetzt. Gerichtsdiener, schaffen Sie ihn weg«, sagte Kirby Jim.
    So lief es meistens ab.
    Temple und ich setzten uns auf eine Eisenbank draußen unter den Bäumen, neben dem Geschütz aus dem spanischamerikanischen Krieg. Es war warm im Schatten, und in den Bäumen wimmelte es von Hähern und Spottdrosseln.
    »Es war nicht deine Schuld. Der Junge hat von Geburt an einen Mühlstein um den Hals hängen«, sagte sie.
    »Ich habe an was anderes gedacht.« Ich berichtete ihr von dem Besuch, den Ronnie Cruise mir am Vorabend zu Hause abgestattet hatte, und von dem Brand in Houston, bei dem das leer stehende Sparkassengebäude auf Earl Deitrichs Grundstück eingeäschert worden war.
    »Glaubst du, diese Mexikanerkids sind das gewesen, und Ronnie Cruise wollte ihnen ein Alibi verschaffen?«, fragte sie.
    »Möglicherweise.«
    »Was soll’s? Das ist Rattengesindel. Außerdem hat

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