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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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versteckt. Ich dachte, ich sag Ihnen lieber gleich Bescheid. Einen schönen Tag noch.«

7
    Mein Sohn Lucas hatte mir erklärt, dass die älteren Bewohner von Deaf Smith keine Ahnung hätten, was wirklich in ihrer Stadt vorging. Er hatte Recht. Wir redeten über die jüngeren Leute, als wären sie nicht anders als frühere Generationen. Irgendwie nahm man die Kids nicht wahr, die in der zweiten Unterrichtsstunde auf der Highschool bekifft waren, die Mädchen, die abtreiben ließen, die Jungs, die sich mit Hepatitis, Herpes und Tripper angesteckt hatten, oder jene, die ihre Rucksäcke durchs Fenster reichten, damit sie ihre Schusswaffen an den Metalldetektoren der Schule vorbeischmuggeln konnten.
    Ein Junge, der vor einer Toilettenschüssel kniet, während ihm Blutfäden von den aufgeplatzten Lippen hängen und ihn die in Jeans steckenden Beine seiner Peiniger wie Gitterstäbe umgeben, ist ein trauriger Anblick. Die Tatsache, dass die Lehrer nicht daran denken, dazwischenzugehen, ist noch trauriger.
    Aber wenn wir die jüngeren Leute so sahen, wie sie wirklich waren, mussten wir uns ebenfalls auf den Prüfstand stellen. Wir mussten uns fragen, warum wir zuließen, dass sich ein Mensch wie Hugo Roberts unter uns aufhielt.
    Als ich seine Nachricht abgehört hatte und mich zu seiner Dienststelle begab, wartete er mit einer weiteren Mitteilung auf. Sein wie ein Unterstand wirkendes Büro wurde nur von der Deckenlampe erleuchtet, und im indirekten Licht der nach unten abgeschirmten Glühbirne sah sein Gesicht wie ein runzliger brauner Ballon aus, der im Zwielicht trieb.
    »Wir haben diesen alten Burschen aufgegriffen, diesen Skyler Doolittle. Er sagt, er ist Ihr Mandant«, sagte er.
    »Nicht unbedingt. Was hat er gemacht?«
    »Hat sich am Spielplatz bei der Grundschule rumgetrieben, wollte den Kindern Bonbons geben.«
    »Gibt es irgendeine Verordnung über das Verschenken von Bonbons?«
    »Sie können mir ruhig schlau kommen, Billy Bob. Aber ich hab schon Kinder aus Laubhaufen und Müllhalden gebuddelt. Macht ihr das bei den Rangers auch?«
    »Ich bin nur aus einem Grund hier, Hugo. Sie haben diese Wertpapiere in Wilbur Picketts Haus versteckt. Sie werden sich noch wünschen, Sie hätten’s nicht getan.«
    Er grinste, nahm einen Füller von seiner Schreibunterlage und schraubte die Kappe ab, schob die Feder immer wieder rein und raus.
    »Haben Sie in letzter Zeit mal die kleine Mexikanerin gesehen, wie heißt sie doch, Esmeralda Soundso?«, sagte er.
    Ich ging quer über den Rasen zum Gerichtsgebäude, wo Skyler Doolittle auf einer Holzbank in der Arrestzelle saß, die sich zwischen dem Büro des Beschließers und dem Fahrstuhl an der Rückseite des Gebäudes befand. In Verbindung mit dem langärmligen weißen Hemd und dem breiten roten Schlips wirkten sein kahler Kopf und der steife Nacken genau wie das kuppelförmige Oberteil eines teilweise frisch gestrichenen Feuerhydranten.
    »Ich hole Sie in etwa einer halben Stunde hier raus. Aber meiner Meinung nach ist es besser, wenn Sie sich nicht noch mal auf dem Schulhof rumtreiben.«
    »Ich würde den Kindern nichts zuleide tun«, sagte er.
    »Das weiß ich«, sagte ich. Seine Augen, die grau bis farblos waren, wirkten eine Idee ruhiger. »Meine Ermittlerin hat sich übrigens umgetan und keinerlei Hinweis darauf gefunden, dass Earl Deitrich Sie ins Irrenhaus stecken lassen will. In dieser Hinsicht haben Sie sich also möglicherweise unbegründete Sorgen gemacht, Mr. Doolittle.«
    »Diese Deputy-Sheriffs haben mich als Perversen bezeichnet. Sie haben gesagt, sie hätten ein Auge auf mich. Sie haben gesagt, der Staat hätte spezielle Orte für meinesgleichen.«
    Ich fasste mit den Fingern in den Maschendraht der Zelle. Er kam mir vor wie der einsamste Mann, den ich je gesehen hatte, geächtet und aus jeglicher menschlichen Gesellschaft verstoßen.
    »Ein paar mexikanische Schlägertypen haben mir gegenüber Ihren Namen erwähnt, Mr. Doolittle. Möglicherweise sind das die gleichen Kids, die den Tod eines Juden in Houston verschuldet haben. Ich halte Sie für einen anständigen und guten Mann, Sir. Ich nehme an, Ihr Wort ist etwas wert. In diesem Sinne bitte ich Sie, Earl Deitrich in Ruhe zu lassen«, sagte ich.
    Er schien sich meine Worte durch den Kopf gehen zu lassen, zuckte mit den Mundwinkeln.
    »Wenn Sie mich darum bitten. Ja, Sir, ich werde ihm keinen weiteren Ärger mehr machen«, sagte er.
    Als ich am Fahrstuhl vorbeiging, der aussah wie eine Zelle mit Trossen,

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