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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Haus aus, ging zur Scheune, tastete nach der Glühbirne hinter der Tür und stellte fest, dass sie heiß war. Sie zog an der Kette aus Eisenperlen, hörte das leise Klicken, mit dem das Licht ausging, blieb stehen, eine Hand am Verschlag einer Pferdebox, und lauschte. Ein Waschzuber, in dem Wilbur Mais schälte, wurde vom Wind erfasst und schlug leise scheppernd an den Holzpfosten, an dem er hing. Sie ging zum anderen Ende der Scheune und schaute hinaus in die Dunkelheit und zum Himmel, an dem Blitze zuckten, hörte den Donner, der über die Einöde hinwegrollte, wie Äpfel, die über eine Holzrutsche in die Saftpresse poltern.
    Die Pferde kämpften sich keuchend und schnaufend aus dem Arroyo, stampften mit den Hufen, scheuten vor etwas, das sich aus der Dunkelheit auf das Haus zubewegte.
    Kippy Jo wich zurück, tastete mit der Hand nach der Fliegendrahttür, zog sie auf und trat im Widerschein der Blitze, der sich auf ihren blinden Augen spiegelte, in die Küche. Sie legte den Riegel vor, stieß gegen den Tisch und hatte das Gefühl, als bliebe ihr das Herz stehen, als die Holzbeine über das Linoleum scharrten.
    Sie hörte, wie der Geflügelte die Kette an der Windmühle löste, wie das Rad ratternd auf Touren kam und das kalte, klare Brunnenwasser aus dem Rohr schoss, das zur Pferdetränke führte. Die Haare wehten ihm wie Federn um den Kopf, und er hielt die hohle Hand unter das Rohr und klatschte sich Wasser ins Gesicht und auf den Kopf, wischte sich dann mit dem Ärmel seiner Jacke ab und trank einen Schluck aus einer schweren Flasche, die er in der anderen Hand hatte.
    Als er von der Tränke zurücktrat, hinterließen seine Füße tief eingekerbte Spuren im Matsch.
    Kippy Jo atmete gepresst durch den Mund. Die Landschaft vor ihrem inneren Auge hatte sich verändert, und sie sah den Geflügelten an einem fremden Ort, an dem es heiß war und fortwährend regnete, wo sich eine mit Fischköpfen übersäte, unbefestigte Straße zwischen Bimssteinhütten mit Blechdächern hindurchschlängelte, wo der Geflügelte und einige Soldaten in Uniform und mit Stahlhelmen eine Reihe Indianer rückwärts in einen Graben drängten.
    Der Geflügelte stand jetzt unmittelbar vor der Fliegendrahttür, hatte einen Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt. Der Wind bauschte die Vorhänge, zerrte an den Säumen und stieß die vordere Tür auf. Kippy Jo tastete sich an der Wand entlang zum Schlafzimmer und streifte eine Sprosse des als Gewehrständer dienenden Hirschgeweihs, das Wilbur über der Kommode angenagelt hatte.
    Was hatte Wilbur gesagt, als es um das Gewehr ging? Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern. In diesem Haus gibt’s keine Schusswaffe, die nicht geladen ist, Kippy Jo. Wenn man immer dran denkt, passiert auch kein Unglück.
    War es das?
    Sie war sich nicht sicher.
    Sie nahm das .308er Savage mit Unterhebelverschluss von den Geweihstangen, öffnete dann die Nachttischschublade und holte einen .22er Magnum-Revolver heraus, der in einem Holster ohne Patronengurt steckte. Sie setzte sich aufs Bett und wartete, die Unterhebel-Repetierbüchse quer über dem Schoß.
    Der Geflügelte schlitzte mit einem Messer den Fliegendraht auf, löste mit einem Finger den Riegel und trat in die Küche. Er zögerte, lauschte in die Dunkelheit, betastete die warme Kaffeekanne auf dem Herd.
    Dann stieß er die Fliegendrahttür auf und ließ sie wieder zufallen, doch sie wusste, dass er noch im Haus war. Sie schob die Hand in den Verschlusshebel, mit dem das Gewehr durchgeladen wurde, hatte aber keine Ahnung, ob Patronen im Magazin waren oder ob sogar schon eine Patrone in der Kammer steckte.
    In diesem Haus gibt’s keine Schusswaffe, die nicht geladen ist.
    Was hatte er damit gemeint?
    Reglos blieb sie auf dem Bett sitzen und ließ den Verschlusshebel in Ruhe. Dann ertastete sie die Sicherung, löste sie und legte den Zeigefinger um den Abzug.
    Die Augen des Geflügelten hatten sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt, und er brauchte das Licht nicht anzuschalten, als er ins Schlafzimmer trat. Vor ihrem inneren Auge war der Raum in Mondschein getaucht, und der Geflügelte stand über ihr, den Blick wie gebannt auf die Büchse gerichtet, wusste nicht recht, ob er ihr nicht mit dem nächsten Schritt, den er tat, ein Ziel bot.
    Sie hob die Büchse, legte auf seine Brust an und drückte ab.
    Nichts.
    Der Geflügelte atmete tief durch und stieß eine stinkende Alkoholfahne aus, die ihr klamm und eklig, wie nasse Wolle, ins Gesicht

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