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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Hose, gewienerte Schuhe und ein langärmliges, am Hals offen stehendes weißes Hemd, dessen Manschettenknöpfe mit roten Steinen besetzt waren.
    Earl schaute den Chauffeur an. Der Blick des Chauffeurs schweifte zur anderen Straßenseite, und er trat einen Schritt zurück, so als hätte ihn eine unsichtbare Hand an der Brust berührt.
    »Sie haben Recht, Cholo«, sagte Earl. »Jeder muss in diese Sache einbezogen werden und über alles Weitere Bescheid wissen. Unbedingt.«
    »Glauben Sie etwa, ich habe Ihren Sohn geheiratet, damit ich an Ihr Geld rankomme? Sie sind erbärmlich, Mr. Deitrich«, sagte Esmeralda.
    »Ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie verbittert sind. Ich möchte bloß –«, begann Earl.
    Ronnie Cruise, der am Steuer des Mercury saß, blickte zu Earl auf. Seine Augen waren tiefschwarz, glanzlos, wie tot, bar jeden Mitgefühls, ohne Hemmungen oder Skrupel.
    »Wie Cholo gesagt hat – hier gibt’s nix mehr zu bereden. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber sagen Sie Ihrem Mann – wie heißt er doch gleich? –, diesem Fletcher, er soll seine Drecksfinger von Cholos Lack nehmen«, sagte Ronnie.
    Ein paar Minuten später schauten Temple Carrol und ich der Limousine und dem frisierten Mercury hinterher, die in unterschiedlichen Richtungen auf den allmählich abkühlenden Straßen von Deaf Smith davonfuhren. Peggy Jean hatte kein Wort gesagt. Nicht zu mir, auch dann nicht, als es Anstand und Ehrgefühl geboten hätten, dass sie in irgendeiner Weise ein Zeichen setzte, Güte und Verständnis für eine junge Mexikanerin zeigte, die soeben feststellen musste, dass man den Slums am Stadtrand von San Antonio nicht entrann, weil einen ein betrunkener weißer Junge in Piedras Negras heiratete.
    »Wie deutest du denn das Ganze?«, fragte Temple, die an ihrer Bluse zupfte, den Stoff von der feuchten Haut löste und ausschüttelte.
    Ich brachte keine Antwort zustande. Ich musste fortwährend an Peggy Jean denken, an das Gespinst aus Licht und Schatten auf ihrer Haut und dem weißen Kleid, an ihr stummes Einverständnis mit den Missetaten ihres Mannes.
    »Bist du noch auf dieser Welt?«, sagte Temple.
    »Was ich meine?«, sagte ich. »Ich meine, dass Jeff Deitrich in sexueller Hinsicht der reinste Alptraum ist. Ich glaube, er ist brutal, gefährlich und ein Rassist. Ich kann nur hoffen, dass sich Esmeralda so weit wie irgend möglich von der Familie Deitrich fern hält.«
    »Was hat dich denn so auf die Palme gebracht?«, sagte Temple.
    An diesem Abend war der Himmel blauschwarz, ringsum flackerte Wetterleuchten, und draußen in der Einöde, in den Hügeln westlich von Wilbur Picketts Haus, brannten Buschfeuer. Rotwild trampelte den Drahtzaun auf der Rückseite von Wilburs Weidegrund nieder, und sein Appaloosa und die beiden Palominos trabten hinaus in die Dunkelheit.
    Kippy Jo stand am Küchenfenster, ließ sich den Wind über das Gesicht streichen und lauschte, als Wilbur den Anhänger für die Pferde an den Pickup ankuppelte und an der Scheune vorbei hinaus ins Gelände rumpelte. Dann brühte sie sich eine Tasse Kaffee auf und trank sie am Küchentisch. Als er nach einer Stunde noch nicht zurück war, wie abgesprochen, ging sie hinaus auf den Hinterhof, schaute in Richtung der Hügel und horchte auf den Wind, der ihr die schwarzen Haare um den Nacken blies.
    Sie hörte Pferdegewieher in einem Arroyo, hörte, wie der Wind an den festgezurrten Flügeln des Windrads rüttelte, wie das Wasser über den Rand der Pferdetränke auf den blanken Boden rann. Vor ihrem inneren Auge sah sie ein blühendes Luzernenfeld, das einen frischen, fruchtbaren Duft verströmte, während Blitze über den Himmel zuckten; einen Zug, der über eine Bockbrücke in den Hügeln fuhr, einen Funkenregen hinter sich herzog, aus dem vereinzelt Flammen aufzüngelten und wie Schlangen an dem Fettholz leckten. Sie hörte das Rattern der Räder, das vom Hang eines Hügels widerhallte, dann den Pfiff, der über die Waggons hinweg nach hinten hallte.
    Als der Zug verschwunden war, hätte sie eigentlich nur mehr den Wind hören dürfen und das dumpfe Rauschen, mit dem er durch die nassen Luzernen strich, wenn Wilbur die Schleusen der Bewässerungsanlage geöffnet und die Weide überflutet hatte. Doch sie vernahm jetzt noch ein anderes Geräusch, erst einen Motor, dann eine Art Flappen, wie wenn der Wind über eine glatte Fläche strich, die sich bewegte, und sie wusste, dass der geflügelte Mann gekommen war.
    Sie schaltete sämtliche Lampen im

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