Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
die Eichen auf dem Rasen ragten schwarzgrün und düster auf.
    Peggy Jean saß am Ausleihpult, trug ein geblümtes Kleid und hatte eine Hornbrille auf. Ich stellte den Präsentkorb auf den Tisch. Die Bibliothek war nahezu menschenleer.
    »Petes Mutter will das nicht annehmen. Den Handschuh darf er auch nicht behalten«, sagte ich.
    »Ist sie sauer auf den Jungen?«
    »Sie säuft. Sie ist ständig sauer.«
    »Tut mir Leid. Ich wollte irgendwie Abbitte tun nach dem Vorfall beim Gerichtsgebäude, ich meine, wegen der Art und Weise, wie mit der jungen Mexikanerin umgegangen wurde.«
    »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Was meinst du denn, wie mir zumute war, als das Mädchen derart von oben herab behandelt und vor den Kopf gestoßen wurde? Aber ich konnte nicht das Geringste tun, ohne mitten auf der Straße einen Streit anzuzetteln«, erwiderte sie. Sie nahm die Brille ab und ließ sie an der Samtschnur baumeln, die um ihren Hals hing. »Ich denke daran, Earl zu verlassen.«
    Ich stellte fest, dass ich unwillkürlich die Hand zusammenballte und wieder öffnete, ein Kribbeln im Hals hatte, das ich mir nicht erklären konnte.
    »Du wirst schon das Richtige machen«, sagte ich.
    »Ich habe seit zwanzig Jahren nichts richtig gemacht, Billy Bob.«
    Dann wurde mir klar, wer dort hinten an der Wand saß, an einem der Lesetische, die Hände wie Tatzen über den oberen Rand eines großformatigen illustrierten Geschichtsbuches von Time-Life gelegt, das die untere Hälfte seines Gesichts verdeckte, sodass er irgendwie Kilroy ähnelte, der Comic-Figur aus dem Zweiten Weltkrieg.
    »Das ist ja Skyler Doolittle«, sagte ich.
    »Der Mann, der behauptet, Earl hätte ihn betrogen und ihm seine Uhr abgegaunert?«
    »Weiß Skyler, wer du bist?«, fragte ich.
    »Nein, er kommt ständig hierher. Armer Kerl, er tut mir irgendwie Leid.«
    Die Deckenlampen blinkten auf, ein Zeichen, dass die Bibliothek in fünf Minuten schloss.
    »Ich nehme an, du hast eine Fahrgelegenheit nach Hause«, sagte ich.
    »Earl holt mich ab«, sagte sie.
    »Aha. Na dann, gute Nacht, Peggy Jean«, sagte ich.
    »Gute Nacht«, sagte sie.
    Draußen, im Schein der Blitze, die durch die Regenwolken zuckten, wurde ich kurz darauf Augenzeuge eines unglaublichen Vorfalls, bei dem einem sofort klar wird, dass ein Unschuldiger bitter dafür büßen wird, jemand, der schon ein Leben lang vom Unglück verfolgt wird. Skyler Doolittle, der seinen zerknautschten Seersucker-Anzug trug, kam hinter Peggy Jean die Treppe vor der Bibliothek herunter, als Earl Deitrich mit seinem braunen Lincoln vorfuhr und die Beifahrertür entriegelte.
    Earls Gesicht schillerte bunt im Schein der Armaturenbeleuchtung.
    »Ich fass es nicht. Sie steigen meiner Frau hinterher«, sagte er.
    »Ich habe nichts dergleichen getan«, sagte Skyler.
    Peggy Jean stieg in den Wagen und schloss die Tür. Doch Earl fuhr nicht weg. Er kehrte um, rollte an die Bordsteinkante und ließ das elektrisch betriebene Fenster herunter, sodass er Skyler mitten ins Gesicht schauen konnte.
    »Du abartige Missgeburt, du hast gerade den schwersten Fehler deines Lebens begangen«, sagte er.
    Ich stand an der Ecke, im Schatten, sodass Earl mich nicht sehen konnte. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund kam ich mir widerwärtig vor.
    Am nächsten Morgen fuhr ich in aller Frühe, bevor ich ins Büro ging, zu einem Sportwarengeschäft in dem Einkaufszentrum an der Schnellstraße, kehrte dann in den westlichen Zipfel unseres Bezirks zurück und steuerte den Fahrweg entlang, der an Petes Haus vorbeiführte. Als niemand an die Tür kam, ging ich nach hinten. Barfuß stand er in seiner gestreiften Latzhose, deren Träger tief in sein Astros-T-Shirt einschnitten, zwischen den Tomatenstauden und harkte das Unkraut aus dem Beet.
    »Mach ’ne Pause, mein Guter«, sagte ich und setzte mich auf einen eisernen Klappstuhl. Ich stülpte ihm meinen Stetson auf den Kopf und zupfte die Lasche der Einkaufstüte auf, die ich in der Hand hatte, griff dann hinein.
    »Wo hast du denn den Handschuh her?«, fragte er.
    »Den hat mir vor zwei, drei Jahren ein Mandant gegeben. Ich habe ihn in den Kleiderschrank gelegt und völlig vergessen.«
    Er warf einen Blick zur Hintertür und zu den Fenstern des Hauses, in dem er wohnte.
    »Ist er deswegen noch in der Einkaufstüte?«, sagte er.
    »Ganz recht, weil ich noch keine Gelegenheit hatte, ihn zu benutzen. Aber du übersiehst das Wichtigste. Einen Feldspielerhandschuh

Weitere Kostenlose Bücher