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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zu dem Verkaufsstand bei der Treppe, trank eine Limonade und benutzte das Münztelefon, kehrte dann in Marvin Pomroys Büro zurück. Er war am Telefon, redete wütend auf seinen Gesprächspartner ein. Sein Gesicht schimmerte rosig, und das Licht der Deckenlampe schien auf seinen kurz geschorenen Kopf.
    »Wer war da am Telefon?«, fragte ich, nachdem er aufgelegt hatte.
    »Hugo Roberts, wer denn sonst? Was wollen Sie?«, sagte er.
    »Ich habe das FBI und eine Polizistin bei der Mordkommission in Houston angerufen. Meiner Meinung nach sollten die Bescheid wissen, dass ein weiterer Bekannter von Earl Deitrich ums Leben gekommen ist, diesmal beim Einbruch in das Haus eines Mannes, den Earl des Diebstahls bezichtigt.«
    »Das haben Sie getan?«
    »Klar.«
    »Diese Rauschgiftschmuggler, gegen die ihr in Coahuila vorgegangen seid – habt ihr jemals einen von denen gefangen genommen?«
    »Jeder hat für klare Verhältnisse gesorgt, Marvin. Der Sieger hat den Sonnenaufgang erlebt.«
    Ich dachte, er wurde etwas entgegnen, aber er ließ es bleiben. Stattdessen lehnte er sich zurück, stützte das Kinn auf die Finger und schaute mich nachdenklich an.
    »Wir werden einen Haftbefehl gegen Kippy Jo Pickett erlassen«, sagte er.
    »Worum ging es bei dem Krach mit Hugo Roberts?«, sagte ich.
    »Das geht Sie nichts an. Aber so viel kann ich Ihnen sagen. Kippy Jo hatte Spuren von Grimes’ Blut an den Fingerspitzen der linken Hand. Ich glaube, sie hat sein Gesicht abgetastet, bevor sie ihm die zweite Kugel ins andere Auge gejagt hat. Die Mär von dem blinden Mädchen können Sie sich bei Ihrer Verteidigung abschminken, Billy Bob.«
    »Sie verheimlichen doch irgendwas«, sagte ich.
    An diesem Abend kam mein kleiner Freund Pete über den hinteren Teil meines Anwesens zu der von Fliegendraht umgebenen Veranda auf der Rückseite meines Hauses. Er trug einen riesigen Strohkorb voller Obst, in Goldpapier eingewickelter Schokolade, Zellophantüten mit kandierten Kakteenfrüchten und mexikanischen Pralinen. Der Halteriemen eines nagelneuen schwarzen Baseballhandschuhs mit eingeflochtenen weißen Lederschnüren war um den Griff des Korbs geknotet.
    »Was hast du denn da, mein Guter?«, sagte ich, als ich ihm die Fliegendrahttür aufmachte.
    »Mrs. Deitrich hat das heute Nachmittag bei mir zu Hause vorbeigebracht. Meine Mutter hat gesagt, ich soll ihn herbringen und hier lassen. Sie sagt, sie lässt sich von reichen Leuten nicht von oben herab behandeln.«
    »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Sie sagt, Mrs. Deitrich schert sich keinen Pfifferling um mich. Das hier muss irgendwas mit euch zu tun haben.« Er wuchtete den Korb auf den Holztisch, setzte sich auf eine Bank und schaute auf seine Tennisschuhe. Das gelbe Zellophan und das rote Band um den Korb waren unberührt. Eine Grußkarte hing halb aus dem Umschlag, der an den Korbgriff geheftet war. Ich las sie.
     
    Lieber Pete,
    ich weiß nicht, ob du dich noch aus der Kirche an mich erinnerst: Aber ich weiß, dass du ein Freund von Billy Bob bist und dass er sehr stolz auf dich ist. Bitte nimm dieses Geschenk als kleine Anerkennung für deine fleißige Mitarbeit in der Schule und deine tollen Leistungen in der Baseball-Mannschaft an.
    Deine Freundin,
    Peggy Jean Deitrich
    »Ich glaube, Mrs. Deitrich schätzt dich sehr, Pete«, sagte ich.
    »Ist egal. Ich kann nichts davon mit nach Hause nehmen. Meine Mutter schmeißt alles in den Müll.« Sein Blick verweilte auf dem Feldspielerhandschuh, dann zog er einen spitzen Mund und schaute in die Luft, als ob ihm der Handschuh überhaupt nichts bedeutete.
    »Willst du Beau satteln?«, fragte ich.
    »Nein. Ich muss den Garten jäten. Daheim läuft’s derzeit nicht so besonders.«
    Ich nickte, schaute ihm dann hinterher, als er am Hühnerhof vorbeiging und am Rande des Bewässerungsgrabens entlanglief, kurz stehen blieb und ein paar Erdklumpen ins Wasser warf. Dann überquerte er die schmale Holzbrücke, die über den Graben führte, stieg den Hang hinauf und verschwand zwischen den Kiefern, die den staubigen Hof und das Bretterhaus verdeckten, in dem er wohnte.
    Peggy Jean arbeitete abends manchmal ehrenamtlich in der Bibliothek. Der Himmel hing voller Regenwolken, und die Sonne verglühte orangerot zwischen zwei Hügeln, als ich in die Stadt fuhr. Die Bibliothek war ein eingeschossiger Bau mit spitzem Dach und hohen Bogenfenstern, wie sie um die Jahrhundertwende typisch für öffentliche Gebäude gewesen waren. Hinter den Fenstern brannte Licht, und

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