Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
E-Bass.«
    Er hatte das Haus innen gründlich geputzt und mit Seifenlauge geschrubbt, Kaffeedosen mit Petunien bepflanzt und auf die Fensterbretter gestellt und an den Wohnzimmerwänden mit Filz überzogene Haken angebracht, an denen seine Zwölfsaitige und die Slide-Gitarre hingen, die Mandoline, das Banjo und die Fiedel. Er war ein großartiger Musiker. Wenn er über Country-, Blues- und Rock-Musiker sprach, die lebenden wie auch die toten, nannte er sie immer nur bei ihrem Vor- oder Spitznamen, so als ob er und die Zuhörer sie persönlich kannten: Hank und Lefty, Melissa, Lester und Earl, Janice, Kitty, Emmylou, Stevie Ray, Woody und Cisco. Der Witz dabei war, dass er sich vor lauter Bescheidenheit und Verehrung überhaupt nicht bewusst war, dass er genauso gut oder besser als die meisten von ihnen war.
    Ich hörte, wie ein Auto von der Bezirksstraße abbog und auf den Hof fuhr.
    »Hör dir mal die nächste Nummer auf der CD an. Es ist ›Rocket ’88‹, Jackie Brenston. Die erste echte R&B-Aufnahme überhaupt«, sagte Lucas.
    Durch das Fenster an der Seite sah ich, wie ein gelbes Kabrio vor dem verbeulten, windschiefen Wohnwagen hielt, der auf Bimssteinblöcken stand. Der Fahrer trug einen Schutzhelm und ein Drillichhemd, das von oben bis unten mit Bohrschlamm bespritzt war. Die junge Mexikanerin neben ihm schob sich mit einer Hand die Haare zurück. Ihr Haar war lang und dunkel und sah aus, als wäre es mit Jod gefärbt.
    »Wohnen Jeff Deitrich und Esmeralda Ramirez etwa hier?«, sagte ich.
    »Ich hab ihm einen Job auf meinem Turm besorgt. Der Typ versucht, sein Leben geregelt zu kriegen. Die zwei werden’s nicht leicht haben.«
    »Der bringt nur Unheil über dich.«
    »Was war denn aus mir geworden, wenn du die gleiche Einstellung gehabt hättest, als ich in der Klemme war? Ich würde im Knast von Huntsville Baumwolle pflücken.«
    Durch das Fenster sah ich, wie Jeff mit Esmeralda in den Wohnwagen ging, den einen Arm um ihre Schulter gelegt, in der linken Hand eine Lunchbox. Ich atmete tief durch und suchte nach Worten, die einigermaßen vernünftig klangen und die Angst kaschierten, die mir in der Brust saß. Der Wind schlug die Tür des Wohnwagens zu, dass es klang wie ein Pistolenschuss.
    Der Mann, der an Händen und Füßen angekettet neben Skyler Doolittle saß, war ein gewisser Jessie Stump, vorbestraft wegen bewaffneten Raubüberfalls, amphetaminabhängig und außerdem ein Psychopath, der einen mexikanischen Richter im Gerichtssaal niedergeschossen hatte, durch ein geschlossenes Fenster im ersten Stock gesprungen und im Herzen von Mexico City untergetaucht war. Außerdem war er ein ehemaliger Mandant von mir. Als er wegen Urkundenfälschung angeklagt war und ich ihn herausgehauen hatte, bezahlte er mein Honorar mit einem faulen Scheck.
    Fünf Häftlinge in orangefarbenen Sträflingsoveralls saßen hinten im Bus und zwei Deputy-Sheriffs in Uniform vorne, durch ein Maschendrahtgitter geschützt. Jessie war der einzige Häftling, den man in Handschellen und Fußeisen gelegt hatte. Mit klirrenden Ketten beugte er sich vor und zog ein Sattlerwerkzeug aus seinem Schuh, eine Art Ahle mit einem feinen, nadelspitzen Haken. Dann schob er die Spitze in das Schloss der rechten Handschelle und drehte sie vorsichtig herum, als wollte er ein Uhrwerk nachstellen.
    Als der gezackte Stahlbacken aufsprang, schob sich Jesse ein kleines Stück Seife in den Mund und machte sich an seinen Beinketten zu schaffen. Skyler Doolittles Hand legte sich wie ein großer Klumpen Brotteig um die seine.
    »Ich komme mit«, flüsterte Skyler.
    Jesse hatte kohlschwarze Haare, ein von Aknenarben zerfurchtes Gesicht, dunkle Augen, die irre und unstet wirkten. Mit zusammengekniffenen Lippen hielt er die Seife fest, die in seinem Mund zerging. Er zögerte einen Moment lang, wirkte nachdenklich, sann vielleicht über einen Ausweg nach, dann fügte er sich. Er schob die Ahle in Skylers linke Handschelle. Seine Fingerspitzen waren schwarz vor Schmutz, die Nägel dick wie ein Schildkrötenpanzer, aber er hantierte mit dem Sattlerwerkzeug so gefühlvoll wie ein Chirurg.
    Eine Minute später kullerte Jesse eine aufgeschraubte Flasche Drano den Gang entlang und sank zu Boden, wand und krümmte sich, schlug mit den Füßen aus, hatte weißen Schaum vor dem Mund.
    Der Deputy, der als Begleitschutz mitfuhr, schaute durch den Maschendraht nach hinten.
    »Halt sofort an. Stump hat Abflussreiniger gesoffen«, sagte er zum Fahrer.
    Schaukelnd blieb der

Weitere Kostenlose Bücher